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Berlin/Düsseldorf/München. Die Bundeswehr wird von 2017 bis 2020 weitere 131 Allradfahrzeuge des Typs GTK Boxer erhalten. Dies teilte am Freitag (18. Dezember) unter anderem die ARTEC GmbH in München mit. Das 1999 gegründete Joint Venture „Armoured Vehicle Technology“ der Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann, Rheinmetall MAN Military Vehicles und Rheinmetall Military Vehicles Nederland hatte an diesem Tag in Bonn den entsprechenden Vertrag mit der europäischen Rüstungsagentur OCCAR unterzeichnet. Im Jahr 2006 hatte ARTEC bereits 272 Boxer für die Bundeswehr unter Vertrag genommen; das letzte Fahrzeug dieser Tranche wird im März 2016 an die Truppe übergeben. Am heutigen Sonntag (20. Dezember) berichtete BILD darüber, dass 255 dieser Bundeswehr-Transportfahrzeuge „für 16,4 Millionen Euro umgerüstet“ werden müssen.

Der GTK Boxer (GTK = Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) ist ein hochmobiles und gut geschütztes Allradfahrzeug, bestehend aus dem allgemeinen Fahrmodul und einem dem Einsatzzweck angepassten Missionsmodul. In der Variante „Gruppentransportfahrzeug“ können acht Infanteristen transportiert werden. Aus dem Boxer-Führungsfahrzeug wird mit IT-Unterstützung das Gefecht geführt. Ein schweres geschütztes Sanitätskraftfahrzeug dient dem Verwundetentransport.

Deutschland beschaffte über die Agentur OCCAR bislang 272, die Niederlande 200 Fahrzeuge. Für die Bundeswehr ist inzwischen die Serienauslieferung der 200 GTK Boxer in den Varianten „Gruppentransportfahrzeug“, „Führungsfahrzeug“ und „Fahrschulfahrzeug“ abgeschlossen. Der Abschluss der Beschaffung der 72 Boxer-Sanitätskraftfahrzeuge ist – wie eingangs bereits erwähnt – für März kommenden Jahres vorgesehen.

Gefechtsfahrzeug beim deutschen Heer sehr gut angekommen

In dem Anfang Oktober erschienenen „Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung zu Rüstungsangelegenheiten“ (Version für die Öffentlichkeit; wir berichteten) heißt es über den GTK Boxer: „Die Beschaffung des 2. Loses unterstreicht die Wichtigkeit dieses Systems für das deutsche Heer und zeigt einmal mehr, wie gut dieses Fahrzeug in der Truppe angekommen ist.“

Das Gesamtvolumen für die Folgebeschaffung der 131 GTK Boxer – alle in der Variante „Gruppentransportfahrzeug“ – beläuft sich nach Angaben der an der Produktion beteiligten Firmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann auf 476 Millionen Euro. Hergestellt werden die 131 Gefechtsfahrzeuge von den ARTEC-Mutterhäusern: 95 Fahrzeuge sollen bei Krauss-Maffei Wegmann gefertigt werden, 36 bei Rheinmetall.

Die internationale Beschaffungsagentur OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation) beauftragte ARTEC mit der Bundeswehr-Lieferung in Namen des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw).

Für den öffentlichen Straßenverkehr bisher nur eine beschränkte Zulassung?

In ihrer heutigen Sonntagsausgabe berichtete BILD unter der Schlagzeile „Bundeswehr kämpft gegen toten Winkel“ über das eingeschränkte Sichtfeld des Boxer-Fahrers. Aktuell hätten deshalb 255 dieser gepanzerten Achtrad-Transportfahrzeuge des deutschen Heeres für den öffentlichen Straßenverkehr nur eine beschränkte Zulassung. Nun soll für bessere Fahrersicht ein Kamera-Monitor-System eingebaut werden. BILD spricht von Zusatzkosten in Höhe von 16,4 Millionen Euro.

So völlig überraschend ist diese Maßnahme zur Beseitigung eines offenkundigen Mangels nicht. Wir schlagen noch einmal den Ministeriumsbericht „Rüstungsangelegenheiten“ vom Oktober auf und finden Seite 74 einen Hinweis auf „mit Blick auf den Einsatz gestellte Forderungen“. Diese neuen Forderungen der Truppe umfassen laut Bericht unter anderem „IED- und Minenschutzverbesserung, Kamera-Monitor-System für den Kraftfahrer, Brandunterdrückungsanlage“.

Derzeit kein „bereits qualifiziertes System“ für den GTK Boxer verfügbar

Die schwierige Nachrüstung des Boxer-Fahrzeugs mit einem Sichtsystem habe nun der Bundesrechnungshof thematisiert, schreibt die BILD am Sonntag weiter. Die Zeitung zitiert für ihren Beitrag dabei aus einer als geheim eingestuften Stellungnahme („VS – nur für den Dienstgebrauch“) der Bundesbehörde. Diese habe „große Zweifel an der Nachrüstung, da aktuell kein Monitor-System lieferbar“ sei.

Der Einbau eines Kamera-Monitor-Systems für den Boxer-Fahrer birgt nach Meinung des Bundesrechnungshofes – so ist dem BILD-Beitrag weiter zu entnehmen – Risiken. Offenbar fehlt ein bereits entwickeltes und qualifiziertes System, das den Anforderungen der Zentralen Militärkraftfahrtstelle genügt. (Anm.: Im Zuge des aktuellen Stationierungskonzepts der Bundeswehr ist die Zentrale Militärkraftfahrtstelle Ende 2012 als Behörde aufgelöst und dem im Januar 2013 neu aufgestellten Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt als Abteilung „Militärisches Kraftfahrtwesen und Zentrale Militärkraftfahrtstelle“ angegliedert worden.)

Tobias Lindner, Verteidigungsexperte der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, äußerte sich gegenüber der Bild am Sonntag: „Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, dass bei einem solch neuen Fahrzeug tote Winkel angeblich nicht durch Kameras kontrolliert werden können, während es heute für jeden Pkw Warnsysteme gibt.“


Unsere Aufnahmen zeigen den GTK Boxer bei Geländeerprobungen in Deutschland und im Ausland.
(Foto: Ralph Zwilling/ARTEC GmbH)


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