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Flensburg-Mürwik. Es war ein gelungener bildhafter Vergleich – anschaulich, einprägsam, maritim. „Das Wetter ist durchaus rau, der Wind bläst uns zurzeit kräftig ins Gesicht. Aber unser Schiff – die ,Marine‘ – ist seetüchtig und liegt gut am Wind. Wir werden den in die Zukunft abgesteckten Kurs so weitersteuern. Die Richtung stimmt. Leicht wird es aber nicht.“ Mit dieser knappen Lagedarstellung übernahm am 28. Oktober 2014 an der Marineschule Mürwik in Flensburg Vizeadmiral Andreas Krause als neuer Inspekteur seine Teilstreitkraft. Er löste Vizeadmiral Axel Schimpf ab, der viereinhalb Jahre lang die Marine geführt hatte. Zu dem Kommandowechsel, dessen Höhepunkt der Große Zapfenstreich war, war auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gekommen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, nahm den Kommandowechsel vor.

Der scheidende Marineinspekteur, Vizeadmiral Axel Schimpf, hatte sich zum Abschied drei Lieder gewünscht: Den „Marche des soldats de Robert Bruce“, den Klassiker „I am Sailing“ von Rod Stewart und „Wind of Change“ von der Gruppe „Scorpions“. Besonders der letzte Song stand beim Großen Zapfenstreich vor dem „Roten Schloss am Meer“, der Offizierschule der deutschen Marine, für die ereignisreichen vergangenen Jahre der Teilstreitkraft. Kerstin Brandt vom Presse- und Informationszentrum der Marine bemerkte dazu in ihrem Beitrag „Marinespitze verabschiedet sich“: „Nicht nur die große Bundeswehrreform, die starke Reduzierungen und Strukturveränderungen mit sich brachte, sondern auch das Aussetzen der Wehrpflicht sorgte in Schimpfs Amtszeit für einen Stapel Arbeit auf seinem Tisch.“

In seiner Abschiedsrede sagte Axel Schimpf, der nach 43 Dienstjahren die Bundeswehr in den Ruhestand verlässt: „Auch wenn wir mit vielen Maßnahmen und viel Engagement so langsam wieder Tritt fassen und die Nachwuchsgewinnung erfreuliche Tendenzen zeigt, so werden wir doch noch Jahre brauchen, um wieder die richtigen Leute, richtig qualifiziert auf der richtigen Stelle sitzen zu haben.“

Dankbar, dass die „Gorch Fock“ wieder in ruhigem Fahrwasser unterwegs ist

Den Großen Zapfenstreich anlässlich der Kommandoübergabe über die deutsche Marine hat auch Stefan Beuke am 28. Oktober auf sich wirken lassen. Der Journalist konnte dabei an diesem Dienstagabend den bisherigen Amtsinhaber, dem am 28. April 2010 vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Verantwortung für die Teilstreitkraft übertragen worden war, aufmerksam beobachtet. Beuke: „Als die Musik beim Großen Zapfenstreich an der Marineschule Mürwik in Flensburg erklingt, blickt Schimpf raus auf die Förde […] Im Wasser sind die Lichter der Korvette ,Magdeburg‘ zu erkennen. Die Stimmung ist feierlich.“

Der Redakteur, der für den shz Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag arbeitet, schreibt später in seinem Beitrag über Schimpf: „Der Vizeadmiral hatte gute Zeiten in der Marine, besonders als Kommandant eines Schnellbootes und eines Zerstörers. Schimpf hatte aber auch schlechte Zeiten. Es gab ,dunkle Momente‘, wie er eingesteht – und nennt ein Wort, das ihm schwerfällt: ,Die Gorch-Fock-Affäre‘. Er verbessert sich direkt: ,Die Geschehnisse um die Gorch Fock.‘ Er sei dankbar, dass das Traditionsschiff wieder ,in ruhigem Fahrwasser unterwegs‘ sei. Er hätte es sich wohl nie verziehen, wenn unter seinem Regiment die Gorch Fock für immer aus dem Wasser geholt worden wäre. Auch die Bundeswehrreform und das Aussetzen der Wehrpflicht haben ihm bei seiner Arbeit schwer zugesetzt. Kein Stein sei auf dem anderen geblieben, sagt Schimpf. ,Wir werden noch Jahre brauchen, bis die richtigen Leute mit der richtigen Qualifikation auf den richtigen Stellen sitzen werden.‘ Bei einem Rückblick kommt er ebenso nicht an den Ausrüstungsmängeln vorbei. Das Material sei veraltet, neue Ausrüstung notwendig. Mittlerweile habe die Marine nur noch vier einsatzfähige ,Sea King‘-Hubschrauber. Es ginge aber bergauf. ,Wir haben jetzt durchgängig eine Maschine auf Helgoland stationiert‘, sagt der scheidende Inspekteur.“

Und weiter heißt es in Beukes kleinem Porträt über den Admiral: „Insgesamt, das ist ihm wichtig zu betonen, ,haben wir die Aufträge, die uns zugetragen wurden, erfüllt‘. Überall, wo die Marine eingesetzt wurde, sei es eine Erfolgsgeschichte gewesen. Schimpf nennt den Einsatz gegen die Piraten am Horn von Afrika, die Unterstützung bei der Vernichtung chemischer Waffen in Syrien und die Überwachung des Seeverkehrs im östlichen Mittelmeer, die auch die Ausbildung der libanesischen Seestreitkräfte beinhaltet. Nun übergibt Schimpf das Ruder an seinen vier Jahre jüngeren Vertreter Andreas Krause.“ …

Abwesenheitsbelastungen verringern, Planungssicherheit erhöhen

Für Vizeadmiral Andreas Krause war dieser 28. Oktober 2014 ein ganz besonderer Tag in seiner langen Militärkarriere. Rund 1000 Gästen gestand der Offizier ein: „Vor mehr als 38 Jahren habe ich hier an der Marineschule Mürwik meinen Dienst bei der Marine angetreten. Heute an gleicher Stelle, an unserem ,Roten Schloss am Meer‘, die Führung dieser Teilstreitkraft zu übernehmen ist ein sehr bewegender Moment. Ich gestehe, dass es ein wenig kribbelt und mir der eine oder andere Schauer über den Rücken läuft.“

Im weiteren Verlauf seiner Ansprache wandte sich der 58-Jährige vor allem an die Truppe. „Das größte Kapital unserer Marine, das sind Sie, die Männer und Frauen, hoch spezialisiert und motiviert. Erst durch Sie, liebe Kameradinnen und Kameraden, durch Ihre Leistungsfähigkeit, Ihre Motivation und Ihre Fachkompetenz gewinnen Schiffe und Boote, Luftfahrzeuge und Ausbildungstechnik ihren Wert. Deshalb liegt mir Ihre Berufszufriedenheit besonders am Herzen. Meine Zielsetzung wird es sein, die Abwesenheitsbelastungen weiter zu reduzieren und Ihnen größtmögliche Planungssicherheit zu geben.“

Verantwortung übernehmen und auch Entscheidungen treffen

Von strategischer Bedeutung sei in diesem Zusammenhang die erfolgreiche Umsetzung der Agenda „Attraktivität“, erklärte der neue Inspekteur der Marine. Hier gelte es aber nicht nur zu warten, auf das was komme – hier seien alle Marineangehörigen gemeinsam in der Pflicht. Krause forderte dazu auf: „Seien Sie innovativ. Lassen Sie sie uns gemeinsam als Chance betrachten, als Chance den Dienst in der Marine noch attraktiver zu gestalten.“

Zum Thema „Deutsche Marine im Einsatz“ sagte Vizeadmiral Krause: „Unsere Marine ist im Einsatz, damit sind wir alle im Einsatz, jeder auf seinem Platz. Jeder von uns trägt zum Erfolg unserer Operationen – auf, unter oder über See – bei.“ Auch an Land getroffene Entscheidungen hätten damit direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit in See. Angehörige der Teilstreitkraft müssten sich in allen Bereichen „als Betroffene fühlen und auch so handeln“. Mehr denn je sei jeder Einzelne dazu aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, so der Appell des neuen Inspekteurs.

Die administrativen Hürden konsequent weiter abbauen

Konkret verlangt Krause von seinen Untergebenen: „Wir müssen insbesondere von uns selbst geschaffene Rahmenbedingungen sorgfältig überprüfen. Bremsen sie, hindern sie uns am Erreichen unserer Ziele, dann müssen wir sie ändern. Es gilt, administrative Hürden konsequent abzubauen. Verfahren dürfen Ergebnissen nicht im Wege stehen, sie kosten unnötige Energie. Dies gilt insbesondere in sehr dynamischen Zeiten. Wir müssen schneller werden, wenn es beispielsweise darum geht, gemachte Erfahrungen in zukünftiges Handeln umzusetzen. Das kann ich nicht allein, auch hier bedarf es Ihrer aller aktiver Mitarbeit.“

Der gebürtige Lübecker schloss seine Rede mit dem Angebot: „Gemeinsam, da bin ich mir sicher, werden wir mit unserer Marine die vor uns liegenden Herausforderungen der Zukunft meistern.
Ich freue mich als Ihr neuer Inspekteur auf eine weiterhin kommunikative, vertrauensvolle, offene und vor allem konstruktive Zusammenarbeit.“

Erster Kommandeur der Einsatzflottille 1 in Kiel

Andreas Krause, Jahrgang 1956, trat 1976 in die Bundeswehr ein. Nach seinem Studium mit Abschluss als Diplom-Pädagoge fuhr er in den Jahren 1981 bis 1989 zunächst auf Ubooten zur See. Es folgten Ausbildungsgänge (so beispielsweise 1990 bis 1992 die Teilnahme am Lehrgang Admiralstabsdienst an der Führungsakademie), Verwendungen im Bonner Verteidigungsministerium, bei der Marine (unter anderem 1996 bis 1999 Kommandeur Ausbildungszentrum Uboote) und bei der NATO.

In den Jahren 2006 bis 2008 war Krause erster Kommandeur der neu aufgestellten Einsatzflottille 1 in Kiel. Danach wurden ihm folgende Aufgaben übertragen: Stellvertretender Befehlshaber der Flotte und Chef des Stabes Flottenkommando in Glücksburg (2008 bis 2009), Leiter Einsatzführungsstab im Verteidigungsministerium in Berlin (2009 bis 2012), Stellvertretender Kommandeur Alliierte Seestreitkräfte im italienischen Neapel (2012 bis 2013) und schließlich von 1. August 2013 bis zum Tag der Kommandoübernahme über die Marine in Flensburg-Mürwik Stellvertreter Inspekteur der Marine im Rostocker Marinekommando.


Unsere Bildergalerie:
1. Der scheidende Marineinspekteur Axel Schimpf, am Ruder Nachfolger Andreas Krause.

2. Zufrieden und nachdenklich – Vizeadmiral Schimpf bei seinem Abschied von der Marine. Neben ihm seine Gattin.

3. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nahm am 28. Oktober 2014 an der Kommandoübergabe in und vor der Marineschule Mürwik-Flensburg teil.

4. Vizeadmiral Andreas Krause, der neue Inspekteur der Marine, bei seiner Ansprache.

5. Großer Zapfenstreich für Axel Schimpf vor der Kulisse des „Roten Schlosses am Meer“.
(Fotos: Björn Wilke/PrInfoZ Marine/Bundeswehr)


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