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Brüssel. Am gestrigen Dienstag (5. November) endete das größte Marinemanöver der NATO für den Bereich der Elektronischen Kampfführung, kurz EloKa. An der Übung „Naval Electro Magnetic Operations“ („NEMO“) beteiligten sich rund 1500 Seeleute aus 13 NATO-Staaten. Auch die deutsche Marine war mit Fachpersonal bei „NEMO 19“ vertreten. Insgesamt stellten die Bündnisländer für die zahlreichen Testreihen der Übung, die am 31. Oktober vor der Südküste Großbritanniens begonnen hatte, sechs Schiffe und acht Flugzeuge. Den größten Anteil am „NEMO“-Schiffsverband machte die NATO-Formation SNMG 1 (Standing NATO Maritime Group 1) aus.

Im Mittelpunkt von „NEMO 19“ stand die Frage, wie sich die Marinestreitkräfte der NATO jetzt und künftig mit Hilfe hochmoderner elektronischer Abwehrsysteme gegen Anti-Schiffs- und Hyperschall-Raketen zur Wehr setzen können.

Die Verbündeten testeten und trainierten bei „NEMO“ unter anderem, wie durch den Einsatz neuester elektronischer Gegenmaßnahmen beispielsweise „feindliche“ Raketen außer Gefecht gesetzt oder zumindest von ihrem Ziel abgelenkt werden können. Untersucht wurde während der sechs Übungstage auch der Einsatz von Infrarot- und Radartechnik unter der Maßgabe, das Erkennen eigener Schiffen durch gegnerische Waffensysteme zu erschweren. Ein weiterer Schwerpunkt von „NEMO“ war die Aufrechterhaltung des taktischen Datenverkehrs und der sonstigen Kommunikation zwischen den teilnehmenden Schiffen im Falle von Störungen oder Manipulationen der üblicherweise genutzten Verbindungsmöglichkeiten durch den „Feind“.

An der „Naval Electro Magnetic Operations“ nahmen folgende NATO-Mitgliedstaaten teil: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Portugal, Spanien, Türkei und die USA.

A2AD-Zonen und andere gegnerische Bedrohungen

Oana Lungescu, seit 2010 Sprecherin des Bündnisses, sagte zu den bei „NEMO 19“ erprobten Technologien und Verfahren, diese seien Antworten auf die weltweit wachsende Bedrohung immer komplexerer Anti-Schiffs-Raketensysteme. „Die Stärkung der maritimen Fähigkeiten des Bündnisses ist von entscheidender Bedeutung für die Bewegungsfreiheit unserer Verbände auf den Weltmeeren“, so die Rumänin. Sie wies auch darauf hin, dass „NEMO“ unter Berücksichtigung möglicher Anti-Access-Area-Denial-Fähigkeiten eines potenziellen Gegners stattgefunden habe, um die eigenen Abschreckungs- und Verteidigungsmöglichkeiten weiter anzupassen.

(Anm.: Der Berliner Journalist Roger Näbig hat sich bereits 2017 in seinem Blog Konflikte & Sicherheit mit dem Thema „A2AD-Zone“ befasst. Er schrieb damals: „Anti-Access Area Denial – kurz A2AD – ist die Fähigkeit, gegnerischen Einheiten zu Lande, zu Wasser und in der Luft den Zugang und/oder die Bewegungsfreiheit in einem ausgewählten Operationsgebiet mit militärischen Mitteln zu versagen, mindestens aber zu erschweren. Als militärische Mittel im Sinne dieser Definition dienen unter anderem Marschflugkörper, nukleare und/oder konventionelle Kurz- und Mittelstreckenraketen gegen Boden-, Luft- und Seeziele, ABC-Waffen, weitreichende Artillerie und Elektronische Kriegsführung.“)

Taktiken, Techniken und Verfahren evaluieren

In einem Onlinebeitrag der U.S. Navy vom 1. November über „NEMO 19“ machte EloKa-Spezialist Junae Glover noch einmal auf die nachhaltige Bedeutung der „lautlosen Kriegführung“ aufmerksam: „Während die Auswirkungen elektronischen Maßnahmen [des Gegners] nicht immer gleich physisch sichtbar sind, können die potenziellen Auswirkungen dieser Maßnahmen auf See-, Luft- und Landstreitkräfte dennoch verheerend sein, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt, verhindert und bekämpft werden. Die Möglichkeit, die Fähigkeiten unserer elektronischen Systeme unter simuliertem Druck während der sechstägigen Übung zu erleben, wird es den beteiligten Kräften ermöglichen, ihr Wissen über diese Art des Kampfes zu erweitern.“

Der amerikanische Konteradmiral Edward Cashman, derzeit Befehlshaber SNMG 1, erklärte in seinem Gespräch mit den Medienvertretern der U.S. Navy: „Mit über 70 Jahren Erfahrung beim Aufbau gemeinsamer Doktrinen und Verfahren sowie interoperabler Systeme ist die NATO natürlich auch weiterhin bestrebt, einer der technologischen Spitzenreiter zu bleiben. Dies betrifft auch so enorm wichtige maritime Bereiche wie die elektronischen Kriegführung oder die Raketenabwehr.“ Über die „Naval Electro Magnetic Operations“ sagte der US-Admiral schließlich: „Während ,NEMO‘ den wissenschaftlichen und technologischen Schwerpunkt auf den Bereich der elektromagnetischen Operationen legt, bietet diese NATO-Übung den teilnehmenden Nationen auch die Möglichkeit, Taktiken, Techniken und Verfahren zu evaluieren und der Allianz insgesamt ein wertvolles Feedback über die Wirksamkeit der bestehenden Doktrin zu geben.“

Da sich die maritime Landschaft extrem weiterentwickele, so Cashman, würden Übungen wie „NEMO“ dazu beitragen, dass die nationalen Streitkräfte der NATO bei den notwendigen Fähigkeiten an vorderster Front stünden und gleichzeitig die notwendige Bereitschaft und ein hohes Maß an gemeinsamen Fähigkeiten gegenüber einem potenziellen Angreifern demonstrierten.


Zu unserem Bildmaterial:
1. US-Konteradmiral Edward Cashman am 28. Oktober 2019 bei einer Vorbereitungskonferenz zur Übung „NEMO 19“. Die Aufnahme zeigt den Amerikaner in seiner Funktion als Befehlshaber des NATO-Marineverbandes SNMG 1 (Standing NATO Maritime Group 1) an Bord der portugiesischen Fregatte „Francisco de Almeida“.
(Foto: Cameron Stoner/U.S. Navy)

2. Joel Uzarski, Kommandant des US-Lenkwaffenzerstörers „Gridley“, beobachtet die portugiesische „Francisco de Almeida“. Zum Zeitpunkt der Aufnahme, am 30. Oktober 2019, war die „Gridley“ Flaggschiff des NATO-Verbandes SNMG 1. Beide Schiffe nahmen an der Übung „NEMO 19“ teil.
(Foto: Cameron Stoner/U.S. Navy)


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