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Klaipėda (Litauen)/Berne/Eckernförde. Die Wehrtechnische Dienststelle 71 (WTD 71) der Bundeswehr in Eckernförde erhält zwei neue Messboote. Der Auftraggeber für die beiden 51,7 Meter langen Einheiten – offizielle Bezeichnung Messboote „Seeversuche Küste“ (SVK) – ist das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Der Neubau wurde nach zivilen Schiffbaustandards unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen für wehrtechnische Erprobung und Forschung in See konstruiert. Am 30. Juni dieses Jahres war das erste Messboot, die „Kalkgrund“, getauft worden; die Übergabe der „Kalkgrund“ an den Nutzer fand am 30. Oktober statt. Jetzt, am 9. November, wurde das zweite Messboot auf den Namen „Stollergrund“ getauft. Die baugleichen Boote kosten zusammen rund 95 Millionen Euro.

Die Kiellegung für die beiden Boote hatte am 22. Juni 2022 auf der Bauwerft „Western Baltija Shipbuilding“ im litauischen Klaipėda stattgefunden. Hier wurden dann die schwimmfähigen Rümpfe der Einheiten – ohne die spätere Technik (Fachbegriff „Kasko“) – gefertigt. Im Anschluss erfolgte die Verlegung zur Fassmer-Werft in Berne an der Weser. Hier rüstet der Auftragnehmer, die Fr. Fassmer GmbH & Co. KG, die „Kalkgrund“ (Schiffskennung Y898) und die „Stollergrund“ (Y899) aus.

Einsatz der neuen SVK-Boote hauptsächlich in Nord- und Ostsee

Das von Fassmer entwickelte Konzept des Mehrzweckbootes ermöglicht eine einfache, flexible und individuelle Anpassung der Ausrüstung und Einrichtungen, um den Einsatz an die unterschiedlichen Aufgaben leicht anpassen zu können. Damit ist stets eine speziell auf den Auftrag ausgerichtete Konfiguration der Fähigkeiten des Bootes gewährleistet.

Die Wehrtechnische Dienststelle für Schiffe, Marinewaffen und maritime Technologie und Forschung, die WTD 71, verfügt über insgesamt neun Seefahrzeuge mit speziellen Fähigkeiten. Durch die Beschaffung der zwei SVK-Messboote werden nun die Mehrzweckboote der Klasse 745 „Breitgrund“ und „Mittelgrund“ nach 32 Jahren ersetzt. Dies gilt auch für das Sperrwaffenversuchsboot „Wilhelm Pullwer“ (Klasse 741), das 55 Jahre im Einsatz war.

Die zwei neue Messboote, beide mit Heimathafen Eckernförde, sollen unter anderem das Absichern und Bergen von Torpedos im Rahmen von Erprobungen, die Begleitung von Ubooten bei der Flachwassererprobung sowie den Einsatz autonomer Unterwasserfahrzeuge und Tauchereinsätze im Rahmen von wehrtechnischen Untersuchungen von Tauchgeräten und Ausstattungen unterstützen. Dies alles hauptsächlich in Nord- und Ostsee. Hinzu sollen weitere Forschungsvorhaben in Küstennähe kommen.

Zu den technischen Daten macht der Auftragnehmer folgende Angaben:

Länge über alles: 51,7 Meter
Breite auf Spanten: 10,2 Meter
Konstruktionstiefgang: 3,65 Meter
Höchstgeschwindigkeit: 13 Knoten bei Seegang Stärke 4

Motorisierung: zwei 1580 Kilowatt starke Wärtsilä-Motoren, diesel-elektrischer Antrieb
Maximale Belegung: 23 Personen

Die beiden Einheiten sind unter anderem mit einem Kran und einem Heckgalgen ausgestattet. Um die notwendige Manövrierbarkeit für die Versuche zu gewährleisten, besitzen die Boote je zwei um 360 Grad drehbare Ruderpropeller-Antriebe und zwei Bugstrahlruder.

Auf dem Hauptdeck am Heck können zwei 20-Fuß-Container für die – je nach Auftrag und Erprobungszweck – unterschiedlichen Ausrüstungen aufgestellt werden.

Benannt nach zwei Untiefen vor Flensburg und vor Kiel

Die „Kalkgrund“ wurde am 30. Juni 2023 von Iris Ploog, Bürgermeisterin der Stadt Eckernförde, getauft. Namensgeber ist eine Untiefe in der Flensburger Förde. Hier warnt seit 1963 ein gleichnamiger Leuchtturm die Schifffahrt. (Anm.: Der unbemannte Turm ist neben dem Leuchtfeuer noch mit einem sichtweitengesteuerten Nebelhorn ausgestattet; als erster im Wasser stehender Leuchtturm in der Ostsee sowie erster vollautomatischer Leuchtturm an der deutschen Küste war sein Bau in den 1960er-Jahren eine zweifache Premiere.)

Am 9. November taufte Maren Jonas, Ehefrau des Bürgermeisters der Gemeinde Schwedeneck Gustav Otto Jonas, die „Stollergrund“. Namensgeber dieses Messbootes ist eine Untiefe in der Kieler Förde.

Über das Beschaffungsprojekt „Messboote Seeversuch Küste“ durch das Koblenzer BAAINBw hatten wir erstmals am 22. Juli 2021 berichtet.


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Zu unserem Bildmaterial:
1. Das erste neue Messboot „Seeversuche Küste“ (SVK) wurde am 30. Oktober 2023 an die WTD 71 in Eckernförde übergeben. Es trägt den Namen „Kalkgrund“.
(Foto: BAAINBw)

2. Das zweite SVK-Messboot, die „Stollergrund“, wurde am 9. November 2023 getauft.
(Fotos: BAAINBw; Bildmontage: mediakompakt)

Kleines Beitragsbild: Grafische Darstellung der neuen Messboote für die WTD 71.
(Bild: Fr. Fassmer GmbH & Co. KG)


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