Bonn/Fürstenfeldbruck. Die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH – kurz ESG – wird das Artillerieortungsradar COBRA (Counter Battery Radar) modernisieren. Das teilte das Unternehmen am heutigen Donnerstag (3. Februar) in einer Pressenotiz mit. COBRA wird von mehreren NATO-Streitkräften eingesetzt, so auch von der Bundeswehr. Die für die Nutzungsunterstützung des Ortungsradars verantwortliche europäische Beschaffungsbehörde OCCAR, die ihren Sitz in Bonn hat, hat inzwischen umfangreiche Verträge zur Durchführung des Mid-Life-Updates (MLU) an die ESG als Hauptauftragnehmer vergeben.
Die Verträge mit der OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Organisation for Joint Armament Co-operation/Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation) umfassen nach ESG-Angaben unter anderem einen neuen Signalprozessor, eine neue Navigationsanlage sowie eine neue Software mit umfangreichen Verbesserungen zur Steigerung der Radar-Performance.
Zuvor waren bereits die entsprechenden Verträge für ein neues Datensystem und einen neuen Stromerzeuger an die in Fürstenfeldbruck beheimatete Firma vergeben worden.
Mit dem neuen Signalprozessor integriert die ESG eine „Form-Fit-Function“-Lösung der Firma Thales. Diese Lösung zeichnet sich durch eine erheblich gesteigerte Rechenleistung bei gleichzeitig reduzierter Komplexität aus. Um das Potential optimal nutzen zu können, will ESG hierfür eine völlig neue Datensystem-Software entwickeln. Die Software soll neben zahlreichen neuen Funktionen eine weiterentwickelte Radardatenverarbeitung zur Verbesserung von Ortungsleistung und Genauigkeit enthalten.
Die neue Navigationsanlage ersetzt den obsolet gewordenen bisherigen Laserkreisel durch ein europäisches Produkt der Firmen IMAR und Thales. Hinzu kommt die Integration einer GPS-Fähigkeit und ebenfalls die Verbesserung der Genauigkeit.
Durch das Mid-Life-Update sollen nun die Kampfkraft, die Zuverlässigkeit und die logistische Versorgbarkeit (InService-Support) des COBRA Systems erheblich verbessert werden, so die ESG. Der Einsatzwert von COBRA bleibe damit weit über das Jahr 2035 hinaus erhalten.
COBRA gilt in Fachkreisen nach wie vor als das weltweit leistungsfähigste Artillerieortungsradar. Hauptaufgabe des Systems ist die zielgenaue Lokalisierung gegnerischer Artillerie, Raketen und Mörser. Es zeichnet sich insbesondere durch eine hohe Aufklärungsreichweite, große Störresistenz und umfassende Mobilität aus.
Das Ortungsradar wurde in Kooperation von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA entwickelt und bis 2007 vom eigens dafür gegründeten Konsortium EURO-ART Advanced Radar Technology GmbH (Sitz in München) an die NATO-Kunden ausgeliefert (insgesamt wurden zwölf Systeme an die Bundeswehr geliefert, zehn an die französischen und sieben an die britischen Streitkräfte). Bis heute wurde COBRA auch in mehrere andere Länder exportiert.
Das mittlerweile aufgelöste EURO-ART-Konsortium bestand aus den Anteilseignern EADS Deutschland GmbH (später Airbus Defence and Space beziehungsweise Hensoldt), Thales Air Defence S.A. in Bagneux/Frankreich, Thales Defence S.A. in Crawley/Großbritannien und Lockheed Martin Corp. in Moorestown/USA.
2001 wurde das Programm zur Beschaffung der COBRA-Systeme in die OCCAR integriert. Seit zehn Jahren ist die ESG als Hauptauftragnehmer und sogenannte „System Design Authority“ für den InService-Support und die Weiterentwicklung des Radars verantwortlich.
In der Pressemitteilung der ESG heißt es abschließend: „Die erfolgreiche Partnerschaft zwischen der OCCAR und der ESG im Projekt COBRA belegt eindrucksvoll das besondere Engagement Frankreichs und Deutschlands für eine verstärkte europäische Zusammenarbeit bei der Sicherheit und Verteidigung als Grundlage für Sicherheit, Souveränität und Unversehrtheit eines geeinten Europas.“
Unsere Darstellung zeigt das Artillerieortungsradar COBRA auf einem geländegängigen MAN-Transportfahrzeug.
(Bild: ESG)