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Schrobenhausen/Farnborough (England). Der europäische Konzern MBDA präsentiert seit 2010 alljährlich Konzeptarbeiten seiner Mitarbeiter, die sich mit Innovationen im Bereich der komplexen Waffensysteme für das Jahr 2035 und darüber hinaus befassen. Während der Farnborough International Airshow 2014 stellte MBDA, das als weltweit führendes Unternehmen auf dem Gebiet der Lenkflugkörper und Lenkflugkörpersysteme gilt, jetzt STRATUS vor. CVW101 STRATUS ist das neueste Ergebnis der MBDA-Projektreihe „Concept Visions“. Es bietet einen neuartigen Ansatz für den Command & Control-Bereich und die Missionskontrolle von Lenkflugkörpersystemen in verschiedenen Einsatzbereichen (Boden, Luft und See) und unterschiedlichen Plattformen. Dazu MBDA: „Durch die neue Herangehensweise werden die zur Verfügung stehenden Waffensystemressourcen im Gefechtsfeld optimal genutzt und die gewünschte Wirkung zeitnah bereitgestellt.“

Sandro Petrizzelli ist Leiter des internationalen Teams von „Concept Visions 2014“ bei MBDA. Er und seine Mitarbeiter gehen davon aus, dass „unsere Streitkräfte in 20 Jahren mit einem komplexeren, dynamischeren und zunehmend unvorhersehbaren Gefechtsfeld konfrontiert sein werden. Die Vernetzung wird sich für Alliierte und ihre Gegner weiter verbessern und es den Angreifern ermöglichen, Angriffe in der Luft, am Boden und von See besser zu kombinieren, um Überraschungseffekte zu erzeugen und Abwehrsysteme zu sättigen.“

Um auf zukünftige Bedrohungen antworten zu können, werden Streitkräfte auch kurzfristig auf viele unterschiedliche Waffensysteme zugreifen müssen. So kann beispielsweise die sofortige querschnittliche Feuerunterstützung von allen eingesetzten Waffensystemen erforderlich sein und nicht nur die Ressourcen einer lokalen Einheit.

Bessere Koordination zwischen den einzelnen Waffensystemen

Petrizzelli erläutert das STRATUS-Konzept: „Mit CVW101 STRATUS stellen wir den Soldaten in den Mittelpunkt der im Einsatz zur Verfügung stehenden Waffensysteme und bieten ihm die Möglichkeit, durch eine hohe Transparenz die am besten geeigneten Ressourcen anfordern zu können. Die zur Entscheidungsfindung erforderlichen Interaktionen werden dem Soldaten klar und einfach präsentiert.“ Ziel sei es gewesen, so der Teamleiter weiter, das Konzept als eine „verteilte Architektur“ umzusetzen, um die operationelle Effizienz der eingesetzten Waffensysteme steigern zu können. Ressourcen wie Sensoren und Effektoren ließen sich damit im Gefechtsfeld je nach Bedarf zu einem lokalen Waffensystem zusammenstellen. Darauf könne dann der Soldat direkt zugreifen. „STRATUS schafft ein virtuelles Waffensystem für den gesamten Gefechtsraum und ermöglicht Effizienzsteigerungen in Hinblick auf Robustheit, Feuerstärke, Kombination von Wirkungen und Reaktionszeit“, erklärt Petrizzelli.

Um auf die zuvor skizzierten Zukunftsbedrohungen angemessen reagieren zu können, bündelt STRATUS zahlreiche Schlüsseltechnologien: die gemeinsame Nutzung von Waffensystemressourcen, die verteilte Koordination und der Einsatz einer einheitlichen „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ für Command & Control der Waffensysteme. Dazu der MBDA-Ingenieur, der das internationale Team „Concept Visions“ seit Januar 2014 leitet: „Die Vorteile sind auf die Verbesserung der Koordination zwischen den Waffensystemen zurückzuführen, indem auf der Ebene des Gefechtsfeldes ein höherer Grad an Effizienz, Flexibilität und Robustheit erreicht wird. Zudem sind – bei gleichbleibenden Fähigkeiten – insgesamt weniger Ressourcen erforderlich, da diese im Gefechtsfeld gemeinsam genutzt werden.“

Einsätze künftig „flexibler, robuster und effizienter“

Im Mittelpunkt von STRATUS steht das Prinzip der unbegrenzt gemeinsamen Nutzung der Waffensystemressourcen. Jede eingesetzte Ressource (Launcher, Kontrollknoten und Sensoren) ist dabei nicht mehr einem einzigen Waffensystem vorbehalten, sondern über die „Plug and Fight“-Funktionalität für jeden Kontrollknoten oder abgesessene Infanterieeinheit im gemeinsamen Ressourcenpool zugänglich. Dies mache, so die Urheber des Konzepts, die Einsätze flexibler, robuster und effizienter.

Kombiniert wird das Ganze mit einer verteilten Architektur. In ihr koordinieren sich die Command & Control-Knoten eigenständig. Petrizzelli beschreibt das gewünschte Ergebnis: „Aufgrund der Expertise von Sensoren und Effektoren können diese Knoten dem Operator für den entsprechenden Einsatz die effektivste Kombination der verfügbaren Ressourcen vorschlagen. Damit ermöglicht STRATUS in jeder Situation die optimale Wirkung.“

System liefert rasch kritische Informationen zur Entscheidungsfindung

In der militärischen Praxis sollen die Operateure durch die gemeinsame Nutzung von Waffensystemressourcen auf eine breitere Vielfalt an Effektoren zugreifen können. Zwar führt eine Vielzahl von Optionen naturgemäß zu einer erhöhten Komplexität, STRATUS allerdings wird laut MBDA den Operateur mit Entscheidungshilfen unterstützen und seinen Fokus auf die kritischen Informationen lenken. Diese Informationen werden nach dem STRATUS-Konzept durch eine einheitliche Benutzeroberfläche von unterschiedlichen Waffensystemen zur Verfügung gestellt.

Im Detail erklärt dies Sandro Petrizzelli so: „Wenn eine Wirkung angefordert wird, berechnet STRATUS geeignete Lösungen und übermittelt diese an den Operateur. Dadurch wird dessen repetitive Arbeitslast reduziert und präzise schnelle Antworten gewährleistet. Dem Operateur werden Optionen präsentiert und kritische Informationen zur schnellen Entscheidungsfindung geliefert, wobei er über eine vielschichtige Benutzeroberfläche einfach und schnell Details abfragen kann.“

Steigerung der Modularität der MBDA-Lenkflugkörpersysteme

Mark Slater, Future Systems Director von MBDA, äußert sich abschließend zu den Konzeptarbeiten seines Unternehmens. Dabei waren und sind Konzernmitarbeiter aufgerufen, Konzepte, Ansätze oder Technologien vorzuschlagen, um für das Gefechtsfeld von morgen die Wirkung der Waffensysteme zum optimalen Zeitpunkt und auf Anforderung bereitstellen zu können.

Slater: „Nach fünf Jahren von Concept Visions und einer kontinuierlichen Strategie zur Steigerung der Modularität unserer Lenkflugkörpersysteme können wir jetzt mit STRATUS eine größere Effizienz und Effektivität bereitstellen. Zudem können wir die spezielle Ausbildung für die verschiedenen Lenkflugkörpersysteme, die in Zukunft auf dem Gefechtsfeld eingesetzt werden, erheblich reduzieren.“


Die beiden Bilder illustrieren das aktuelle Projekt STRATUS der Reihe „Concept Visions“ von MBDA.
(Bildmaterial: MBDA Deutschland GmbH)


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