menu +

Nachrichten



Koblenz/Köln. Mehr Versorgungssicherheit, eine höhere Qualität bei Waren und Dienstleistungen, größere Wirtschaftlichkeit bei der Leistungserbringung – die Vorgaben des neuen Vertrages lesen sich ambitioniert und offenbaren zugleich frühere Unternehmensdefizite. „Zwischenlösung Bekleidungsmanagement“, so nennt sich das neue Geschäftsabkommen, das vor Kurzem zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnologie und Nutzung (BAAINBw) und der LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft mbH – kurz LHBw – geschlossen wurde. Mit Hilfe des Vertrages soll „die LHBw ihr bestehendes Geschäftsmodell an modernen Standards in vergleichbaren Dienstleistungsunternehmen ausrichten“, so das Bundesamt am 21. Juli in einer Pressemitteilung.

Die in Köln-Gremberghoven ansässige LHBw ist der Dienstleister der Bundeswehr im Bereich der Bekleidung und persönlichen Ausrüstung. Rund 1200 Mitarbeiter (davon etwa 700 Bundeswehrangehörige) kümmern sich um die Versorgung von Soldaten und Zivilbediensteten.

Die Leistungen der LHBw umfassen dabei den kompletten Lebenszyklus der Ausstattung: von der Bedarfsplanung und dem Einkauf über die Lager- und Transportlogistik bis hin zum Reinigungsservice und der Durchführung von Schneidereiarbeiten.

Den Kundenservice mit einem „ direkten Draht zum Unternehmen“ verbessern

Der Vertrag mit einem Gesamtvolumen von rund 850 Millionen Euro tritt am kommenden Montag (1. August) in Kraft und läuft bis zum 31. Dezember 2020. Ihn unterzeichneten Rainer Krug (Abteilungsleiter im BAAINBw) sowie Uwe Schmack (Geschäftsführer der LHBw) und Harry Röhr (Prokurist der LHBw).

Ein Vertragsschwerpunkt befasst sich mit dem „verbesserten Kundenservice“. Dazu Elmar Günther aus der Vertragsabteilung des BAAINBw: „Die Gesellschaft wird bis Ende 2017 Beschwerdestellen einrichten. Diese sind dann der direkte Draht des Kunden zu den Ansprechpartnern bei der LHBw.“ Derzeit wird auch der Aufbau einer modernen, marktüblichen Lieferlogistik mit Onlineshop geprüft.

Öffentlich-privates Kooperationsmodell nach 13 Jahren gescheitert

Die LHBw entstand 2002 als öffentlich-privates Kooperationsmodell „Neues Bekleidungsmanagement“ mit den privaten Gesellschaftern Lion Apparel Inc. (USA) und Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co KG. Lion und Hellmann waren mit je 37,45 Prozent, die Bundesrepublik mit 25,1 Prozent beteiligt. Nach fast 13 Jahren endete das Privatisierungsprojekt dann abrupt. Was war geschehen?

Im Januar 2015 hatten deutsche Leitmedien von ernsthaften „Liquiditätsschwierigkeiten des Unternehmens“ (so Spiegel online am 23. Januar 2015 in seinem Beitrag „Bundeswehr-Bekleidungsunternehmen tief in den Miesen“) berichtet. Zitiert worden war dabei auch aus einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Ralf Brauksiepe an den Haushaltsausschuss des Bundestags vom 16. Januar, dem zufolge die LHBw „allein 2013 einen Verlust von 10,8 Millionen Euro“ zu verbuchen gehabt hätte. Die Versorgung der Streitkräfte mit Bekleidung war zu diesem Zeitpunkt bereits gefährdet.

Massive negative Auswirkungen durch die Neuausrichtung der Bundeswehr

Im Juni 2015 beleuchtete dann Johannes Leithäuser, Politischer Korrespondenz der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) in Berlin, noch einmal zusammenfassend den Fall „LHBw“. Für seinen Artikel „Die fast entblößte Bundeswehr“ nutzte er auch einen internen Bericht des Haushaltsausschusses. Dieser habe festgestellt, so zitierte Leithäuser, dass „trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ der Bekleidungsgesellschaft es durch ein „gemeinsames Krisenmanagement“ von LHBw und Bundeswehr gelungen sei, die Einkleidung der Rekruten in den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres „mit guten Ergebnissen“ sicherzustellen. Weiter schrieb er: „Vor wenigen Monaten war die Bekleidungsgesellschaft LHBw […] nur durch die Ankündigung vor dem Konkurs gerettet worden, dass der Staat die Gesellschaft zurückkaufen werde.“

Für den drohenden Konkurs (den das Verteidigungsministerium in einer internen Revision „Ausfall der Leistungserbringung“ nannte), seien vor allem drei Ursachen verantwortlich zu machen, meinte der Journalist im Sommer vergangenen Jahres. Zum einen sei die Entscheidung der privaten Eigentümer, durch die Gründung von Tochtergesellschaften den Handel mit Uniformen zu einem globalen Geschäft zu machen, misslungen. Zum anderen hätten die Nachforschungen des Ministeriums ergeben, dass „die Beamten, welche die privatisierten Versorgungsgesellschaften auf der Seite des Bundes führen und beaufsichtigen sollten, nicht über die notwendigen Kenntnisse“ verfügten. Und drittens, so Leithäuser, habe die „Neuausrichtung der Bundeswehr seit 2012 massive Auswirkungen“ auf die Zusammenarbeit mit der Bekleidungsgesellschaft gehabt – „es wechselten Ansprechpartner und Zuständigkeiten“.

Seit Sommer vergangenen Jahres eine Inhouse-Gesellschaft des Bundes

Wenige Wochen später, am 28. Juli 2015, übernahm die Bundesrepublik Deutschland die Geschäftsanteile der privaten Gesellschafter Lion und Hellmann an der LHBw und wurde damit alleinige Gesellschafterin der LHBw-Gruppe.

Das Unternehmen beschafft jetzt als Inhouse-Gesellschaft des Bundes auch weiterhin Uniformen und persönliche Ausrüstung für die Bundeswehrangehörigen. Von den übrigen Geschäftsteilen – der Berufsbekleidung und der Corporate Fashion – trennte sich der Bund aus rechtlichen Gründen. In der damaligen Presseerklärung der LHBw war zu lesen: „Mit der Übernahme durch den Bund ist der Grundstein für eine finanzielle Konsolidierung und Neuausrichtung des Unternehmens gelegt.“

Die LHBw betreibt derzeit bundesweit 90 Serviceeinrichtungen. Diese werden ergänzt um 24 mobile Servicepunkte (Transporterfahrzeuge, die nach festem Plan kleinere Standorte anfahren). Als logistisches Rückgrat dienen sechs Lager und Aufbereitungseinrichtungen. Einschließlich aller Modell- und Größenvarianten bewirtschaftet die LHBw mehr als 16.000 verschiedene Artikelarten und hält dabei rund 19 Millionen Artikel in den Lagern vor.


Zu unseren beiden Aufnahmen:
1. Hinweis auf den Geschäftsstandort der LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft mbH in Köln-Gremberghoven.
(Foto: Christian Dewitz)

2. LHBw-Werbung auf einem Fahrzeug des Unternehmens – gesehen in der Edmund-Rumpler-Straße, Köln-Gremberghoven.
(Foto: Christian Dewitz)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN