menu +

Nachrichten



Berlin/Sangerhausen. Seit dem 22. Dezember vergangenen Jahres ließen das Sturmtief „Zoltan“ und die anschließende Schneeschmelze die Pegelstände vieler Gewässer in mehreren Bundesländern stark steigen. Wetterdienste in Hessen und Bayern meldeten auch am heutigen Freitag (5. Januar) steigende Stände. In Sachsen-Anhalt entspannt sich die Lage bisher ebenfalls nicht. Das andauernde Hochwasser hält viele zivile Hilfskräfte in Atem. Die Bundeswehr unterstützt auf Anforderung der Behörden – aktuell im Schwerpunkt in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Rund 200 Angehörige der Bundeswehr beteiligen sich seit dem heutigen Vormittag im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt am Kampf gegen das Hochwasser. Um die durchweichten Deiche bei Röblingen zu stabilisieren, sollen die Soldaten in Kooperation mit dem örtlichen Katastrophenschutzstab bis zu 700.000 Sandsäcke befüllen und verbauen.

André Schröder, Landrat des Kreises Mansfeld-Südharz, hatte am 30. Dezember aufgrund des anhaltend hohen Wasserstandes des Flusses Helme den Katastrophenfall festgestellt. Am 2. Januar schließlich hatte der Landkreis im Namen des CDU-Politikers dann ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gerichtet. Im Zuge der Beantragung wurde der Einsatzzeitraum zunächst auf einen Beginn ab dem 8. Januar datiert. Aufgrund der kritischen Lage vor Ort begann die Bundeswehr jedoch schon am heutigen Freitag mit ihrer Hilfsmission.

Bundeswehrangehörige aus drei Organisationsbereichen im Einsatz

Der Großteil der eingesetzten Soldaten kommt aus dem Versorgungsbataillon 131 und dem Panzerbataillon 393, beide Verbände in Bad Frankenhausen im benachbarten Thüringen stationiert (und der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ unterstellt). Ebenfalls aus Thüringen unterstützt ein Zug des IT-Bataillons 383 aus Erfurt.

Auch die Deutsche Marine wird an dem Hilfseinsatz mit einem Zug des Seebataillons aus dem schleswig-holsteinischen Alt Duvenstedt teilnehmen. Die Unterstützung soll zunächst schwerpunktmäßig im Sangerhauser Stadtteil Oberröblingen erfolgen.

Etliche Amtshilfeanträge auch bereits aus Niedersachsen eingetroffen

Im ebenfalls stark vom Hochwasser betroffenen Niedersachsen ist bislang noch kein Katastrophenalarm ausgelöst worden. Das Hochwasser wurde jedoch in mehreren Landkreisen schon als „außergewöhnliches Ereignis“ eingestuft. Seitens der Behörden gingen seitdem verschiedene Amtshilfeanträge ein, die von Seiten der Bundeswehr aktiv bedient wurden und werden.

So ist die Truppe bereits seit dem Jahresende 2023 im Hilfseinsatz. Neben kleineren Unterstützungsleistungen wie dem Einsatz von watfähigen Fahrzeugen oder mobiler Pumpkapazität haben die Soldaten auch für den Fall von Deichbrüchen vorgesorgt. Für die Verstärkung von Deichen oder notwendige Evakuierungen stehen in Niedersachsen aktuell bis zu zehn Hubschrauber und rund 360 Kräfte in Bereitschaft.

Die Hubschrauber werden gestellt vom Marinefliegergeschwader 5 in Nordholz (insgesamt vier Maschinen der Typen Sea Lynx, Sea King und Sea Lion), vom Transporthubschrauberregiment 10 in Faßberg (zwei NH90) sowie vom Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg (ebenfalls zwei NH90). Zwei weitere CH-53 des Hubschraubergeschwaders 64 der Luftwaffe bilden am Standort Holzdorf – quasi an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt – eine zusätzliche Reserve.

Die Hochwasserlage im gesamten Bundesgebiet im Blick

Der Amtshilfeeinsatz in Sachsen-Anhalt wird ebenso wie die Hilfeleistungen in Niedersachsen aus dem Territorialen Führungskommando der Bundeswehr in Berlin heraus geführt. Dort, in der Julius-Leber-Kaserne, hat man gemeinsam mit den 16 Landeskommandos die Hochwasserlage im gesamten Bundesgebiet im Blick und koordiniert sämtliche Einsätze.

Die zum 1. Oktober 2022 aufgestellte Höhere Kommandobehörde ist das höchste nationale Führungs- und Koordinierungselement für Operationen der Bundeswehr in Deutschland (siehe auch hier). Damit führt das Territoriale Führungskommando alle nationalen Einsätze im gesamten militärischen Aufgabenspektrum in der Bundesrepublik in Zeiten von Frieden, Krise und Krieg.

Dies umfasst auch die Führung der Kräfte der Bundeswehr im Rahmen von Amts- und Katastrophenhilfe sowie Landes- und Bündnisverteidigung in Deutschland. Die 16 Landeskommandos mit ihren sechs, derzeit in der Aufstellung befindlichen Heimatschutzregimentern sowie ihre Bezirks- und Kreisverbindungskommandos der Landeskommandos unterstehen allem der Berliner Einrichtung. Die Landeskommandos halten eine direkte Verbindung zu den Landesregierungen, zu Landräten und zu kommunalen Einrichtungen.

Redaktionelle ERGÄNZUNG

Wie am 12. Januar (Freitag) bekannt wurde, will der Landkreis Mansfeld-Südharz den am 30. Dezember ausgerufenen zivilen Katastrophenalarm jetzt aufheben. Nach dieser Entscheidung ist somit auch eine weitere Unterstützung durch die Truppe vor Ort nicht mehr erforderlich. Die Bundeswehr beendet deshalb den Amtshilfeeinsatz zur Unterstützung beim Winterhochwasser in Sachsen-Anhalt.

Der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos, Generalleutnant André Bodemann, äußerte sich anlässlich der Beendigung des Einsatzes. Er sagte der Presse: „Alle Helfer – egal ob in Uniform oder in Zivil – haben gemeinsam Großartiges geleistet. Mein Dank, insbesondere für die hervorragende Zusammenarbeit, geht an sie alle.“ In ihrem einwöchigen Einsatz haben die bis zu 200 Bundeswehrangehörigen rund eine halbe Million Sandsäcke sowie etwa 300 sogenannte „Big Bags“ befüllt und verbaut. Mit ihrem kurzfristig anberaumten Einsatz konnten die Soldaten aus Bad Frankenhausen, Erfurt und Alt Duvenstedt die zivilen Katastrophenhelfer bei der Sicherung von Deichen und beim Befüllen von Sandsäcken entscheidend unterstützen.

Auch im ebenfalls vom Hochwasser betroffenen Niedersachsen hat sich mittlerweile die Lage entspannt. Bereits am 9. Januar konnte die Bereithaltung von zeitweise bis zu zehn Hubschraubern aufgehoben werden. Die Bundeswehr unterstützt die örtlichen Behörden jedoch nach Informationen des Berliner Kommandos weiter mit der Bereitstellung von Infrastruktur.


Besuchen Sie uns auf https://twitter.com/bw_journal


Zu unserem Bildangebot:
1. Wetterdienste in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen meldeten um den 5. Januar 2024 herum immer noch steigende Pegelstände. Aber auch in Hessen, Bayern und in Teilen Nordrhein-Westfalens verschärfte sich zum Jahreswechsel 2023/2024 und die Tage danach die Hochwasserlage. Das Luftbild zeigt überschwemmte Gebiete rund um die Gemeinde Hünxe. Die Ortschaft im Kreis Wesel (Regierungsbezirk Düsseldorf) liegt an der Lippe im Nordwesten des Ruhrgebiets. Zu Jahresbeginn waren und sind die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Hünxe sowie Mitarbeiter der Gemeinde dort fast pausenlos im Hochwassereinsatz.
(Bild: Freiwillige Feuerwehr Hünxe/presseportal)

2. Eintreffen der ersten Soldaten zur Hochwasserhilfe in Sangerhausen, der Kreisstadt des Landkreises Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. In dem Gebiet sind Deiche durchweicht und müssen stabilisiert werden.
(Foto: Anja Klein/Bundeswehr)

3. Amtshilfe der Bundeswehr in Sachsen-Anhalt beim Winterhochwasser 2024. Soldaten bereiten sich auf ihren Einsatz vor.
(Foto: Territoriales Führungskommando/X, vormals Twitter)

Kleines Beitragsbild: Die Symbolaufnahme „Hochwasserhilfe der Bundeswehr“, entstanden am 4. Juni 2013, zeigt Kräfte der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerks/THW beim Stapeln von Sandsäcken an der Elbe in Dresden.
(Foto: Marko Ahrendt/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN