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Überlingen/Linköping (Schweden). Erleichterung und Freude bei Diehl BGT Defence und Saab Bofors Dynamics, die gemeinsam die fünf deutschen Korvetten mit dem Seezielflugkörper RBS15 Mk3 ausrüsten. Vor einigen Wochen wurde in einem Übungsgebiet in schwedischen Hoheitsgewässern mit der Korvette „Magdeburg“ die Einsatzfähigkeit dieses Systems nachgewiesen. Die Einsatzprüfung umfasste den kompletten Leistungsnachweis für die deutsch-schwedische Waffe – von der Zielzuweisung über die Missionsplanung und das Abfeuern des Flugkörpers bis zum Treffer im Ziel. Im Mai 2013 waren noch zwei Versuche im Rahmen der damaligen Einsatzprüfung gescheitert. Beide RBS15 Mk3, ausgerüstet mit Telemetriesonden, hatten zwar wie vorgesehen ihre Abschussvorrichtung auf der Korvette verlassen, waren dann aber nach kurzer Flugzeit in die See gestürzt. Die Industrie hatte sich danach verpflichtet, auf eigene Kosten nachzubessern und die ermittelten Mängel zu beseitigen.

Der erneute Einsatztest in einem Ostsee-Sperrgebiet der schwedischen Marine nahe Härnösand nordöstlich von Sundsvall fand während einer Übung im Zeitraum 27. April bis 2. Mai statt. Der Seezielflugkörper RBS15 Mk3 ist nach dieser erfolgreich verlaufenen Prüfung somit als Hauptwaffe für die Korvetten unserer Marine qualifiziert. Die Bundeswehr erhält nun zunächst 25 dieser Lenkflugkörper plus fünf Flugkörper mit Telemetrieeinrichtung.

Der Stückpreis für eine RBS15 Mk3 soll bei rund 3,5 Millionen Euro liegen (Angaben Europäisches Friedensforums epf, 2005). Neben Deutschland zählen zu den weiteren europäischen Kunden die schwedische Marine und die polnische Marine. Die Polen rüsten die Schnellboote ihrer „Orkan“-Klasse mit dem RBS15 Mk3 aus.

Auf niedriger Flugbahn direkt über der Wasseroberfläche ins Ziel

Bei dem RBS15 Mk3 handelt es sich um einen allwetterfähigen, leistungsstarken sowie vielseitig einsetzbaren Seezielflugkörper mit einer Einsatzreichweite von mehr als 200 Kilometern. In einer Pressemitteilung des Unternehmens Diehl heißt es: „Der weitreichende, allwetterfähige Fire-and-Forget-Flugkörper demonstriert eine hohe Manövrierfähigkeit, die ihm eine sehr niedrige Flugbahn direkt über der Wasseroberfläche sowie das Um- und Überfliegen von Inseln erlaubt. […] Er ist extrem störsicher gegen elektronische Gegenmaßnahmen und verfügt über ein hohes Durchsetzungsvermögen gegenüber Flugabwehr mittels Lenk- und Rohrwaffen, unter anderem durch nicht vorhersehbare Ausweichmanöver im Endanflug.“

Der RBS15 Mk3-Flugkörper wird auch in einer Luft-Schiff-Version zur Bewaffnung moderner Kampfflugzeuge und als bodengebundene Variante zur Küstenverteidigung angeboten.

Eine Weiterentwicklung des bewährten Systems RBS15 Mk2

Die gemeinsame Entwicklung, Produktion, Vermarktung und zukünftige Weiterentwicklung des RBS15 Mk3 ist von den Unternehmen Diehl und Saab in einer Kooperationsvereinbarung im Jahr 2001 beschlossen worden. Diehl ist dabei auch Vertragspartner des Koblenzer Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (kurz BAAINBw; zur damaligen Zeit noch Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung) und Generalunternehmer bei diesem Rüstungsprojekt.

Die deutsche Seite zeichnet verantwortlich für die Fertigung und Lieferung des Flugkörpers im Transport- und Startbehälter für den weltweiten Bedarf. Zum Diehl-Workshare gehören ebenso die Endintegration der Front-, Mittel- und Hecksektion des RBS15 Mk3-Systems sowie die Produktion wesentlicher Komponenten.

Die von den Kooperationspartnern gemeinsam entwickelte Version RBS15 Mk3 basiert auf dem bei der schwedischen Marine und weiteren Marinen bewährten System RBS15 Mk2.

Flugkörper bereits 2011 offiziell an die deutsche Marine übergeben

Der Beschaffungsvertrag für die deutschen Seezielflugkörper RBS15 Mk3 zwischen dem Bundesamt in Koblenz und Generalunternehmer Diehl BGT Defence wurde am 22. September 2005 unterschrieben.

Der erste RBS15 Mk3 wurde im Dezember 2008 im Diehl-Werk Maasberg im saarländischen Nonnweiler zusammengebaut und getestet. Es handelt sich dabei um den ersten Flugkörper aus der RBS15-Familie, der außerhalb Schwedens produziert wurde, um den Fertigungsprozess zu verifizieren. Hier im Integrationszentrum von Diehl findet heute auch die Montage der Flugkörper statt, bei der Suchkopf, Lenk- und Steuereinheit, Gefechtskopf sowie Antrieb zu einem Komplettsystem zusammengefügt werden.

Die offizielle Übergabe des RBS15 Mk3-Seezielflugkörpers an die deutsche Marine erfolgte im September 2011.


Die Aufnahme zeigt den Seezielflugkörper RBS15 Mk3 kurz nach dem Start von der Korvette „Magdeburg“. Die erfolgreich bestandene Einsatzprüfung fand im Frühjahr 2015 in einem militärischen Testgebiet vor der schwedischen Küste statt.
(Foto: Diehl BGT Defence)


Kommentare

  1. Trohl | 20. April 2016 um 14:55 Uhr

    Heute, am 20. April 2016, war auf „Tagesschau.de“ zu lesen, dass dieser Flugkörper laut Bundesrechnungshof noch immer nicht zur Bekämpfung von Landzielen befähigt ist und der Hersteller nicht an den daraus resultierenden Mehrkosten beteiligt werden kann. Was ist denn nun Fakt?
    MfG
    J.T.

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