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Vandenberg Space Force Base (Kalifornien, USA)/Koblenz/Immenstaad/Bremen. Das nationale satellitengestützte Radar-Aufklärungssystem SARah hat in dieser Woche den operationellen Teilbetrieb aufgenommen und sendet erste Aufklärungsdaten aus dem All. Der erste von insgesamt drei Satelliten des SARah-Systems konnte nach erfolgreicher Abnahme neben den dazugehörigen Bodensystemanteilen in das Eigentum des Bundes überführt werden. Die Satelliten des SARah-Systems sollen das aktuelle Aufklärungssystem SAR-Lupe, welches seit 2007 seinen Dienst erfolgreich verrichtet, ersetzen (SAR = Synthetic Aperture Radar). Das neue System besteht aus einem Phased-Array-Satelliten, zwei Reflektor-Satelliten und zwei Bodenstationen. Das Teilsystem „Phased Array“, das jetzt im All ist, ist von Airbus Defence and Space in Immenstaad als Hauptunterauftragnehmer realisiert worden.

Das SARah-Vorläufersystem SAR-Lupe umfasst fünf Satelliten und eine Bodenstation. Dieses Aufklärungssystem, wie SARah entwickelt und federführend gebaut bei der OHB System AG (ein Tochterunternehmen des börsennotierten Hochtechnologie-Konzerns OHB SE), war am 4. Dezember 2008 im damaligen Kommando Strategische Aufklärung in der rheinland-pfälzischen Gemeinde Grafschaft (Ortsbezirk Gelsdorf) an die Bundeswehr übergeben worden. (Anm.: Das Kommando Strategische Aufklärung war bis 2023 das Fähigkeitskommando der Bundeswehr für das Militärische Nachrichtenwesen; es wurde im Zuge der Reform des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum mit Ablauf des 31. März 2023 aufgelöst.)

Um die Aufklärungsfähigkeiten im Hinblick auf Krisenfrüherkennung, Krisenvorsorge und wirksames Krisenmanagement auch in der Zukunft zu erhalten, musste bereits vor längerer Zeit ein Nachfolgesystem für SAR-Lupe in Auftrag geben werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte deshalb auch in seiner Sitzung am 26. Juni 2013 für das etwa 816 Millionen teure neue Vorhaben „SARah“ seine Zustimmung erteilt und damit den Weg frei gemacht für die Unterzeichnung der entsprechenden Verträge am 2. Juli 2013 zwischen dem Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und OHB (wir berichteten zuletzt am 8. August 2019).

Mit dem Einsatz von SARah werden die Fähigkeiten der Vorgängerkonstellation deutlich gesteigert. Durch die Kombination der Phased-Array-Technik (Radar mit elektronischer Strahlschwenkung) und der aus SAR-Lupe bewährten Reflektor-Technik kann das System SARah, unabhängig von der Tageszeit und den Wetterbedingungen im Beobachtungsgebiet, die Anforderungen vollumfänglich erfüllen. Zukünftiger Nutzer ist die Dienststelle „Zentrale Abbildende Aufklärung“ des Bundeswehr-Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum, die ihren Sitz – wie zuvor das Kommando Strategische Aufklärung – in der Philipp-Freiherr-von-Boeselager-Kaserne in Grafschaft hat.

Gewonnene Daten helfen bei der Krisenfrüherkennung und Krisenbewältigung

Der mit der Aufnahme des operationellen Teilbetriebs erreichte Meilenstein im SARah-Projekt garantiert die Bereitstellung satellitengestützter Aufklärungsfähigkeiten. Dazu schreibt das BAAINBw in seiner Pressemitteilung vom 5. Oktober: „Die Bundeswehr sichert damit langfristig die Fähigkeit zur weltweiten, tageszeit- und wetterunabhängigen abbildenden Aufklärung. Gleichzeitig unterstützen die gewonnenen Daten bei der Krisenfrüherkennung und Krisenbewältigung.“

Der erste Satellit für die Aufnahme des Betriebs des Teilsystems „Phased Array“ war am 18. Juni mit einer Falcon-9-Rakete der Firma SpaceX von der amerikanischen Vandenberg Space Force Base in Kalifornien aus ins Weltall befördert worden. Seit dem Erreichen der Zielumlaufbahn konnten mit dem ersten SARah-Satelliten bis zum Übergang in den jetzigen Teilbetrieb alle erforderlichen Leistungstests erfolgreich abgeschlossen werden.

Die letzten beiden SARah-Satelliten sollen noch 2023 ins All starten

Hinter dem Projektnamen „SARah“ verbergen sich – wie bereits eingangs erwähnt – insgesamt drei deutsche Satelliten und zwei Bodenstationen. Das Aufklärungssystem SARah soll für mindestens zehn Jahre den operationellen Betrieb sicherstellen.

Nach derzeitiger Planung werden noch in diesem Jahr die beiden ausstehenden Reflektor-Satelliten ins All gebracht, um das SARah-System zu komplettieren. Damit kann die Bundeswehr die neuen Satelliten zusammen mit den aktuell fünf SAR-Lupe-Satelliten für ihre militärische Aufklärung nutzen.


Kompakt                           

Die Zentrale Abbildende Aufklärung ist eine Dienststelle des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr. Sie liefert Beiträge für die allgemeine Lagebeurteilung, für die Krisenfrüherkennung sowie für die Unterstützung der Einsätze der Bundeswehr mit Erkenntnissen der Satellitengestützten Abbildenden Aufklärung.

Die Einrichtung in Grafschaft hat den Auftrag, Krisenunterstützungseinsätze der Bundeswehr durch Erfassen, Verifizieren und Erarbeiten von krisenvorsorgerelevanten Daten zu unterstützen.

Die Ergebnisse werden in einem Informationssystem (Bundeswehr-Abkürzung „KVInfoSys“) so eingestellt, dass diese als Grundlage im Fall einer Evakuierungsoperation verfügbar sind. Dazu werden eine Vielzahl unterschiedlicher Objekte identifiziert und mittels entsprechender Bildprodukte wie Stadtübersichten, Detailpläne kritischer Infrastruktur – beispielsweise Flughäfen – und Evakuierungsrouten aufbereitet und bereitgestellt, damit denkbare Operationen vorbereitet und gegebenenfalls auch durchgeführt werden können.


Die Aufnahme zeigt den Start des ersten SARah-Satelliten am 18. Juni 2022 von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien aus ins Weltall.
(Foto: Dirk Bannert/Presse- und Informationszentrum BAAINBw)

Kleines Beitragsbild: Das künftige Radaraufklärungssystem SARah umfasst zwei Reflektor-Satelliten und einen Phased-Array-Satelliten, hinzu kommen zwei Bodenstationen.
(Bild: OHB System AG)


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