40 Jahre Kampf dem Terror
2012
Bonn/Berlin. Sie riskieren ihr Leben, dürfen aber über ihre gefährliche Arbeit nicht öffentlich sprechen: die Männer der Anti-Terror-Einheit GSG 9, die am 17. September in Bonn ihren 40. Geburtstag feierte. Seit der spektakulären Geiselbefreiung von Mogadischu 1977 genießt die GSG 9 der Bundespolizei einen geradezu legendären Ruf – und das weit über Deutschlands Grenzen hinaus.
Die Spezialeinheit hat seit ihrer Gründung im Herbst 1972 bis zum 20. September 2012 insgesamt 1703 Einsätze im In- und Ausland absolviert. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor. Danach galten im Zeitraum von 1985 bis zum laufenden Jahr 135 Einsätze der Bekämpfung von Organisierter Kriminalität, 48 Einsätze der Bekämpfung des Terrorismus und 152 Einsätze der Bekämpfung anderer Straftaten.
Nach den Regierungsangaben sind im Rahmen von Einsätzen drei GSG-9-Angehörige getötet und sieben verletzt worden (drei Verletzungen durch Fremdeinwirkung und vier Verletzungen durch Unfälle). Im täglichen Dienst sind drei Angehörige der GSG 9 bei Unfällen ums Leben gekommen. Ein Angehöriger der GSG 9 ist den Angaben zufolge während seiner aktiven Dienstzeit durch Suizid aus dem Leben geschieden.
Am 23. September stellte Guido Knopp in seiner Sendung ZDF-History ein Porträt der Truppe vor: „Mythos GSG 9 – 40 Jahre Kampf dem Terror“. Autor Uli Weidenbach, der die Spezialeinheit über mehrere Monate hinweg begleiten durfte, waren mit dieser Dokumentation erstmals tiefere Einblicke in die Arbeitsweise dieser Sicherheitskräfte gelungen.
Gründungsdatum der GSG 9 ist der 26. September 1972, der Grund für die Gründung tragisch. Am 5. September 1972 hatte das palästinensische Terrorkommando „Schwarzer September“ die israelische Olympiamannschaft während der Olympischen Spiele in München überfallen. Bei dem Befreiungsversuch auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck starben später elf Sportler und ein Polizist. Fünf palästinensische Terroristen wurden erschossen.
Mit der Aufstellung der damals als Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) bezeichneten Spezialeinheit des Bundes sowie der Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Bundesländer wurde Oberstleutnant im Bundesgrenzschutz (BGS) Ulrich K. Wegener betraut. Im April 1973 meldete er die Einsatzbereitschaft von zwei Einsatzeinheiten der GSG 9.
Am 17. Oktober 1977 bestand die GSG 9 dann ihre „Feuertaufe“ bei der Befreiung von Geiseln aus der Lufthansa-Maschine „Landshut“ in der somalischen Hauptstadt Mogadischu.
Die GSG 9 der Bundespolizei hat heute ihren Sitz in Sankt Augustin nahe Bonn. Die Bekämpfung von Terrorismus und schwerster Gewaltkriminalität sind die primären Einsatzgebiete dieser Polizei-Spezialeinheit, der auch Präzisionsschützen, Fallschirmspringer und Taucher angehören. Einer der bekannten GSG 9-Einsätze der letzten Jahre war die Festnahme der drei islamistischen Terroristen Daniel Schneider, Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz im Sauerland (der Vierte der sogenannten Sauerland-Gruppe, Atilla Selek, wurde Wochen später in der Türkei verhaftet und an Deutschland ausgeliefert; die vier Männer erhielten inzwischen in einem der umfangreichsten Terrorverfahren in der deutschen Geschichte langjährige Haftstrafen).