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Wilhelmshaven. Mit rund 230 Männern und Frauen zusammen auf einem Schiff. Über Monate. Weit weg von der Heimat. Oft ohne Netz. Unter Corona-Bedingungen im Indopazifik. Das ist hart. Für die Besatzung der Fregatte „Bayern“ nun bereits seit einem halben Jahr Alltag. Am 2. August 2021 ist die „Bayern“ zu einer insgesamt sieben Monate dauernden Präsenz- und Ausbildungsfahrt von Wilhelmshaven aus zur weiten Reise nach Südostasien aufgebrochen. Warum gerade dorthin? Die Seewege durch den Indopazifik sind lebenswichtig für die globalisierte Welt, besonders für Deutschland als Exportnation. China erhebt dort Gebietsansprüche. Deutschland zeigt hier an der Seite der westlichen Verbündeten Flagge. Eine heikle Mission. ARD-Korrespondentin Sandra Ratzow fuhr acht Tage lang auf dem Kriegsschiff mit …

Sie erlebte hautnah die Bedingungen des Einsatzes, die Enge, den Lärm, die Befehlsstrukturen. Und die Menschen. Sie erhielt exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Ihre Kammer-Kameradin nahm sie mit in die Messe, die nur auf Einladung betreten werden darf. Ins Fitnessstudio. Zum Lieblingsplatz bei Sonnenuntergang. Sie erzählte der Journalistin vom Leben auf einer Fregatte, über die Mission der Reise, über die Probleme der Bundeswehr, wie sie sie erlebt. Alltag einer Soldatin auf hoher See …

Das Ergebnis der Reportagereise – „Unterwegs mit der Bundeswehr im Südchinesischen Meer“ – ist erstmals am nächsten Samstag (19. Februar) im Ersten zu sehen.

Tour ans andere Ende der Welt eine logistische Herausforderung

Gut 30.000 Seemeilen lagen vor der Fregatte „Bayern“, als sie am 2. August vergangenen Jahres von ihrem Heimatstützpunkt Wilhelmshaven aus Kurs auf den Indo-Pazifik nahm. Verabschiedet wurden die Besatzung und ihr Kommandant, Fregattenkapitän Tilo Kalski, von der damaligen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Es spielte das Marinemusikkorps Kiel. Internationale und nationale Pressevertreter waren zum Auslaufen gekommen. Und natürlich viele Familienangehörige und Freunde.

Anders als 1997, als ein Verband von vier deutschen Marineschiffen gemeinsam unterwegs war, fährt die „Bayern“ diesmal alleine. Für die Fregatte als sogenannter Einzelfahrer sei die Tour ans andere Ende der Welt eine logistische Herausforderung, so Kommandant Kalski vor dem Auslaufen. „Dies bedarf einer unglaublichen Planung und Organisation unter Einbeziehung diverser Dienststellen, Institutionen, Firmen im Inland und im Ausland, im Prinzip in jedem Land entlang der Reiseroute.“

Die Fahrt der Fregatte „Bayern“ begann durch die Nordsee und den Ärmelkanal in den Nordostatlantik und führte danach weiter durch die Meerenge von Gibraltar ins Mittelmeer. Dann durchfuhr das Schiff den Suezkanal ins Rote Meer, überquerte den offenen Indischen Ozean und erreichte im Herbst den Westpazifik.

Auf dem Rückweg passierte die Fregatte schließlich das Südchinesische Meer und die Straße von Malakka. Ihre gewaltige Reise wird jetzt im Februar 2022 wieder in Wilhelmshaven enden.

Unterwegs mit diplomatischem und sicherheitspolitischem Auftrag

Die Mission der deutschen Fregatte unterwegs im riesigen Seegebiet zwischen dem Horn von Afrika, Australien und Japan ist im Kern: Flagge zeigen! Die Deutsche Marine demonstrierte und demonstriert mit dem Indo-Pacific Deployment, dass sie für unser Land ein verlässliches, weltweit einsetzbares politisches Instrument ist.

Formell auf einer Auslands-Ausbildungsfahrt hat die „Bayern“ einen sowohl diplomatischen wie auch sicherheitspolitischen Auftrag. Dazu gehört, mit deutschen Partnern in der Region zu üben: zum Beispiel den Marinen Australiens, Singapurs, Japans und der USA. Es geht aber auch darum, vor Ort zu demonstrieren, dass Deutschland auf der Seite seiner internationalen Wertepartner für die Freiheit der Seewege und die Einhaltung des Völkerrechts in der Region eintritt.

Eine wichtige Komponente der Präsenzfahrt war beispielsweise die Teilnahme an der Überwachung des Sanktionsregimes der Vereinten Nationen gegen Nordkorea (auf Basis der Sicherheitsrat-Resolutionen 2375 und 2397).


Hintergrund                           

In den vergangenen Jahren hat der indo-pazifische Raum wirtschaftlich und politisch erheblich an Bedeutung gewonnen. Die Bundesregierung stellte mit ihren am 2. September 2020 veröffentlichten Indo-Pazifik-Leitlinien („Deutschland – Europa – Asien: Das 21. Jahrhundert gemeinsam gestalten“) die Weichen für ihre künftige Politik mit den Ländern im Indo-Pazifik. Die Leitlinien geben den politischen Maßnahmen der deutschen Regierung im indo-pazifischen Raum einen strategischen Rahmen.

Warum braucht Deutschland eine derartige Strategie? Dazu erklärte am Tag der Veröffentlichung das Auswärtige Amt: „Mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung lebt in Ländern, die durch den Indischen Ozean und den Pazifik geprägt werden. In den vergangenen Jahrzehnten haben Staaten wie Vietnam, China oder Indien ein rasantes wirtschaftliches Wachstum erlebt: Inzwischen trägt die Region fast 40 Prozent zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Mit dem Aufstieg Asiens gewinnt das Gebiet auch wirtschaftlich und politisch an Bedeutung. Gleichzeitig nimmt die strategische Konkurrenz über den Einfluss in der Region zu. Der Indo-Pazifik wird zum Schlüssel für die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert.“

Geopolitische Machtverschiebungen im Indo-Pazifik hätten auch unmittelbare Auswirkungen auf Deutschland, so das Auswärtige Amt weiter. Die Volkswirtschaften im europäischen und im indo-pazifischen Raum seien durch globale Lieferketten eng miteinander vernetzt. Wichtige Handelsrouten führten durch den Indischen Ozean, das Südchinesische Meer und den Pazifik. Wenn dort Konflikte die Sicherheit und Stabilität beeinträchtigten, habe dies auch Folgen für Deutschland. Deswegen wolle die Bundesregierung die Zusammenarbeit mit den Ländern im Indo-Pazifik ausbauen.

Mit der Strategie bringt sich Deutschland aktiv in die Gestaltung der internationalen Ordnung im Indo-Pazifik ein. Dazu das Auswärtige Amt: „Die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen haben erneut gezeigt: Wir stehen weltweit vor Herausforderungen, die wir nur bewältigen können, wenn wir als Staaten zusammenarbeiten. Wichtiges Ziel ist daher die Stärkung von Strukturen internationaler Kooperation – insbesondere des Staatenbündnisses ASEAN, mit dem auch Deutschland künftig enger kooperieren möchte.“

Zu den größten Herausforderungen global – aber gerade auch im Indo-Pazifik-Raum – gehört der Kampf gegen den Klimawandel und gegen die Verschmutzung der Meere. Hier will die Bundesregierung mit den Ländern des Indo-Pazifiks gemeinsam Lösungen finden. Das Auswärtige Amt erklärte: „Es gibt viele Bereiche, in denen Deutschland intensiver mit den Staaten der Region zusammenarbeiten will – sei es zur Stärkung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten sowie dem Austausch in Kultur, Bildung und Wissenschaft. Dem sicherheitspolitischen Sektor kommt dabei eine besondere Rolle zu.“

Auch die Wirtschaftsbeziehungen sollen ausgebaut werden – unter anderem durch den Abschluss von EU-Freihandelsabkommen mit weiteren Ländern des Indo-Pazifiks. „Dabei gilt es auch, durch eine Diversifizierung von Partnerschaften einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden“, so das Außenamt dazu.

Weitere Themen der neuen Strategie sind die Digitalisierung, die Vernetzung oder visionäre Zukunftstechnologien – Fragen, die für die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wichtig sind. Hierzu gehört auch der gesellschaftliche Diskurs über den freien Zugang zu Informationen und den Schutz vor Fehlinformationen.

Mit den Leitlinien will die Bundesregierung nicht zuletzt eine europäische Strategie zum Indo-Pazifik fördern. Deshalb greift die Strategie europäische Politikansätze auf und bietet Anknüpfungspunkte für eine engere Zusammenarbeit auch auf EU-Ebene.

Das Verteidigungsministerium und die Bundeswehr unterstützen diese strategischen Ziele der Bundesregierung gemäß dem Kapitel „Frieden, Sicherheit, Stabilität“ – insbesondere mit maritimer Präsenz in der Region sowie intensiverer Zusammenarbeit bei gemeinsamen Übungen und Ausbildungen mit Partnerstreitkräften. Vor diesem Hintergrund ist auch die gut sieben Monate dauernde Reise der Fregatte „Bayern“ zu sehen, die am 2. August 2021 begann.


Randnotiz                                  

Die 30 Minuten lange Reportage „Alltag Kriegsschiff – mit der Bundeswehr im Südchinesischen Meer“ von Sandra Ratzow wird von der ARD erstmals am Samstag, 19. Februar 2022, in der Zeit von 16:30 Uhr bis 17 Uhr ausgestrahlt (im Ersten). Wiederholungen am 19. Februar 2022 ab 19:30 Uhr und ab 23 Uhr in Tagesschau24. Erneute Ausstrahlung auf Tagesschau24 am 18. März 2022 ab 1:50 Uhr.
Alle Angaben ohne Gewähr!


Zu unserer Bildsequenz:
1. Wilhelmshaven, 2. August 2021 – die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am Tag der Verabschiedung der Fregatte „Bayern“ zur großen Reise in den Indo-Pazifik. Neben der Ministerin der Kommandant des Schiffes, Fregattenkapitän Tilo Kalski.
(Foto: Leon Rodewald/Bundeswehr)

2. Angetretene Besatzung der „Bayern“.
(Foto: Nico Theska/Bundeswehr)

3. Die Fregatte verlässt den Heimatstützpunkt – vor ihr liegen mehr als 30.000 Seemeilen Fahrt.
(Foto: Nico Theska/Bundeswehr)

4. Für viele Monate ein letzter Gruß der Besatzung an die Heimat.
(Foto: Nico Theska/Bundeswehr)

5. Die Route der Fregatte „Bayern“ bei ihrer mehrmonatigen Südostasien-Tour.
(Infografik © Bundeswehr; Bildmontage mediakompakt)

Unser Großbild auf der START-Seite zeigt die „Bayern“ am 5. August 2021 im Atlantik auf dem Weg zum Indo-Pacific Deployment.
(Foto: Sascha Sent/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Viele Familienangehörige und Freunde waren am 2. August 2021 zur Verabschiedung der Fregatte „Bayern“ nach Wilhelmshaven gekommen.
(Foto: Nico Theska/Bundeswehr)


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