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Langen/Kaufbeuren. Die Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) übernimmt zum 1. Januar 2017 die militärische Flugsicherungsausbildung und wird künftig – in Kooperation mit der Bundeswehr – am Standort Kaufbeuren militärisches Flugsicherungspersonal schulen. Diese Grundsatzentscheidung ist Gegenstand eines Vertrages, der am 2. März zwischen Vertretern der DFS und des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) im Allgäuer Fliegerhorst unterzeichnet wurde. Der Vertrag ist auf unbegrenzte Zeit angelegt und kann frühestens nach Ablauf von 20 Jahren gekündigt werden.

Wie die DFS in einer Presseverlautbarung mitteilte, soll „voraussichtlich am 1. April 2016“ ein Tochterunternehmen mit dem Namen „Kaufbeuren ATM Training GmbH“ gegründet und mit der Betriebsführung der Flugsicherungsausbildung beauftragen werden (ATM: Air Traffic Management/Flugverkehrsmanagement). Die Gesellschaft mit Firmensitz Kaufbeuren will man nach militärischen Standards zertifizieren.

Millioneninvestitionen in zusätzliche Infrastruktur und Technik geplant

Mit Beginn des Jahres 2017 soll dann die „Kaufbeuren ATM Training GmbH“ die alleinige Verantwortung für die gemeinsame Ausbildung der zivilen und militärischen Fluglotsen übernehmen. Nach Informationen der Luftwaffe sollen dabei 15 Soldaten unterstützen, um „den Schülern die Besonderheiten des militärischen Flugbetriebs näher erklären zu können“.

Vorgesehen sei auch, so die Luftwaffe in einem eigenen Pressetext, ab 2017 – zusätzlich zu den von der Bundeswehr übernommenen Gebäuden – weitere Infrastruktur zu errichten. Geplant seien unter anderem ein Simulatorgebäude sowie ein Verpflegungs- und Verwaltungsgebäude.

Auf die Kandidaten wartet eine äußerst anspruchsvolle Fachausbildung

Das Stationierungskonzept der Bundeswehr von 2011 hatte ursprünglich vorgesehen, den Fliegerhorst Kaufbeuren als Bundeswehrstandort 2017 aufzulösen (wir berichteten). Die operative Flugsicherungsausbildung am Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abteilung Süd (TAusbZLw Abt Süd) sollte an einen anderen Standort verlagert werden. In Kaufbeuren waren bisher Flugsicherungskontrollleiter, also militärische Fluglotsen, von der Luftwaffe ausgebildet worden. Auch das Österreichische Bundesheer hatte in der Vergangenheit hier bereits die Ausbildungsmöglichkeiten genutzt.

Die künftige Ausbildung ziviler und militärischer Fluglotsen in Kaufbeuren ist äußerst anspruchsvoll. Dazu die Luftwaffe: „Zunächst gibt es mehrere Monate Theorie mit Unterrichtsfächern wie Luftfahrzeugtypenkunde, Luftrecht, Sprechfunkverfahren, Luftfahrtenglisch, Meteorologie und Navigation. Danach folgen erste realitätsnahe Simulationsübungen. Diese vermitteln originalgetreu das, was der Fluglotse in einem echten Tower oder Center erlebt, und bereiten ihn für den praktischen Teil der Ausbildung vor.“

Der angehende Fluglotse muss während der Ausbildung mehrere Prüfungen ablegen. Am Ende wartet die Lotsenlizenz.

Bündelung von zivilen und militärischen Kompetenzen

Die Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5650 Mitarbeitern (Stand: 31. Dezember 2015). Die rund 2000 Fluglotsen lenken täglich bis zu 10.000 Flüge im deutschen Luftraum, im Jahr rund drei Millionen. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München sowie Kontrolltürme an den 16 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Die DFS ist in der Eurocontrol-Zentrale in Maastricht vertreten.

Hauptziel der Kooperation von DFS und Bundeswehr ist nach übereinstimmender Aussage der Vertragspartner die Bündelung von Fachkompetenzen. Die künftige Zusammenarbeit bedeutet zugleich, dass die deutschen Streitkräfte nun – neben den Bereichen „IT“ und „Fuhrparkmanagement“ – eine weitere öffentlich-private Partnerschaft eingehen.

Den Kooperationsvertrag unterzeichneten am 2. März der Vizepräsident des BAAINBw, Armin Schmidt-Franke, und das Geschäftsführende Vorstandsmitglied der DFS, Klaus-Dieter Scheurle. An dem Ereignis nahmen außerdem teil: Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse, der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei Marcel Huber, der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (Bundestagswahlkreis Ostallgäu) und Brigadegeneral Lutz Kohlhaus (Abteilungsleiter „Personal, Organisation und Ausbildung“ im Kommando Luftwaffe, Köln).

Negative Folgen der Bundeswehr-Strukturreform für Region „spürbar abgefedert“

Die Bayerische Staatsregierung zeigte sich über die Vertragsunterzeichnung am Mittwoch dieser Woche hocherfreut. Staatskanzleiminister Huber erklärte gegenüber der Presse: „Die heutige Unterzeichnung zwischen der Deutschen Flugsicherung und der Bundeswehr stärkt Kaufbeurens wirtschaftliche Zukunft als Bildungsstandort. Als zuständiger Fachminister für Militär und Konversion war es mir ein großes persönliches Anliegen, die Ausbildung vor Ort zu erhalten.“

Die nun festgeschriebene Kooperation zwischen DFS und der Luftwaffe belege, dass sich der Einsatz der Staatskanzlei und die intensiven Gespräche mit dem Verteidigungsministerium gelohnt hätten, meinte Huber. Negative Folgen für die Region durch die Schließung des Militärstützpunktes könnten somit nun durch die Schaffung neuer Arbeits- und Ausbildungsplätze „spürbar abgefedert“ werden.


Zu den beiden Aufnahmen:
1. Blick auf den Monitor des Paperless Strip Systems (System elektronische Flugstreifen) in der DFS-Regionalstelle München.
(Foto: Hans-Jürgen Koch/DFS Deutsche Flugsicherung)

2. DFS-Unternehmenszentrale Langen.
(Foto: Hans-Jürgen Koch/DFS Deutsche Flugsicherung)


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