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Eindhoven (Niederlande). Der deutsche Generalmajor Christian Badia ist der neue Kommandeur des europäischen Lufttransportkommandos. Der frühere Unterabteilungsleiter „Planung 1“ beim Bundesministerium der Verteidigung übernahm am 3. Juli den Chefsessel im niederländischen Eindhoven von Generalmajor Pascal Valentin (Frankreich). Zu dem Übergabezeremoniell waren auch die Luftwaffeninspekteure der an dieser multinationalen Kommandobehörde beteiligten Nationen gekommen. Generalleutnant Karl Müllner repräsentierte die deutsche Luftwaffe. Den Kommandowechsel auf der Eindhovener Airbase verfolgten zudem zahlreiche weitere hochrangige Militärs und zivile Gäste. General Badia wird die europäischen Transportflieger nun zwei Jahre lang führen.

Das europäische Lufttransportkommando (European Air Transport Command, EATC) war am 1. September 2010 in Anwesenheit politischer und militärischer Vertreter der Partnernationen aufgestellt worden. Erster Kommandeur war Generalmajor Jochen Both gewesen. Der deutsche Offizier hatte die Kommandobehörde bis zum 19. Juli 2012 geführt, danach hatte Pascal Valentin übernommen.

Die Bundeswehrangehörigen, die mit der Aufstellung des EATC ihre Arbeit in Eindhoven aufgenommen hatten, kamen größtenteils aus den Reihen des zum 31. Dezember 2010 außer Dienst gestellten Lufttransportkommandos der Bundeswehr. Das EATC hat die nationalen Aufgaben dieses ehemaligen Münsteraner Verbandes mitübernommen. Zugleich führt es heute auch operationell die deutschen Lufttransportgeschwader 61 (Landsberg/Penzing), 62 (Wunstorf bei Hannover) und 63 (Hohn) sowie die „graue Flotte“ der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums.

Deutschland stellt im EATC mit seinen mehr als 180 Dienstposten den größten personellen Anteil. Rund 60 Bundeswehrsoldaten dienen zurzeit in Eindhoven.

Spanien – sechste Partnernation des europäischen Lufttransportkommandos

Der 3. Juli war auch noch in anderer Hinsicht ein bedeutsamer Tag für die multinationale Institution. Wenige Stunden vor dem Kommandowechsel hatte das Multinational Air Transport Committee – dies sind alle Inspekteure der EATC-Nationen – den offiziellen Beitritt Spaniens als sechste Partnernation des Kommandos verkündet. Vermutlich können damit bis Ende 2014 auch spanische Transportmaschinen vom EATC operationell (OPCON) geführt werden.

Der Bundeswehr steht so künftig neben den eigenen, nationalen Lufttransportmitteln eine multinationale Transportluftfahrzeugflotte zur Verfügung, deren Operationsbasen von der Ostsee bis fast nach Gibraltar reichen.

Für die deutsche Luftwaffe bedeutet der Beitritt Spaniens zugleich eine Erweiterung des eigenen Operationsradius. Über das Wechselsystem ATARES kann Deutschland eigene Flugstunden gegen die einer anderen Nationen eintauschen und somit auch die Transportleistung dieser Nation – sprich deren Maschine oder Maschinen – in Anspruch nehmen.

Im Falle der spanischen Luftwaffe kann dies so aussehen, dass beispielsweise spanische Boeing B707 oder KC-130 deutsche Kampfflugzeuge über dem Mittelmeer mit Treibstoff versorgen. Spanische Hercules-Transporter könnten beispielsweise die Lufttransportaufträge deutscher Transall C-160 übernehmen, die nach Afrika fliegen sollen. Oder deutsche Fallschirmjäger nutzen im Rahmen ihrer Ausbildung gegebenenfalls eine spanische CASA C-295. Immer vorausgesetzt, dass der jeweilige Flugzeugtyp sich nach den Kriterien der Verfügbarkeit, Effektivität und Effizienz als die geeignetste Alternative für den deutschen Auftrag erweist.

Knapp 20 verschiedene Flugzeugtypen und rund 160 Maschinen

Mit dem Beitritt Spaniens können die „alten“ EATC-Mitgliedsnationen Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Niederlande bald auf eine assignierte Lufttransportflotte von etwa 160 Flugzeugen und auf knapp 20 verschiedene Flugzeugtypen zurückgreifen. Zum Pool dieser Flotte steuert die deutsche Luftwaffe den Airbus A310 PAX (für Passagiere oder den Truppentransport) sowie alle Airbus A310 MRTT (umrüstbares Mehrzweckflugzeug mit der Bezeichnung „Multi-Role-Transport“, kurz MRT; seit der Fähigkeitserweiterung zur Luftbetankung gilt die Bezeichnung „Multi-Role-Transport-Tanker“, MRTT) bei. Hinzu kommen die Transall C-160 D und die Transall C-160 ESS (Konfiguration mit Täuschkörperwerfern und Radarwarnern für den erweiterten Selbstschutz). Die „Trall“ C-160 D wird noch in dieser Dekade durch den Airbus A400M ersetzt werden.

Durch die Zugehörigkeit zum EATC profitiert unsere Luftwaffe von einem deutlichen Zuwachs an Transportmöglichkeiten im Bereich des taktischen wie strategischen Lufttransports, der Luftrettung sowie der Luftbetankung. Denn auch wenn die deutsche Luftwaffe bereits heute all diese Fähigkeiten abdecken kann, wird sie über das EATC flexibler für operationelle Schwerpunktbildungen und kann praktische jede Mission weltweit unterstützen, solange entsprechende Maschinen im EATC-Pool für die jeweilige Operation verfügbar sind.

Der Airbus A400M – Rückgrat des militärischen Lufttransports in Europa

Was im Pool des europäischen Lufttransportkommandos fehlt, sind Großraumflugzeuge wie etwa die C-5A Galaxy oder Antonov AN-124. Diese Flugzeugmuster sind im nationalen Betrieb der Europäer zu teuer. Die Einsatzmöglichkeiten sind außerdem beschränkt. Sollte eine der EATC-Nationen dennoch eine ungewöhnlich große Frachtladung befördern müssen, dann greift die nationale Lösung. Die Bundeswehr nutzt für derartige „Mammuttransporte“ die Antonov-Maschinen von SALIS. An dem Programm SALIS (Strategic Airlift Interim Solution) beteiligen sich seit 2004 Europäer und Kanadier, um militärische strategische Lufttransportaufgaben eigenständig und zeitnah lösen zu können. Die AN-124 wird dabei von den Gesellschaftern der Ruslan SALIS GmbH – der Volga-Dnepr Airlines (Russland) und der Antonov Airlines (Ukraine) – gestellt.

Die Einführung des Airbus A400M „Atlas“ in die nationalen Luftwaffen unterstützt das EATC mit diversen Projekten und Konzeptvorschlägen. Der Militärtransporter wird langfristig das Rückgrat des militärischen Lufttransports in Europa darstellen. Der A400M ist eines der wenigen Flugzeuge überhaupt, dass sowohl eine taktische als auch eine strategische Rolle abbilden und langfristig auch als Tanker und zur (taktischen wie strategischen) Luftrettung zum Einsatz kommen kann.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Die spanische Flagge vor dem Gebäude des europäischen Lufttransportkommandos in Eindhoven – Spanien trat der Organisation am 3. Juli 2014 bei.

2. Angehörige des EATC und Gäste am 3. Juli 2014 beim feierlichen Kommandowechsel.

3. Kommandoübergabe – Generalmajor Christian Badia, Generalleutnant Alexander Schnitger und Generalmajor Pascal Valentin (von links). Schnitger, Chef der niederländischen Luftwaffe, leitete an diesem Donnerstag das militärische Zeremoniell.

4. Generalleutnant Schnitger bei seiner Ansprache, neben im die beiden Generalmajore Badia (Mitte) und Valentin.

5. Hohe Repräsentanten der an EATC beteiligten Luftwaffen.
(Fotos: European Air Transport Command)


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