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Berlin. Gleich mehrfach musste die SPD-Politikerin Siemtje Möller in ihrer Eigenschaft als Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung im Februar dieses Jahre Fragen von Bundestagsabgeordneten zu Stationierungsentscheidungen des Wehrressorts beantworten. Dabei ging es um die Standorte beziehungsweise Liegenschaften Eberswalde und Kaufbeuren.

So wollte der AfD-Abgeordnete Jan Ralf Nolte (Wahlkreis Waldeck, Hessen) wissen, ob die Bundesregierung eine militärische Nutzung des Flughafens Eberswalde-Finow in Brandenburg plane. Falls ja, so Nolte weiter, interessiere ihn die Art und der Umfang einer solchen Nutzung.

Dazu antwortete ihm die Staatssekretärin am 27. Februar. Möller erklärte: „Auch unter Berücksichtigung der aktuellen Lage besteht kein Bedarf der Bundeswehr an einer militärischen Nutzung des Flughafens Eberswalde.“

Warten auf die Kräfte der Bereiche „Sanitätsdienst“ und „Streitkräftebasis“

Mit der Liegenschaft „Fliegerhorst Kaufbeuren“ befassten sich zwei Fragenkomplexe des CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke (Wahlkreis Ostallgäu, Bayern). Der Unionspolitiker erkundigte sich bei der Bundesregierung nach den Zukunftsplänen für den Standort. Er fragte: „Ist die Liegenschaft ,Fliegerhorst Kaufbeuren‘ auch weiterhin zur Aufnahme von Kräften der Organisationsbereiche Zentraler Sanitätsdienst und Streitkräftebasis vorgesehen – und falls nein, was sind die Gründe dafür?“

Die Antwort von Staatssekretärin Möller vom 26. Februar dazu lautete: „Die Liegenschaft ,Fliegerhorst Kaufbeuren‘ wird auch weiterhin für die Aufnahme von Kräften der Organisationsbereiche Zentraler Sanitätsdienst und Streitkräftebasis in Betracht gezogen. Für eine Stationierung von Organisationselementen dieser Organisationsbereiche in Kaufbeuren liegen unverändert keine Planungsunterlagen vor.“

Stracke wollte auch wissen, ob seinen Informationen zufolge „eine Feldjägerkompanie an der Franz-Josef-Strauß-Kaserne in Altenstadt zustationiert“ wird. Der CSU-Parlamentarier fügte an: „Falls ja, was sind die Gründe für eine Zustationierung in Altenstadt und nicht in der Liegenschaft ,Fliegerhorst Kaufbeuren‘, obwohl eine Zustationierung auch in Kaufbeuren geprüft wurde?“

Wie Möller ihrer Antwort vom 28. Februar ausführte, beabsichtigt das Kommando Streitkräftebasis ab dem 1. April dieses Jahres die Aufstellung der 13. Kompanie des Feldjägerregiments 3, um die Folgeaufträge gemäß NATO-Planungszielen erfüllen zu können. Die Staatssekretärin erklärte weiter: „Hierfür benötigte freie Unterbringungskapazitäten stehen im erforderlichen Umfang am Standort Kaufbeuren kurzfristig nicht zur Verfügung, hingegen aber in Altenstadt.“ Im Rahmen einer abschließenden Stationierungsentscheidung für diese Einheit werde nun unverändert auch der Standort Kaufbeuren mitbetrachtet. Die Untersuchungen hierzu dauerten allerdings noch an, so die Vertreterin des Verteidigungsministeriums abschließend.


Kompakt                           

Der Flugplatz Eberswalde-Finow ist ein Verkehrslandeplatz nahe der Kreisstadt des Landkreises Barnim im Nordosten Brandenburgs. Der Flugplatz ist für Maschinen mit einem Höchstabfluggewicht bis 14 Tonnen zugelassen (bis zum Abzug der damaligen sowjetischen Truppen wurden dort Flugzeuge bis 150 Tonnen betrieben). Der Flugplatz verfügt über eine Start-/Landebahnbefeuerung sowie in Hauptanflugrichtung eine PAPI (PAPI = Präzisionsanflug Gleitwinkelbefeuerung). Die Piste wurde 1971 während der militärischen Nutzung auf eine Länge von 2520 Metern ausgebaut, die heute jedoch in diesem Umfang nicht mehr genutzt wird.

Ende April 1945 war der Flugplatz von sowjetischen Truppen besetzt worden. Nach der Einnahme landete in Finow am 2. Mai 1945 erstmals die Militärmaschine eines sowjetischen Jagdfliegerregiments in Finow. In den frühen 1950er-Jahren waren hier Kampfflugzeuges der Typen MiG-15, MiG-17 und Il-28 (207. Frontbombenfliegerregiment) stationiert. Die schließlich letzte in Finow stationierte Einheit war ab 1970 das 787. Jagdfliegerregiment mit MiG-21, später dann MiG-23, MiG-25 und zuletzt MiG-29.

Nach der politischen Wende in den Warschauer-Pakt-Staaten verließen die letzten Kampfflugzeuge (MiG-29), nunmehr Teil der Russischen Luftstreitkräfte, den Flugplatz Finow am 11. Mai 1993 in Richtung Ross, Belarus.

Der Fliegerhorst Kaufbeuren war von der U.S. Air Force am 14. Dezember 1957 an die Bundesrepublik Deutschland übergeben worden. Damit konnte die Einrichtung weiterhin als Fliegerhorst – jetzt für die neugegründete Bundeswehr – genutzt werden.

Im Jahr 1956 nahm die Technische Schule „K“ in Kaufbeuren den Ausbildungsbetrieb auf. Sie wurde am 22. November 1956 in Technische Schule der Luftwaffe 1 – kurz TSLw 1 – umbenannt. Mit einem Appell im niedersächsischen Faßberg am 18. Dezember 2013 wurde die TSLw 1 aufgelöst und zusammen mit der TSLw 3 zum Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe/TAusbZLw zusammengeführt. Der Fliegerhorst Kaufbeuren samt Personal fungiert ab 1. Januar 2014 als „Außenstelle Süd“ des TAusbZLw (die Planung sah einen mehrfach hinausgeschobenen Umzug der Außenstelle nach Lagerlechfeld zuletzt für 2028 vor).

Im August 2019 gab das Bundesministerium der Verteidigung bekannt, dass die Liegenschaft im Rahmen der Trendwenden „Personal“ und „Material“ nicht aufgegeben wird. Zusätzlich soll jetzt der Standort Basis eines Sanitätsregiments und einer Feldjägerkompanie werden.

Aktuell beherbergt die Anlage das TAusbZLw, Abteilung „Süd“ und wird vom örtlichen Luftsportverein genutzt. Die Polizei ist hier mit einem ihren Hubschrauber stationiert. Militärischer Flugbetrieb findet nur noch in Ausnahmefällen statt. Wir haben bereits früher über den Standort Kaufbeuren berichtet (siehe hier).


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Zu unserem Bildmaterial:
1. Blick auf den Verkehrslandeplatz Eberswalde-Finow, der eingebettet ist in eine Photovoltaik-Freiflächenanlage. Diese war bei Inbetriebnahme die größte ihrer Art Europas. Da der Solarpark „Finow Tower“ auf einer zuvor militärisch genutzten Konversionsfläche errichtet wurde, mussten vor dem Bau militärische Altlasten und Munitionsreste geräumt werden. Zudem wurden etwa drei Millionen Euro in ökologische Ausgleichsmaßnahmen investiert. Unter anderem wurden fünf Hektar Wald aufgeforstet sowie 58 Hektar Trockenrasen und neun Hektar Lerchenfelder angelegt.
(Foto: Ralf Roletschek, www.roletschek.at/Wikipedia/Wikimedia Commons/Bild frei nutzbar, aber gesetzlich geschützt)

2. Fliegerhorst Kaufbeuren aus der Vogelperspektive.
(Foto: Harald Langer, www.xl-foto.de/für Stadtmarketing Kaufbeuren/unter der Creative-Commons-Lizenz CC-BY-3.0 – vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.de)

Kleines Beitragsbild: Tower Flugplatz Eberswalde-Finow (links) und Eingangsbereich des Fliegerhorstes Kaufbeuren.
(Foto „Finow-Tower“: Dabbelju/Wikipedia/unter Lizenz CC BY-SA 3.0 – vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/;
Foto „Fliegerhorst Kaufbeuren“: Thomas Springer/Wikipedia/unter Lizenz CC0 – vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.en;
grafische Bearbeitung, Bildcollage: mediakompakt)


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