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Wedel/Altenstadt/Koblenz. Die deutschen Streitkräfte sollen weitere mobile Stromerzeugeraggregate – kurz SEA – erhalten. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat das Technologieunternehmen Vincorion damit beauftragt, Aggregate in der Leistungsklasse 20 Kilowatt sowie dazu passende Batteriespeichermodule zu entwickeln. Dies gab Vincorion anlässlich der Rüstungsmesse RÜ.NET 2023 in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle bekannt. Das BAAINBw hat bereits die Entwicklung von „großen“ Aggregaten der Leistungsklassen 200 und 50 Kilowatt bei der Firma aus Wedel in Auftrag gegeben. Der neue Auftrag umfasst auch die Herstellung von Prototypen und zahlreichen Vorserienmodellen für eine breite Truppenerprobung.

Die für den Einsatz konzipierten Generatoren sollen nach den Vorgaben des BAAINBw „möglichst umwelt- und klimafreundlich“ sein. Dazu sollen unter anderem Motoren mit modernster Abgasnachbehandlung verwendet und mit Energiespeichermodulen ergänzt werden.

Diese Module sind darauf ausgelegt, sowohl etwaige Stromschwankungen lokaler Netze und Lastspitzen auffangen als auch eine Unterlast der Aggregate bei zu geringer Stromnachfrage zu vermeiden. In einer Pressemitteilung des Beschaffungsamtes wird erklärt: „Dies schont die Dieselmotoren langfristig, senkt durch geringeren Kraftstoffverbrauch den CO₂-Ausstoß und verlängert somit die Lebenszyklen der Aggregate. Im Normalbetrieb mit Dieselkraftstoff halten diese die relevanten Normen sowie die Emissionsgrenzwerte der EU-Abgasstufe V ein.“

Erstes Testmodell des 20-Kilowatt-Aggregats soll Ende 2024 ausgeliefert werden

Die SEA können beispielsweise Gefechts- und Kommandostände mit Energie versorgen, für Kommunikations- und Überwachungssysteme eingesetzt werden oder den Betrieb sensibler IT- oder Sanitätstechnik sichern. Dazu Vincorion-Geschäftsführer Stefan Stenzel: „Hohe Temperaturen, Sand, Staub und andere Umwelteinflüsse können dem robusten System nichts anhaben.“ Die neuen Stromerzeuger, die bei Vincorion im Werk im bayerischen Altenstadt gefertigt werden, können laut Stenzel „schnell in Betrieb genommen werden und erfüllen höchste Sicherheits- und Brandschutzanforderungen“.

Bei Bedarf, beispielsweise im Rahmen eines Auslandseinsatzes, kann auch regional erhältlicher Dieselkraftstoff oder additiviertes Kerosin genutzt werden. Durch die Emission-Downgrade-Technologie können selbst stark schwefelhaltige oder verwässerte Kraftstoffe entsprechend geltender Umweltstandards genutzt werden. In Verbindung mit Photovoltaik-Modulen können die Generatoren von Vincorion außerdem auch als Back-Up-Option für den ansonsten emissionsfreien Betrieb verwendet werden.

Über die zeitlichen Rahmenbedingungen schreibt der Auftragnehmer in einer Presseankündigung zur diesjährigen RÜ.NET: „Das erste Testmodell für das neue 20-Kilowatt-Stromerzeugeraggregat soll Ende 2024 an die Bundeswehr geliefert werden, die Vorserienmodelle sollen ein Jahr später folgen. Sofern dann die benötigten Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden, sollen die ersten Serienmodelle der Truppe im Jahr 2026 zulaufen.“


Hintergrund                           

Vincorion ist ein Technologieunternehmen mit Fokus auf innovative Energiesysteme in sicherheitskritischen Anwendungsbereichen – darunter Generatoren, elektrische Motoren und Antriebe, Aggregate, Leistungselektronik und hybride Energiesysteme.

In einer Selbstdarstellung der Firma, die ihren Sitz im schleswig-holsteinischen Wedel hat, heißt es unter anderem: „Als Partner der Industriebereiche Luftfahrt, Sicherheit und Verteidigung sowie Bahn entwickeln und fertigen wir aus einem intensiven Dialog heraus maßgeschneiderte Lösungen für die spezifischen Anforderungen unserer Kunden. Darüber hinaus bietet ein leistungsfähiger Kundendienst Betreuung und Service für die Nutzung eigener Produkte und die Produkte Dritter während des gesamten Produktlebenszyklus.“

Mit rund 700 Beschäftigten an Standorten in Deutschland und in den USA erwirtschaftete Vincorion im Jahr 2022 rund 122,8 Millionen Euro Umsatz.

Vincorion ist aus den Unternehmen ESW GmbH (Wedel) und Lechmotoren GmbH (Altenstadt) hervorgegangen, die 1994 beziehungsweise 2004 in den Jenoptik-Konzern eingegliedert worden waren. Die Jenoptik AG veräußerte ihren Geschäftsbereich „Vincorion“ im Dezember 2021 an einen von STAR Capital Partnership LLP (kurz STAR) verwalteten Fonds. Die 1999/2000 in London gegründete britische STAR ist eine europaweit in mittelständische Unternehmen investierende Private-Equity-Gesellschaft. Wir berichteten


Zu unserem Bildmaterial:
1. und 2. Die robusten Vincorion-Generatoren können auch unter widrigen Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen, Sand und Staub eingesetzt werden und so beispielsweise Gefechtsstände oder mobile Rettungszentren an weltweit möglichen Einsatzorten zuverlässig mit Strom versorgen.
(Bilder: Vincorion)

Kleines Beitragsbild: Logo und Schriftzug des 5. Anwenderforums „Rüstung und Nutzung“, das am 30. und 31. August 2023 in Koblenz stattfand.
(Foto: Christian Dewitz, mediakompakt)


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