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Berlin. Das Wasser ging, die Pegel sanken – am 19. Juni 2013 um 12 Uhr erklärte das Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr den Hochwassereinsatz unserer Soldaten in Deutschland offiziell für beendet. Die Truppe hatte auf Bitten etlicher Bundesländer fast drei Wochen lang die zivilen Kräfte in den überfluteten Landesteilen unterstützt. Koordiniert und geführt worden war die Hilfe aus der Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Dort hat das erst am 24. Januar dieses Jahres aufgestellte Kommando Territoriale Aufgaben seinen Sitz.

In der Julius-Leber-Kaserne fand jetzt auch eine erste Auswertung der Fluthilfe statt. Gekommen waren dazu der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, sowie Vertreter der am Hilfseinsatz beteiligten Landeskommandos und Brigaden. Für das Kommando, das zum Zeitpunkt der ersten Hochwassermeldungen gerade mal seit gut 130 Tagen in Dienst gestellt war, bedeutete diese Umweltkatastrophe eine große Bewährungsprobe. Generalmajor Hans-Werner Wiermann, Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben, brachte es bildhaft auf den Punkt: „Wir wurden regelrecht ins kalte Wasser geworfen.“

Neue territoriale Strukturen haben sich bewährt

Herzstück des Katastropheneinsatzes war die zivil-militärische Zusammenarbeit gewesen, die erstmals in den neuen territorialen Strukturen erfolgt war. Auf Bitten der Bundesländer Bayern, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatte die Bundeswehr die zivilen Kräfte an der „Hochwasserfront“ nach Kräften und rund um die Uhr unterstützt. Der Einsatzraum hatte sich dabei von den Alpen bis an die Küste über insgesamt etwa 1000 Kilometer erstreckt. Dies war der bislang größte Fluthilfeeinsatz der deutschen Streitkräfte.

In den Spitzen hatten bis zu 20.000 Soldaten und Reservisten aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche für den Hochwassereinsatz zur Verfügung gestanden. Davon waren zeitweise bis zu 18.000 Bundeswehrangehörige direkt zur Deichsicherung eingesetzt worden. Immer da, wo die zivilen Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk oder anderen Hilfsorganisationen an ihre Grenzen gestoßen waren, hatte das Militär mit seinen Fähigkeiten geholfen. Unterstützungsanfragen waren dabei in aller Regel von den Verwaltungsstäben der Landkreise und Länder aus zunächst an die Landeskommandos ergangen. Dort waren die Anfragen ausgewertet und an das Lagezentrum im Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin weitergeleitet worden.

Rund 13.000 verschiedene Unterstützungsleistungen

Die Abschlussbilanz der unterschiedlichen Bundeswehr-Unterstützungsleistungen ist beeindruckend. Nach Auskunft des Berliner Kommandos waren unter den rund 20.000 Soldaten im Fluthilfeeinsatz etwa 520 Reservisten (davon 170 Reservisten der neuen regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte und 350 Reservisten in Kreisverbindungskommandos, Bezirksverbindungskommandos und im Lagezentrum Kommando Territoriale Aufgaben). Auch 500 Feldjägerkräfte waren in den Überschwemmungsgebieten im Einsatz.

Die betroffenen Bundesländer hatten insgesamt 330 Hilfsanträge, aus denen sich rund 13.000 Unterstützungsleistungen ableiteten, gestellt. 330 Personen wurden dabei durch die Bundeswehr evakuiert (davon 160 per Hubschrauber und 170 mit Fahrzeugen). An Material wurden unter anderem ausgegeben: 2900 Feldbetten, 5300 Decken, etwa 2,3 Millionen Sandsäcke. Im Einsatz waren rund 150 Transportfahrzeuge (sie legten eine Gesamtstrecke von etwa 50.000 Kilometer zurück und transportierten 2600 Tonnen Material). Die mehr als 30 Hubschrauber von Heer und Luftwaffe – NH90, Bell UH-1D, CH-53 und BO105 – flogen knapp 1400 Stunden und bewegten dabei auch 4300 Tonnen Material. Zur Deichaufklärung waren die Do 228 und der Seefernaufklärer P-C3 Orion annähernd 60 Stunden im Einsatz.

Auch die medizinische Komponente der Bundeswehr leistete Erstaunliches: 110 Krankenwagen waren in Marsch gesetzt worden, 450 Sanitäter kümmerten sich um Hilfesuchende, für die Bevölkerung standen rund 450 Krankenhausbetten und 2900 Feldkrankenbetten bereit.

Eindrucksvolle menschliche Zuwendung für die Flutopfer

Nicht nur die Bundeswehr hatte die zivilen Behörden bei der Bekämpfung der Folgen des Hochwassers unterstützt. Auch niederländische und französische Soldaten waren im Einsatz gewesen. In Sachsen hatte beispielsweise unmittelbar nach einer Übung in Thüringen das 101 Geniebataljon (Pionierbataillon) aus dem niederländischen Wezep geholfen. Angehörige der Deutsch-Französischen Brigade aus Müllheim waren zur Hochwasserbekämpfung nach Bayern und später nach Sachsen verlegt worden.

Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte in Berlin im Bundestag ausdrücklich den Einsatz der Polizei, der Feuerwehr und Rettungsdienste sowie die Leistung der freiwilligen Helfer und die der Soldaten der Bundeswehr. Er sagte: „Zu den ermutigenden Erfahrungen solcher Katastrophen gehört wieder einmal, dass Not und Leid einhergehen mit tatkräftiger Hilfe und eindrucksvoller menschlicher Zuwendung.“

Hinweis: Tausende Bundeswehrangehörige haben während der Hochwasserkatastrophe im Juni 2013 in acht Bundesländern geholfen. Ob beim Befüllen von Sandsäcken, bei Deichsicherungsarbeiten, beim Häuserschutz oder später in der Aufräumphase. Für die deutschen Streitkräfte war diese Fluthilfe einer der größten Einsätze seit Jahren. Das Video der Bundeswehr fasst die Ereignisse in einer Reportage zusammen.

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Zu unserem Bildangebot:

1. Bei der Deichverteidigung im brandenburgischen Prignitz arbeiteten am 11. Juni 2013 Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 313 und Besatzungsangehörige des Unterseebootes U31 Hand in Hand.
(Foto: Hanns-Christian Klasing/IMZBw-Bildarchiv)

2. Gemeinsam über eine überflutete Straße – die Aufnahme entstand am 9. Juni 2013 in der Nähe des Elsterflutbeckens Leipzig.
(Foto: Mick Neustadt/IMZBw-Bildarchiv)

3. 4. Juni 2013 in Dresden: Fluthilfeeinsatz von Bundeswehr- und THW-Kräften.
(Foto: Mark Ahrendt/IMZBw-Bildarchiv)

4. Verteidigungsminister Thomas de Maizière und Generalmajor Hans-Werner Wiermann verschafften sich am 7. Juni 2013 einen Überblick über die Lage in einigen Hochwassergebieten.
(Foto: Andrea Bienert/IMZBw-Bildarchiv)

5. Passau, Bayern – das Bild zeigt Soldaten der Bundeswehr am 8. Juni 2013 bei ersten Aufräumarbeiten. Für die Helfer hieß es in jenen Tagen schnell zu handeln, denn der Schlamm sollte unter der Sonneneinstrahlung bald hart wie Beton werden.
(Foto: Kevin Schrief/IMZBw-Bildarchiv)


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