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Berlin. Mutter aller Luftfahrtmessen, AirShow der Rekorde, eine der besten Adressen für Innovationen. Die Etiketten, die der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA seit Jahrzehnten anhängen, waren selten überdimensioniert, waren meist passend. Auch die ILA 2012, erstmals auf dem neuen Veranstaltungsgelände Berlin ExpoCenter Airport Berlin/Brandenburg in Sichtweite des künftigen Großflughafens „Willy Brandt“, lieferte jetzt wieder beeindruckende Zahlen und Fakten. Wir sahen uns auf dem gewaltigen Messeareal mit seinen 50.000 Quadratmetern Hallen- und Chaletfläche sowie 100.000 Quadratmetern Freigelände um. Erfreulich für uns dabei eine Randnotiz – das Magazin bundeswehr-journal, druckfrisch nach Berlin an den internationalen Fachpressestand angeliefert, war bereits nach zwei Tagen vergriffen…

Die diesjährige Berlin AirShow präsentierte sich seit dem Umzug in die Hauptstadtregion im Jahr 1992 nun bereits zum elften Mal am Standort Berlin/Brandenburg. Die Hoffnungen, die die Verantwortlichen dabei auf das neue ExpoCenter am westlichen Rand des künftigen Flughafens BER setzen, sind – besonders mit Blick auf die Zukunft – groß. Matthias Platzeck, Ministerpräsident des Landes Brandenburg, sagte beispielsweise bei der Schlüsselübergabe für das Messegelände in Selchow: „Das moderne ExpoCenter ist Garant dafür, dass die Schau im Konzert der großen europäischen Luftfahrtschauen auch künftig gleichberechtigt mitspielt.“ Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit schwärmte: „Die Hauptstadtregion baut damit ihre Position als einer der wichtigsten Messeplätze der Welt aus.“

Rekorde und Premieren

Die ILA 2012 vom 11. bis 16. September 2012 hat die Erwartungen, die sie begleiteten, bereits zur Halbzeit mehr als erfüllt: es ist eine ILA der Superlativen. Das wichtigste europäische Branchenereignis der Aerospace-Industrie in diesem Jahr legt die Latte für vergleichbare Großereignis hoch.

Mehr als 1240 Aussteller aus 46 Ländern zeigen noch bis Toresschluss am Sonntag ein erstaunlich breites Spektrum an Hightech-Produkten, Systemen und Verfahren aus der Luft- und Raumfahrtbranche. Fester Bestandteil in allen Ausstellungsbereichen und im Flugprogramm: das diesjährige Partnerland Polen. Am Boden und in der Luft präsentieren sich 270 Fluggeräte aller Größen, Kategorien und Entwicklungsepochen – von A wie Airbus-Transporter A400M bis Z wie Schulflugzeug Zlin Z226. Die Presse berichtete bereits vom Berlin ExpoCenter Airport über etliche Premieren. So flog am ersten Messetag das Solarflugzeug „Elektra One“ vor internationalem Publikum und bewies den vollständigen und 100 Prozent emissionsfreien Wirkungskreislauf von Sonnenenergie und Flugzeug. Großes Aufsehen erregten auch die Hubschrauber EC 145-T2, die UH-72 Lakota, die neu konzipierte Black Hawk S70i-Variante oder der X3-Hybrid-Demonstrator von Eurocopter – alle diese Fluggeräte debütierten bei der ILA 2012. Vertreten sind auch die beiden derzeit größten Verkehrsflugzeuge der Welt, eine Boeing 747-8 und ein Airbus A380. Ebenfalls ständig umlagertes Foto-Objekt: der Transporter A400M von Airbus Military.

Stärke deutscher Ingenieurskunst

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am 11. September die ILA 2012 eröffnet. Als Symbol dafür hatte sie zum Auftakt ihres Rundgangs über das neue Messegelände an diesem Dienstag ein weißes Band durchschnitten.

Die internationale Finanzkrise, Turbulenzen um den Euro, steigende Ölpreise, die wirtschaftlich angespannte Situation vieler europäischer Luftfahrtgesellschaften, Budgetkürzungen in den Verteidigungsetats – all dies kann auch sie nicht ignorieren, nicht verdrängen. Für ihren Messebesuch aber hatte Merkel reichlich Optimismus eingepackt. „Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ist eine der besten Adressen für Innovationen. Sie zeigt sich heute in einem völlig neuen Gewand. Das moderne Messegelände bringt viele Neuentwicklungen in der Luft- und Raumfahrt besonders gut zur Geltung“, lobte sie. Die Palette dieser Hightech-Ausstellung vor den Toren Berlins sei beeindruckend. Die Luft- und Raumfahrtindustrie sei seit jeher ein Innovationsmotor für den gesamten Technologiestandort Deutschland. Auch bei dieser ILA zeige sich die Stärke der deutschen Ingenieurskunst. „Den zahlreichen Besuchern, Ausstellern und Veranstaltern wünsche ich vielversprechende Geschäftskontakte, einen reibungslosen Ausstellungsverlauf, beeindruckende Flugvorführungen,“ so Angela Merkel abschließend. Und: „Willkommen an Bord der ILA 2012 – wir sind startklar!“

Ihre anschließende Tour d’Horizon führte die Kanzlerin durch die verschiedenen Segmente dieser AirShow: Kommerzieller Lufttransport, Raumfahrt, Sicherheit und Verteidigung, International Suppliers Center (Bereich der Zulieferer mit 336 Ausstellern aus 29 Ländern), HeliCenter (Anbieter von Hubschraubern, missionsspezifischen Ausrüstungen und Dienstleistungen), UAS-Plaza (Ausstellungsbereich für die unbemannten Flugsysteme), ILA-CareerCenter (in dem Arbeitgeber aus der zivilen und militärischen Luft- und Raumfahrt über vielfältige Berufschancen informieren). Vor dem Einsatzpavillon der Bundeswehr wurde Angela Merkel von Generalleutnant Karl Müllner erwartet. Nach einer herzlichen Begrüßung begleitete der Inspekteur der Luftwaffe die Bundeskanzlerin in die Messehalle 3, in der auch der Eurofighter steht.

Dialog mit den Partnern

Unter dem Motto  „Treff Bundeswehr“ stellen unsere Streitkräfte auf dem ExpoCenter Airport als größter ILA-Einzelaussteller ihre Fähigkeiten dar, etwa beim Zusammenwirken von Waffensystemen im Verbund. Natürlich nutzen sie auch die hohe mediale Aufmerksamkeit sowie die Publikumstage dieser AirShow für ihre Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit. Die ILA 2012 dient zugleich dem fachlichen Austausch zwischen Bundeswehr, Wirtschaft und Partnernationen.

In dem rund 1000 Quadratmeter großen Einsatzpavillon in Halle 3 demonstrieren Bundeswehr und die im Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) organisierte militärische Luftfahrtindustrie ihre bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit. Eine Zusammenarbeit zwischen Auftragnehmer und dem Kunden zur Sicherstellung der Einsatzfähigkeit aller Bundeswehr-Luftfahrzeuge.

Rund 10.000 Quadratmeter ist der Freigelände-Anteil groß, auf dem die Bundeswehr einige ihrer Systeme vorstellt. Dazu zählen unter anderem sechs Kampflugzeuge, drei Transport- und Tankflugzeuge, sieben Hubschrauber, ein bodengebundenes Waffensystem der Luftverteidigung, vier UAS (Unmanned Air System) sowie ein Container-Lazarett. Zu den Bundeswehr-Fotomotiven zählt eine ganze Armada bekannter Großgeräte: F-4F Phantom II, MRCA Tornado PA200 IDS, Tornado ECR, Eurofighter Typhoon, P-3C Orion, Airbus A310 MRT/ MedEvac (Medical Evacuation), Airbus A310-304 MRTT, Transall C-160 D, Regierungsflugzeug Airbus A319 CJ, EC135, BO 105, Sea King Mk.41, Sea Lynx Mk.88, Bell UH-1D, Sikorsky CH-53 G und NH90. Dazu Lenk- und Marschflugkörper.

Welt der Drehflügler

Im Ausstellerbereich des ILA-HeliCenters innerhalb der Halle 3 und dem zugehörigen Außengelände stehen neben zivilen und behördlichen Missionsthemen wie „Luftrettung“ oder „Grenzschutz- und Polizeieinsätze“ auch die militärischen Einsatzkomplexe „Combat Search and Rescue (CSAR)“ und „Marine-Hubschrauber“ im Fokus. Weitere Schwerpunkte bilden Themen rund um die „Flugsicherheit“ sowie „Schulung unter Einsatz von Simulatoren“. Internationale Entscheider öffentlicher und kommerzieller Betreiber treffen dort auf alle relevanten Anbieter von Hubschraubern, missionsspezifischen Ausrüstungen und Dienstleistungen.

Im Mittelpunkt des Interesses der Militärfachmedien stehen bei den rund 30 Hubschrauber-Exponate im diesem Segment vor allem die CH-53 in der neu modifizierten GA-Version (GA: German Advanced), der Tiger UHT (UH: Unterstützungshubschrauber) und der NH90 in den Varianten TTH (Taktischer Transport Hubschrauber) und NFH (NATO Frigate Helicopter).

Parallel zur Messe bzw. zum HeliCenter mit seinen 40 ausstellenden Unternehmen
fanden und finden derzeit bei der ILA 2012 noch einige hochrangig besetzte Hubschrauber-Konferenzen statt. Dazu gehören beispielsweise das 5. Symposium „Künftige Anforderungen an die Trainingsausbildung militärischer Piloten“, die Veranstaltung „Future Heavy Transport Helicopter“ oder das European Air Ambulance Meeting 2012. Das HeliCenter der Luft- und Raumfahrtausstellung gilt als einer der etablierten europäischen Messemarktplätze rund um Beschaffung, Betrieb, Service-Ausbildung, Finanzierung und Missionsanpassung moderner Helikopter.

Unbemannte Flugsysteme für viele Aufgaben

Mit einem völlig neuen Segment trägt die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung ILA 2012 einer weltweiten Entwicklung im zivilen und militärischen Bereich Rechnung: auf der neuen UAS-Plaza (UAS: Unmanned Aircraft System) präsentieren Aussteller erstmals die unterschiedlichsten Typen von unbemannten Flugsystemen. Dieser konzentrierte UAS-Bereich im Freigelände des neuen ILA-Geländes zwischen den Hallen 2 und 3 vereint die Produkte so bekannte UAS-Hersteller wie Cassidian von EADS, Rheinmetall Airborne Systems oder Northrop Grumman. Zu den Exponaten zählen unter anderem der Euro Hawk, European UAV, Heron 1 und Heron TP sowie Barracuda und Predator. Die Bundeswehr führt ihre unbemannten Flugsysteme ALADIN, KZO und LUNA im bereits erwähnten Static Display vor.

Mit thematischen Schwerpunkten sowohl in den Bereichen „Verteidigung und Sicherheit“ als auch „Forschung und Technologie“ ist die ILA die ideale Plattform für die Präsentation von UAS, ihren Technologien und ihrer Fähigkeitsbandbreite. Ob Großgerät oder Mini-UAS, militärische oder zivile Verwendung, rotor- oder flächengestützt: Die ILA 2012 bringt Entwickler und Hersteller mit wichtigen Zielgruppen zusammen. Über 80 Aussteller sind im UAS-Segment vertreten. Viele Fachbesucher in Militäruniform, darunter immer wieder Angehörige der deutschen Luftwaffe, verweilen lange an den Ständen und Systemen der Unternehmen. Zur Erinnerung: Die Bundeswehr setzt derzeit in Afghanistan nur unbewaffnete Aufklärungsdrohen ein. Im Herbst 2014, parallel zum Ende des ISAF-Einsatzes, läuft auch der Leasing-Vertrag für die israelische Heron 1 aus. Nach mehrheitlicher Auffassung der militärischen Führung sollte die Bundeswehr danach Drohnen beschaffen, die auch Luft-Boden-Raketen tragen oder mit Präzisionsbomben bewaffnet werden können. Das Thema „UAS“ ist also aus deutscher Sicht hochaktuell.

Auf dem ILA-Gelände Berlin ExpoCenter Airport wurde für kleinere UAS in Halle 3 auch ein UAS-Pavillon aufgebaut, den jetzt 16 Aussteller nutzen. Hier sind Produkte von Geschäftsneugründern unter anderem aus Dänemark, Italien und Spanien zu sehen. Auch deutsche Universitäten und Forschungsinstitute zeigen hier die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit. Zu besichtigen ist im Pavillon quasi die Zukunft im Bereich unbemannter Flugsysteme.

Mega-Fusion EDAS und BAE?

Einen Kurzbesuch stattete der ILA am 13. September auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière ab. Er kam am Donnerstagnachmittag an Bord eines NH90 und sah sich bei seinem Messerundgang mehrere Fluggeräte der Bundeswehr an, darunter den Militärtransporter Airbus A400M. Er freue sich, dass die Bundeswehr auf der Berlin AirShow den größten Standort von allen Ausstellern habe, gestand de Maizière. Ein Treffen mit Thomas Enders, dem Vorstandschef des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS und früheren Fallschirmjäger, beschloss sein ILA-Programm. Der Verteidigungsminister gab später keine Auskunft darüber, ob bei diesem Gespräch auch die jetzt von etlichen Medien gemeldete Mega-Fusion zwischen EADS und BAE eine Rolle gespielt hat.


Die ILA blickt auf eine über 100jährige Historie zurück. Im Jahre 1909 wurde die älteste Luftfahrtmesse der Welt erstmals als Internationale Luftschifffahrt Ausstellung (ILA) in Frankfurt am Main veranstaltet. Von 1912 bis 1928 faszinierte die Luftfahrtschau die Besucher in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte eine über 30jährige ILA-Geschichte auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen. 1992 kehrte die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung nach 64 Jahren Abwesenheit wieder an ihren ursprünglichen Standort in Berlin/Brandenburg zurück und feierte dort ihr Comeback in den Kreis der großen internationalen Messe-Events der Branche. Seitdem fand sie alle zwei Jahre auf dem Südgelände des Flughafens Berlin-Schönefeld statt. In diesem Jahr weihte die ILA 2012 das neue Veranstaltungsgelände der Hauptstadtregion – Berlin ExpoCenter Airport – direkt neben dem künftigen Großflughafen BER ein.

- Hintergrund
 

  1. „Willkommen an Bord der ILA 2012“ – Berlin ExpoCenter Airport Berlin/Brandenburg aus der Vogelperspektive. (Foto: Sorensen/Messe Berlin GmbH)
  2. Ehrengast – Luftwaffeninspekteur Karl Müllner begrüßt Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Einsatzpavillon der Bundeswehr. (Foto: Wilke/Bundeswehr)
  3. Besuch bei Airbus – Verteidigungsminister Thomas de Maizière im Cockpit des Militärtransporters A400M. (Foto: Bundeswehr)
  4. Einblicke – Fachbesucher bei MTU. (Foto: Dewitz)
  5. Hintergrundgespräche – Stand des Unternehmens Diehl. (Foto: Dewitz)
  6. Internationaler Fachpressestand – Magazin bundeswehr-journal auf der ILA 2012 in Berlin. (Foto: Dewitz)

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