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Wilhelmshaven. Abschied nehmen im Wilhelmshavener Marinearsenal: nach fast 30 Jahren im Dienst der deutschen Marine wurde dort am 22. März um 10 Uhr die Fregatte „Rheinland-Pfalz“ außer Dienst gestellt. Zu der Feier im Bauhafen waren zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Militär sowie Freunde, Wegbegleiter und ehemalige Besatzungsangehörige des Schiffes gekommen.

Das Patenland Rheinland-Pfalz wurde bei der Außerdienststellung durch Staatssekretärin Heike Raab (Inneres, Sport und Infrastruktur) und Landtagsvizepräsidentin Hannelore Klamm repräsentiert. Auch der Wilhelmshavener Oberbürgermeister Andreas Wagner war gekommen.

Die gewachsene Patenschaft mit Rheinland-Pfalz wird auch weiterhin bestehen bleiben. Denn mit dem Zulauf der Fregatten der Klasse 125 wird das Bundesland erneut mit einem Schiff der deutschen Marine auf den Weltmeeren vertreten sein. Bis zur geplanten Indienststellung der neuen Fregatte „Rheinland-Pfalz“ – vorgesehen für 2018 – hat die Truppenfahne nun einen Ehrenplatz beim Landeskommando in Mainz.

Ein letzter Kommandowechsel

Bereits am 11. September vergangenen Jahres war mit Fregattenkapitän Trond Blindow der letzte Kommandant der F209 von Bord gegangen. Der letztmalige Kommandowechsel hatte unter der Leitung von Kapitän zur See Christoph Müller-Meinhard, Kommandeur des 4. Fregattengeschwaders, stattgefunden. Mit der administrativen und truppendienstlichen Führung der Fregatte war danach der Erste Offizier der „Rheinland-Pfalz“, Fregattenkapitän Dirk-Oliver Jankowski, betraut worden. Der Leiter des Restkommandos sagte jetzt bei der Außerdienststellung: „Im Land Rheinland-Pfalz wurden unsere Besatzungen stets mit offenen Armen aufgenommen und wertgeschätzt. Ich wünsche mir sehr, dass diese Verbundenheit mit der kommenden Fregatte weiter wachsen wird.“

Piratenjagd und Flüchtlingshilfe

Die „Rheinland-Pfalz“ war 1979 als drittes Schiff der „Bremen“-Klasse (Klasse 122) bei Blohm & Voss in Hamburg auf Kiel gelegt worden. Am 3. September 1980 war sie dort vom Stapel gelaufen. Die Endfertigung war ab 1981 beim Bremer Vulkan in Bremen erfolgt.

Seit der Indienststellung am 9. Mai 1983 war die Fregatte in nahezu allen bekannten maritimen Manövern, Einsatzverbänden und Einsätzen wie beispielsweise der EU-Mission Atalanta vertreten. Dabei hatte die Besatzung der „Rheinland-Pfalz“ 2009 am Horn von Afrika als erste Einheit der deutschen Marine 16 Piraten in Gewahrsam genommen und den zuständigen Ermittlungsbehörden übergeben.

Im März 2011 evakuierte ein Einsatzverband der deutschen Marine – bestehend aus den Fregatten „Brandenburg“ und „Rheinland-Pfalz“ sowie dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“– rund 400 ägyptische Staatsbürger aus der tunesischen Hafenstadt Gabès. Die Evakuierten waren vor den anhaltenden Auseinandersetzungen in Libyen aus dem nordafrikanischen Land geflohen und saßen in Tunis fest. Die drei deutschen Marineschiffe brachten die Flüchtlinge in die ägyptische Hafenstadt Alexandria.

Zuletzt war die „Rheinland-Pfalz“ Flaggschiff der „Hanse Sail 2012“ in Warnemünde. Gast an Bord war unter anderem Bundespräsident Joachim Gauck. Insgesamt hat die F209 in ihrer Dienstzeit 770.701 Seemeilen zurückgelegt, dies entspricht rund 38 Weltumrundungen.

Operationelle Verfügbarkeit wird erhöht

Die Klasse 122 umfasst(e): die „Bremen“ F207 (Indienststellung 7. Mai 1982), die „Niedersachsen“ F208 (15. Oktober 1982), die „Rheinland-Pfalz“ F209 (9. Mai 1983), die „Emden“ F210 (7. Oktober 1983), die „Köln“ F211 (19. Oktober 1984), die „Karlsruhe“ F212 (19. April 1984), die „Augsburg“ F213 (3. Oktober 1989) und die „Lübeck“ F214 (19. März 1990). Die „Köln“ wurde bereits am 31. Juli 2012 außer Dienst gestellt.

Das älteste Schiff der Flotte, die „Bremen“, ging am 25. Februar noch einmal auf große Fahrt. Zur Zeit ist das Typschiff der Fregattenklasse 122 Teil des Einsatz- und Ausbildungsverbandes (EAV) 2013 der deutschen Marine. Es ist das letzte große Seefahrtsvorhaben für die F207 vor der Außerdienststellung am 31. März 2014 (siehe auch unseren Beitrag „Würdige Abschiedstour“). Die operationelle Verfügbarkeit der verbleibenden Fregatten des 4. Fregattengeschwaders (Einsatzflottille 2) wurde und wird, so die Marine, bis zum Zulauf der neuen Fregatten der „Baden-Württemberg“-Klasse/Klasse F125 ab dem Jahr 2016 erhöht.

Hinweis: In dem Video der Bundeswehr aus dem Jahr 2011 berichten Marinesoldaten der „Rheinland-Pfalz“ über die Evakuierung der rund 400 ägyptischen Flüchtlinge und deren Rückkehr in die Heimat. An der Aktion waren neben der „Rheinland-Pfalz“ die Fregatte „Brandenburg“ und der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ beteiligt.

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Hintergrund                                             

Das Marinearsenal Wilhelmshaven ist eine Dienststelle des Rüstungsbereichs der Bundeswehr und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) unterstellt. Die historischen Wurzeln reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert.
Als Folge des Deutsch-Dänischen Krieges wurde am Jadebusen in den Jahren 1856 bis 1869 ein preußischer Marinestützpunkt zum Schutz der norddeutschen Küsten errichtet. In Folge entstand zeitgleich die Königlich Preußische Werft. Im Umfeld des Stützpunktes und der Werft bildeten sich Ansiedlungen, aus denen schließlich die Stadt Wilhelmshaven erwuchs. Die Werft trug im Laufe der nächsten rund 140 Jahre die unterschiedlichsten Bezeichnungen: Kaiserliche Werft, Reichsmarinewerft, Kriegsmarinewerft und sogar für kurze Zeit „Industriewerke Rüstringen“. Auftrag und Zweck der Einrichtung war über den gesamten Zeitraum Neubau, Ausrüstung, Instandsetzung und schließlich sogar das Abwracken von Marineschiffen.
Die Stadt Wilhelmshaven wurde durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges zu 55 Prozent zerstört. Erstaunlicherweise überlebte die Kriegsmarinewerft relativ unbeschadet. Sie war nach der Kapitulation 1945 noch voll einsatzfähig. Allerdings ordneten die Alliierten 1946 die Demontage der Dock- und Werftanlagen sowie die Sprengung der Gebäude an.
Mit Aufstellung der Bundeswehr 1955 wurden für die neue Bundesmarine geeignete Werkstätten und Anlagen erforderlich. So kam es am 1. Mai 1957 zur Neugründung des heutigen Marinearsenals auf dem Gelände der ehemaligen Kriegsmarinewerft in Wilhelmshaven. Das Marinearsenal besteht aus der Zentrale, den Arsenalbetrieben in Wilhelmshaven und Kiel sowie einer Außenstelle in Rostock/Warnemünde.
Am 11. Dezember vergangenen Jahres befassten sich auch die Kieler Nachrichten (KN) in einem Beitrag mit der Zukunft der Wilhelmshavener Einrichtung. Unter der Überschrift „Marinearsenal bald Schiffsfriedhof?“ berichtete die Zeitung über „ein Platzproblem der Bundeswehr“. Dazu heißt es in dem KN-Bericht: „Acht Fregatten, drei Minenjagdboote, fünf Hohlstablenkboote und acht Schnellboote sowie diverse Hilfsschiffe werden in den kommenden vier Jahren stillgelegt. Doch wohin mit all den Einheiten? Bislang wurden außer Dienst gestellte Schiffe der Marine ins Marinearsenal nach Wilhelmshaven überführt. Dort aber wird langsam der Platz knapp.“ Eine Entscheidung, wie es in Wilhelmshaven im Arsenal weitergeht, will nach Informationen der Zeitung noch in diesem Frühjahr das Koblenzer BAAINBw treffen.


Die beiden Aufnahmen zeigen:
1. die „Rheinland-Pfalz“ auf dem Weg in den Auslandseinsatz und
(Foto: Matthias Dörendahl/Bundeswehr)

2. als Begleitung des Kreuzfahrtschiffes „MS Deutschland“ im Gold von Aden anlässlich der EU-Mission Atalanta.
(Foto: PrInfoZ Marine)


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