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Berlin. Aus der Bundeswehr scheiden jedes Jahr bis zu 15.000 qualifizierte Angehörige aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche aus. Die Deutsche Bahn (DB) sucht Personal und will bis 2020 jährlich etwa 8000 neue Mitarbeiter einstellen. Auf diese Konstellation – eine für alle Beteiligten offensichtliche Win-win-Situation – haben Armee und Verkehrskonzern nun reagiert. Am 9. Juli vereinbarten Bundeswehr und DB eine bundesweite Zusammenarbeit bei der Personalgewinnung. Dazu unterzeichneten Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, und DB-Personalvorstand Ulrich Weber in Berlin eine entsprechende Kooperationsvereinbarung. Soldaten können damit jetzt nach Ausscheiden aus der Bundeswehr eine berufliche Perspektive bei der Bahn nutzen.

Die Truppe hat oftmals Schwierigkeiten, ihre Zeitsoldaten nach Ende der Verpflichtungszeit angemessen im zivilen Arbeitsmarkt unterzubringen. Für viele Bundeswehr-Spezialisten gibt es in der freien Wirtschaft einfach keine vergleichbaren Verwendungen. Die Deutsche Bahn hingegen sucht händeringend Fachkräfte.

So schreibt die Bundesanstalt für Arbeit in ihrer Arbeitsmarktanalyse Juni 2014: „Im Bereich des Eisenbahnverkehrs zeigt sich ein bundesweiter Mangel bei Spezialisten im technischen Eisenbahnbetrieb, bei Fachkräften zur Überwachung und Wartung der Eisenbahninfrastruktur, zur Überwachung und Steuerung des Eisenbahnverkehrsbetriebs sowie zur Fahrzeugführung im Eisenbahnverkehr (Lok- und Triebwagenführer).“ Das Berufsfeld des Eisenbahnverkehrs weise – verglichen mit anderen technischen Berufen – die Mangelberufe mit den höchsten Vakanzzeiten auf, berichtet die Agentur weiter. Stellen für Fachkräfte zur Überwachung und Steuerung des Eisenbahnverkehrsbetriebs seien 152 Tage und für Lok- und Triebwagenführer rund 145 Tagen vakant. Die Vakanzzeit liege damit 87 beziehungsweise 79 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe.

Enge Zusammenarbeit mit dem Berufsförderungsdienst

Bundeswehr und Bahn erklärten am Mittwoch in einem gemeinsamen Pressetext: „Diese Vereinbarung stärkt den Eintritt in den Arbeitsmarkt für Soldatinnen und Soldaten. Durch die Kooperation ergeben sich für alle Laufbahngruppen … konkrete Angebote und Optionen für die weitere berufliche Entwicklung.“ Beide Arbeitgeber suchen Frauen und Männer für bundesweite Standorte und vielfältige Berufsfelder: Mannschaftssoldaten, Offiziere, Techniker oder IT-Spezialisten sind beispielsweise bei der DB in der Disposition, für den Quereinstieg als Fahrdienstleiter oder Triebfahrzeugführer, als Busfahrer sowie im Ingenieurs- oder IT-Bereich gefragt.

Der Berufsförderungsdienst der Bundeswehr (BFD) und die DB-Personalorganisation werden künftig eng zusammenarbeiten. Die DB wird unter anderem auf wichtigen BFD-Messen vertreten sein. Zusätzlich soll es Informationsveranstaltungen für Bundeswehrangehörige und BFD-Berater geben, auf denen sich der Verkehrskonzern als Arbeitgeber präsentiert. Interessierte sollen außerdem die Möglichkeit erhalten, Praktika im Bahnunternehmen zu absolvieren.

Ein „Kreislauf der Talente“ mit der deutschen Wirtschaft

Die Bundeswehr kooperiert seit vielen Jahren schon erfolgreich mit der deutschen Wirtschaft. Ausscheidenden Soldaten wird so eine zivilberufliche Perspektive eröffnet, die Wirtschaft kann sich auf gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte freuen. Die neue Kooperationsvereinbarung stellt die bereits seit dem 22. Oktober 2010 in Süddeutschland existierende Partnerschaft mit der DB-Tochter DB Netz AG auf eine bundesweite Basis.

Die vor rund vier Jahren zwischen der Wehrbereichsverwaltung Süd und der DB Netz AG in Nürnberg geschlossene Vereinbarung hatte damals Generalleutnant Wolfgang Born, Abteilungsleiter „Personal“ im Verteidigungsministerium, wie folgt kommentiert: „Unsere Kooperation zeigt, dass die Bundeswehr eine Qualifizierungsschmiede ist. Sie stellt ihren Soldaten nicht nur einen attraktiven Arbeitsplatz und klare berufliche Perspektiven, sondern auch fundierte Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bereit, die auf dem zivilen Arbeitsmarkt gefragt sind.“ Der Soldatenberuf gewinne nicht zuletzt durch diesen „Kreislauf der Talente mit der Wirtschaft an Attraktivität“, sagte Born.

Einer der Wegbereiter der Nürnberger Kooperation war der Arbeitskreis „Bundeswehr und Wirtschaft“, der die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Bahn auch weiterhin als Partner unterstützend begleitet.


Zum Bildangebot:
1. Eingangstür zum Bahnhof Rosenheim.
(Foto: Volker Emersleben/Deutsche Bahn AG)

2. Neue S-Bahnen der Baureihe ET 430 im April 2014 in Frankfurt am Main.
(Foto: Uwe Miethe/Deutsche Bahn AG)


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