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München/Oberschleißheim. Erika Franke, eine promovierte Mikrobiologin aus Ost-Berlin, war die erste Frau in den deutschen Streitkräften, die den Rang eines Zwei-Sterne-Generals erreichte. Am 12. Mai verabschiedete sie der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel, aus ihrer letzten militärischen Verwendung und übertrug das Kommando der Sanitätsakademie der Bundeswehr an Generalarzt Dr. Gesine Krüger. An dem Kommandowechsel in der Schlossanlage Schleißheim nahmen zahlreiche Gäste aus dem zivilen und militärischen Bereich teil. Auch die Politik war beim Abschied von Generalstabsarzt Dr. Franke vertreten – an der Spitze der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Sonderaufgaben, Marcel Huber. Es spielte das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr aus Garmisch-Partenkirchen.
Die scheidende Kommandeurin ließ am 12. Mai 2016 eine beispiellose Karriere ausklingen. Am 1. Juni wird die 62-jährige Berlinerin nach nunmehr 25 Dienstjahren die Bundeswehr als Zwei-Sterne-General in den Ruhestand verlassen. Keine Frau hat es vor ihr so weit geschafft.
Erika Franke hatte nach ihrem Abitur das Studium der Humanmedizin im damaligen Ost-Berlin begonnen. Seit 1979 war sie dann beim Krankenhaus der Volkspolizei tätig. Auf die Anerkennung zur Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie 1985 folgte ein Jahr später die Promotion. 1990, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, wurde das Krankenhaus von der Bundeswehr übernommen. Franke trat damals als Oberfeldarzt in den Sanitätsdienst ein.
Bis 2001 leitete sie die Laborabteilung I „Medizin“ im Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr in Berlin und fungierte zugleich als Stellvertreterin des Institutsleiters. Zweimal war sie in dieser Zeit im Auslandseinsatz auf dem Balkan. Nach verschiedenen Führungsverwendungen – unter anderem im Sanitätsamt und im Einsatzführungskommando – wurde die Soldatin schließlich im Juli 2013 Kommandeurin der Sanitätsakademie in München.
Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt im Kreis der Familie
Als Chefärztin des Bundeswehrkrankenhauses Ulm machte Erika Franke im Jahr 2006 den Karrieresprung zum Generalarzt. Es schlossen sich Verwendungen als Chefin des Stabes und Stellvertreterin des Amtschefs des Sanitätsamtes an. Zum Schluss übernahm die Mikrobiologin 2013 das Kommando über die Sanitätsakademie. Die Beförderung zum Generalstabsarzt erfolgte im selben Jahr.
Franke beendet neben ihrer Zeit als Kommandeurin Ende dieses Monats auch den aktiven Dienst in den Streitkräften. In einem Pressegespräch vor der Kommandoübergabe hatte die künftige Pensionärin gestanden, sie freue sich am meisten auf ihren Umzug in die Hauptstadt. „Endlich kann ich wieder ganz bei meiner Familie sein, ohne den Druck zu haben, wieder abreisen zu müssen.“
Nachfolgerin kommt aus den Reihen der deutschen Luftwaffe
Neue Frau an der Spitze der Sanitätsakademie ist jetzt Generalarzt Dr. Gesine Krüger. Die gebürtige Niedersächsin trat 1987 als Stabsarzt und Truppenärztin beim Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ (jetzt Taktisches Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“) in Kerpen/Nörvenich ihren Militärdienst an. Die Allgemeinmedizinerin wurde 2015 als Stellvertretende Kommandeurin des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung in Diez zum Generalarzt befördert.
Für ihre neuen Aufgaben an der zentralen Ausbildungsstätte des Sanitätsdienstes wünschte Generaloberstabsarzt Tempel der neuen Akademieleiterin alles Gute. Der Inspekteur: „Ich freue mich auf eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit und wünsche Ihnen bei Ihren Entscheidungen viel Erfolg und die nötige Fortune.“
Die langsame Öffnung aller Laufbahnen in den Streitkräften für Frauen
Frauen im Rang eines Generals gibt es zurzeit nur im Sanitätsdienst der Bundeswehr. Dort wurden ab dem Jahr 1975 approbierte Ärztinnen, Tiermedizinerinnen und Apothekerinnen als Soldatinnen eingestellt. In den 1980er- und 1990er-Jahren folgten dann ausgewählte soldatische Dienstposten im Sanitätsdienst und im Militärmusikkorps. Erst im Jahr 2001 öffnete die Truppe all ihre Laufbahnen auch weiblichen Kandidaten.
Heute sind von den knapp 177.000 Uniformträgern der Bundeswehr rund 19.400 Soldatinnen (Stand: 31. März 2016). Neben Generalarzt Dr. Verena von Weymarn, im Ruhestand seit dem 1. August 2004, und Generalstabsarzt Dr. Erika Franke ist Generalarzt Dr. Gesine Krüger mittlerweile die dritte Frau, die es in den Rang eines Generals geschafft hat.
Zu unseren drei Bildern:
1. Zusammen mit dem Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel, schritt Generalstabsarzt Dr. Erika Franke am 12. Mai 2016 in der Schleißheimer Schlossanlage die Front ab. In der Mitte Staatsminister Marcel Huber.
(Foto: Julia Langer/Bundeswehr)
2. Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit Dr. Franke (links) und ihrer Nachfolgerin, Generalarzt Dr. Gesine Krüger.
(Foto: Julia Langer/Bundeswehr)
3. Die Berlinerin Erika Franke blickt auf 25 Dienstjahre als Soldatin und auf eine einzigartige Karriere im Sanitätsdienst zurück.
(Foto: Julia Langer/Bundeswehr)
