Düsseldorf/München. Viele der 744 Sportsoldaten der Bundeswehr würden gerne im Anschluss an ihre sportliche Laufbahn bei der Truppe bleiben. „Eine erste Umfrage durch die Sportfördergruppen zeigt hier ein großes Interesse seitens der Sportler“, sagte jetzt Brigadegeneral Markus Kurczyk der Rheinischen Post. Der Abteilungsleiter „Ausbildung Streitkräfte“ im Kommando der Streitkräftebasis teilte mit, dass bereits im kommenden Jahr die ersten zusätzlichen Dienstposten für Sportausbilder eingerichtet würden, um ehemalige Spitzensportler künftig langfristig an die Bundeswehr binden zu können.
Maximilian Hartung, Sprecher der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), hatte im Februar in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisiert, dass es bei der Bundeswehr im Gegensatz zu den über die Polizei geförderten Stellen keine Aussicht auf Anschlussverwendung gebe. Er halte „die Bundeswehr nicht für ein besonders gutes Instrument der Sportförderung“, so der Säbelfechter damals gegenüber dem Blatt (siehe auch hier). Im Juni hatten sich Hartung und die Kanutin Silke Kassner dann im Namen der Athletenkommission mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen getroffen, um über die Sportförderung der Bundeswehr zu diskutieren.
Insgesamt will die Bundeswehr nun bei der Laufbahnplanung ihrer Sportsoldaten flexibler werden. Die Planung solle „den individuellen Interessen und Bedürfnissen an Karriere und Vereinbarkeit von Sport und militärischer Ausbildung sowie dem Interesse der Bundeswehr an der Nachwuchsgewinnung Rechnung tragen“, so Brigadegeneral Kurczyk.
Die Bundeswehr ist mit 744 Förderstellen der größte Unterstützer des Hochleistungssports in Deutschland. Nach eigenen Angaben investiert sie jährlich rund 35 Millionen Euro in ihre Sportsoldaten in bundesweit 15 Sportfördergruppen.
Inzwischen liegen erste konkrete Ergebnisse bei der Reform der Laufbahnplanung und Anschlussverwendung vor. Dazu Kurczyk gegenüber der Rheinischen Post: „Zur Bindung ehemaliger Spitzensportler werden Dienstposten zur Verbesserung der Sportausbildung und der körperlichen Leistungsfähigkeit in der Fläche eingerichtet.“ Die ersten sportbezogenen Dienstposten für die Jahre 2018 und 2019 würden bereits jetzt „bedarfsgerecht“ geschaffen.
Wie Kurczyk weiter erläuterte, soll es in Zukunft für den betroffenen Personenkreis drei Wahlmöglichkeiten geben: „Erstens – die Ausbildung zum Feldwebel parallel zum Sport. Zweitens – Dienst im Mannschaftsdienstgrad bis zum Ende der sportlichen Karriere, das dann auch Dienstzeitende ist. Drittens – eine bei angestrebtem dauerhaftem Verbleib in der Bundeswehr anschließende Ausbildung zum Feldwebel und gegebenenfalls sogar zum Offizier.“
Ende 2018 soll auch an der Universität der Bundeswehr in München für Sportsoldaten ein Bachelor-Studiengang eingerichtet werden. Darüber hatten die Vertreter der DOSB-Athletenkommission ebenfalls schon mit Ministerin von der Leyen bei dem Juni-Treffen gesprochen. Für den sportwissenschaftlichen Studiengang wird momentan der übergeordnete Themenbereich „Gesundheitsmanagement, Prävention, Rehabilitation“ vorbereitet.
Die ersten Athletinnen und Athleten der Bundeswehr sollen zum Wintertrimester 2018 mit dem modularen Studium beginnen können. Nach dem Karriereende warten dann auf die Absolventen innerhalb der Truppe sportbezogene Stellen.
Unser Symbolbild zeigt Oberfeldwebel Andrej Sonnenberg beim Hindernislauf des militärischen Fünfkampfs in südkoreanischen Yeongcheon. Hier fanden im Oktober 2015 die 6. Military World Games des Internationalen Militärsportverbandes (Conseil International du Sport Militaire, CISM) statt.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Kleines Beitragsbild: Hindernisschwimmen bei den 5. Military World Games in Rio de Janeiro, Brasilien. Militärischer Fünfkämpfer Sonnenberg von der Sportfördergruppe Neubiberg. Die Aufnahme stammt vom 19. Juli 2011.
(Foto: Andrea Bienert/Bundeswehr)