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Kabul (Afghanistan). Einen Monat vor der afghanischen Präsidentenwahl hat Abdul Qayum Karsai, der Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, seine Kandidatur für das Staatsamt zurückgezogen. Die Entscheidung habe er nach Gesprächen mit den Vertretern von 28 Provinzen des Landes getroffen, sagte Qayum Karsai am 6. März bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Kabul. Wie der afghanische Fernsehsender TOLOnews und andere Medien berichteten, will der Politiker nun den früheren Außenminister Zalmai Rassoul unterstützen.

Der Schulterschluss mit Rassoul ist zugleich das erste Bündnis seit Beginn des Präsidentschaftswahlkampfes in Afghanistan Anfang Februar. Der Rückzug Qayum Karsais kam nicht völlig überraschend, hatte der Kandidat doch kurz zuvor seine Teilnahme an einer Fernsehdebatte abgesagt. In unserem Beitrag „US-Präsident erwägt Komplettabzug aus Afghanistan“ (veröffentlicht am 4. März) hatten wir noch über die Kandidatur des jüngeren Karsai-Bruders berichtet.

Die Errungenschaften der vergangenen zwölf Jahre bewahren

In seinem kurzen Statement nach Bekanntgabe des Verzichts auf eine Kandidatur appellierte Qayum Karsai an die Menschen in Afghanistan, die Erfolge und Errungenschaften der letzten zwölf Jahre zu bewahren und bei den kommenden Wahlen am 5. April 2014 gewissenhaft abzustimmen. Neben der Wahl des afghanischen Präsidenten finden an diesem Samstag auch die Wahlen für die Räte der Provinzen des Landes statt. Amtsinhaber Hamid Karsai darf sich gemäß der Verfassung nicht ein drittes Mal für das Präsidentenamt bewerben.

Mit Blick auf Ex-Außenminister Rassoul erklärte Qayum Karsai: „Heute betrachten wir uns – mein Team und ich – als einen wesentlichen Teil der neuen Allianz und erklären unsere uneingeschränkte Unterstützung für Dr. Zalmai Rassoul. Ich bitte unsere hoch geachteten religiösen Gelehrten, Stammesältesten, die Jugend sowie alle Schwestern und Brüder, Zalmai Rassoul nach Kräften zu unterstützen. Möge es ihm mit dieser Hilfe gelingen, das Positive der vergangenen zwölf Jahre zu bewahren, Frieden, Stabilität und wirtschaftliches Wachstum zu sichern und eine Wiederholung der vergangenen schmerzhaften Erfahrungen zu verhindern.“

Und doch ein „Lieblingskandidat“ des amtierenden Präsidenten?

Nach dem Verzicht Qayum Karsais sind noch zehn Kandidaten im Rennen. Hamid Karsai hatte sich in der Vergangenheit gegen eine Kandidatur seines Bruders ausgesprochen. Sophie Mühlmann, Asien-Korrespondentin der Tageszeitung Die Welt, versuchte wenige Stunden nach Bekanntgabe des Karsai-Rückzugs aus dem Wahlkampf die machtpolitischen Zusammenhänge in Kabul zu erhellen. Am 6. März schreibt sie: „Seit Beginn des Wahlkampfes hatte Präsident Karsai keinen Hehl daraus gemacht, dass er seinen großen Bruder nicht auf seinem Amtsstuhl sehen möchte. Der 56-jährige Qayum hatte eigentlich nie besonderes Interesse an der Politik seiner Heimat gezeigt. Er lebt zwischen den Welten: halb in Kabul, halb in den USA. Dort besitzt er ein afghanisches Restaurant in Baltimore.“

Ex-Außenminister Rassoul hingegen gelte als enger Vertrauter des amtierenden afghanischen Präsidenten und als dessen „Lieblingskandidat“, so die Journalistin. Hamid Karsai, der selber nicht mehr kandidieren kann, habe zwar stets betont, er unterstütze keinen besonderen Kandidaten. Doch nach Meinung von Beobachtern habe er hinter den Kulissen „offenbar die Fäden gezogen, Allianzen geschmiedet und alte Gefallen eingefordert, um seinem langjährigen Verbündeten den Weg zu ebnen“.



Das Bild zeigt den jüngeren Karsai-Bruder, Abdul Qayum Karsai.
(Foto: amk)


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