menu +

Nachrichten



Wilhelmshaven. Nach rund 130 langen Tagen auf See und einem Zwischenstopp in Kiel war am 2. Juli auch für die letzten Soldaten des diesjährigen Einsatz- und Ausbildungsverbandes (EAV) der deutschen Marine endlich Dienstschluss. Gegen 10 Uhr machte an diesem Mittwoch das EAV-Flaggschiff, die Fregatte „Hamburg“, wieder in Wilhelmshaven fest. Den Verband hatten – neben der „Hamburg“ – die Fregatten „Mecklenburg-Vorpommern“ und „Augsburg“ sowie die Korvette „Oldenburg“ und der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ gebildet. Zwischenzeitlich waren der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ und der Betriebsstofftanker „Spessart“ zu den fünf Einheiten dazugestoßen. Während alle Schiffe des EAV 2014 ihre Reise bereits vor einigen Wochen beenden konnten, war der „Hamburg“ noch eine letzte ehrenvolle Aufgabe geblieben. Die moderne Fregatte war das diesjährige Glanzstück der Kieler Woche und führte die internationalen Marineschiffe zu dem maritimen Highlight des Jahres. Am Ende der Einsatz- und Ausbildungsreise hatte die „Hamburg“ nach Angaben der Marine insgesamt 25.573 Seemeilen zurückgelegt. Eine beeindruckende Bilanz …

Der EAV 2014 war am 11. Februar zu seiner mehrmonatigen Seereise ausgelaufen. Kommandiert wurde der Verband mit seinen rund 1000 Soldaten zunächst von Kapitän zur See Gunnar Jopp (später wechselte die Verbandsführung und Kapitän zur See Torsten Ites übernahm). Die Route führte den Marineverband über Häfen in Norwegen, Irland, Spanien, Senegal, Ghana, Nigeria, Portugal, Dänemark, Finnland und Schweden. Dabei nahmen die Einheiten an mehreren multinationalen Manövern in der Nord- und Ostsee, im Golf von Guinea und im Ostatlantik teil.

Von der Ubootjagd bis zur Evakuierungsoperation

Auch der Einsatz- und Ausbildungsverband 2014 bildete für einige Monate die operative Einsatzreserve unserer Marine. Er stand somit als Kern einer deutschen Beteiligung an internationalen maritimen Einsatzgruppen zur Verfügung.

Die EAV unserer Marine bilden stets eine Vielzahl von maritimen Fähigkeiten ab. Hierzu zählen die klassischen Seekriegsarten wie beispielsweise die Ubootjagd und Flugabwehr. Darüber hinaus kann ein solcher Verband auch in einer Krise operativ eingesetzt werden und dabei etwa eine Evakuierung unterstützen oder selbst durchführen. Der weitere EAV-Auftrag ist die Einweisung der Offizieranwärter der deutschen Marine an Bord der Schiffe in ihr künftiges Berufsfeld. Die angehenden Offiziere lernen im Rahmen dieses EAV-Praktikums die Organisation und den Alltag an Bord eines Kriegsschiffes intensiv kennen. Sie werden so an die Seefahrt und an den Dienst in der Flotte herangeführt.

Bekämpfung der Piraterie, des Schmuggels und der illegalen Fischerei

Ein besonderer Höhepunkt des EAV 2014 war die Teilnahme am multinationalen Seemanöver „Obangame Express“ im Golf von Guinea. Für diese Übung war auch der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ in den deutschen Verband integriert worden.

Die Übungsserie „Obangame Express“ unter Führung der US-Marine ist eine Antwort der Internationalen Gemeinschaft auf die unsichere Lage in den Gewässern Zentral- und Westafrikas. Vom 16. bis zum 23. April beteiligten sich diesmal insgesamt 22 Nationen mit mehr als 30 Schiffen an der Großübung, die mit einer Vorbereitungsphase an Land begonnen hatte. Neben elf westafrikanischen Staaten waren Brasilien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Portugal, Spanien, die Türkei und die USA im Golf vertreten. Dort trainierten die Seestreitkräfte vor allem die Bekämpfung von Piraten, Schmugglern und illegalen Fischern – Kriminelle, die die Region vor große Probleme stellen.

„Obangame Express“ hatte 2011 erstmals stattgefunden. Die jährliche Großübung wird ausgerichtet vom Kommando U.S. Naval Forces Europe and Africa/U.S. 6th Fleet.

Staatenübergreifende Kooperation im Golf von Guinea stärken

Kapitän zur See Torsten Ites äußerte sich während des Manövers gegenüber der Deutschen Welle. Die Welt sei abhängig vom Handel über die See, erklärte er. Selbstverständlich habe Piraterie, wenn sie denn in Seegebieten wachse und gedeihe, darauf einen signifikanten Einfluss – dies sei keine Frage. „Obangame Express“ verfolge deshalb auch das Ziel, die staatenübergreifende Kooperation im Golf von Guinea zu stärken. Der Marineoffizier, das Thema „Piraterie“ immer vor Augen, zu der diesjährigen Übung: „Es geht darum, zusammenzuarbeiten, voneinander zu lernen, Verständnis zu entwickeln für die einzelnen Taktiken und Verfahren. Und die Integration hat aus meiner Sicht ganz hervorragend geklappt. Das gemeinsame Verständnis ist da.“

Ein Fazit mit Abstrichen formulierte an Bord der „Hamburg“ Fregattenkapitän Dirk Steffen. Das multinationale Manöver habe zwar dazu beigetragen, den westafrikanischen Nationen Sicherheit zu geben, um den Herausforderungen in dieser Region zu begegnen. Es bleibe aber noch viel Arbeit, sagte er dem Team der Deutschen Welle. Ähnlich sieht es ein Beitrag der deutschen Marine über „Obangame Express 2014“. Unter der Überschrift „Manöverkritik“ heißt es hier – moderat formuliert: „Sicher konnte man dieses Übungsgeschehen nicht mit den Maßstäben von großen Zertifizierungsübungen der NATO messen, aber im Sinne internationaler Verständigung war es von enormem Wert. Die Anrainerstaaten des Golfs von Guinea bemühen sich intensiv, die maritime Sicherheitslage vor ihren Küsten dauerhaft zu verbessern. Die Manöverserie ,Obangame Express‘ soll sie dabei unterstützen.“


Zu unserem Bildangebot:
1. Die norwegische Fregatte „Thor Heyerdahl“ F 314 und Einheiten des deutschen EAV im Februar 2014 beim Ubootjagd-Manöver „Dynamic Mongoose“ in der Norwegensee. Hinter der „Thor Heyerdahl“ folgen F 220 „Hamburg“, F 213 „Augsburg“ und F 218 „Mecklenburg-Vorpommern“.
(Foto: NATO)

2. Blick in den Konferenzraum des Hauptquartiers der nigerianischen Marine in Lagos: Abschlussbesprechung der Übung „Obangame Express 2014“.
(Foto: John Herman/U.S. Navy)

3. Während „Obangame Express 2014“ – deutsche Marinesoldaten beobachten von Bord des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“ aus das Manövergeschehen vor der westafrikanischen Küste.
(Foto: John Herman/U.S. Navy)

4. Als letztes Schiff des diesjährigen EAV kehrte die Fregatte „Hamburg“ in ihren Heimathafen zurück.
(Foto: PrInfoZ Marine)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN