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Osnabrück/Haltern am See. Seit dem Jahr 2005 stellt der Bund ehemalige Militärflächen für den Naturschutz zur Verfügung. Der größte Träger dieses nationalen Naturerbes ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Am Freitag (28. Oktober) übertrug Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Haltern am See in einem dritten Paket weitere 23 Flächen mit rund 9000 Hektar an die gemeinnützige Tochter der Bundesstiftung, die DBU Naturerbe GmbH. Mit zehn Flächen in Nordrhein-Westfalen, fünf in Niedersachsen, zwei in Bayern, zwei in Rheinland-Pfalz, drei Flächen in Thüringen und einer in Mecklenburg-Vorpommern ergibt sich für die Osnabrücker Gesellschaft erstmals ein Naturschutzschwerpunkt im Westen. Gerade in den dicht besiedelten Gebieten würden damit „Inseln der biologischen Vielfalt gesichert“, erklärte die DBU.

Seit Ende des Kalten Krieges benötigt das Militär in Deutschland deutlich weniger Übungsflächen. Um die wertvollen Naturschutzgebiete zu erhalten, wurden seit 2005 viele Areale als sogenanntes Nationales Naturerbe in die Obhut von Stiftungen übergeben. Größte Flächenempfängerin im Naturerbe ist die Tochter der DBU. Mit Unterzeichnung des Rahmenvertrages auf Schloss Sythen in Haltern hat die Gesellschaft nun die Verantwortung für insgesamt 70 Flächen mit rund 69.000 Hektar. Vertragspartner ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Die DBU-Tochter übernimmt die 23 Flächen mit Wirkung zum 1. Oktober 2017 und ist dann als Treuhänderin zuständig für den Erhalt und die Entwicklung der vor allem einst militärisch genutzten Übungsplätze.

Rund 156.000 Hektar dauerhaft für den Naturschutz gesichert

Ministerin Hendricks wies bei der Vertragsunterzeichnung auf die historische Dimension des Nationalen Naturerbes hin. Für sie sei dies ein Geschenk, „das uns die Überwindung der deutschen Teilung und die europäische Friedensordnung nach dem Ende des Kalten Krieges gemacht haben“, so die SPD-Politikerin. Viele Truppenübungsplätze würden nicht mehr benötigt. Aber es gehe nicht nur um „Erinnerungslandschaften“. Die Größe der Flächen sei in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland von unschätzbarem Wert für die Natur. „Das sind teilweise halbe Nationalparks“, meinte die Ministerin erfreut. „Von den Flächen können auch die Regionen profitieren.“

Das Nationale Naturerbe bezeichnete Hendricks als „einzigartige Erfolgsgeschichte“. Denn über die vergangenen zehn Jahre hinweg sei es dem Bund gelungen, alles in allem fast 156.000 Hektar dauerhaft für den Naturschutz zu sichern und nicht etwa zu privatisieren.

Militärisch genutzte Flächen formen urwüchsige Landschaften

DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann ging in Haltern beim Pressegespräch auch noch einmal auf die Besonderheiten einst militärisch genutzter Flächen ein. Er erläuterte: „Auf ehemals militärisch genutzten Flächen finden wir urwüchsig wirkende Landschaften, die in Deutschland ihresgleichen suchen – vom Menschen wenig beeinflusste alte Kulturlandschaften und Wälder, die oft bis zum Horizont reichen.“

Durch den geringen Nährstoffeintrag und aufgrund der speziellen Militärnutzung hätten sich dort kleinräumige, vielfältige Lebensräume etablieren können, die eine besondere Bedeutung für den Naturschutz besäßen. Wie Bottermann weiter erklärte, sollen auf den DBU-Naturerbeflächen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, Wälder möglichst ohne menschlichen Eingriff ihrer natürlichen Entwicklung überlassen, artenarme Forste zu naturnahen Wäldern umgewandelt und Feuchtgebiete sowie Gewässer ökologisch aufgewertet oder erhalten werden. „Damit leistet die DBU-Tochter einen Beitrag, um die Ziele der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt zu erreichen“, so der Chef der Bundesstiftung.

In seiner Strategie hat der Bund unter anderem das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der deutschen Waldfläche einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Langfristig will die DBU in den ihr anvertrauten Flächen etwa 55.000 Hektar Wald aus der Nutzung nehmen und so rund zehn Prozent für die nationale Zielsetzung beitragen.

DBU-Tochter wartet bei drei weiteren Militärflächen auf das Nutzungsende

Im aktuellen Rahmenvertrag ist übrigens für drei Flächen und für eine begrenzte Zeit ein weiterer militärischer Übungsbetrieb festgeschrieben worden. Dies betrifft die Übungsplätze Schwanewede (Niedersachsen/Bremen), Dudenhofen (Rheinland-Pfalz) und Paderborn-Lieth (Nordrhein-Westfalen). „Im Haushaltsausschuss des Bundestages haben wir jedoch großen Wert darauf gelegt, dass diese naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen nach Aufgabe durch die militärische Nutzung umgehend an die DBU-Tochter übergeben werden“, sagte Cajus Caesar, Vorsitzender des Beirates der DBU Naturerbe GmbH.


Zu unserer Bildfolge:
1. Die Vertragsunterzeichnung anlässlich der Übertragung eines dritten Flächenpakets an die gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die DBU Naturerbe GmbH, fand in Haltern am See statt. In der Nähe befindet sich das Gebiet Haltern-Borkenberge, Teil des früheren britischen Truppenübungsplatzes Haltern. Auch dieser Bereich wird nun der DBU-Tochter anvertraut. Nach der Vertragsunterzeichnung (von links): DBU-Generalsekretär Heinrich Bottermann, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, DBU-Kuratoriumsmitglied Cajus Caesar und Jens Spahn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium.
(Foto: Blanka Theime-Dietel/DBU)

2. Naturerbefläche Landsberg-Dornstetten: Die Fläche grenzt nördlich an den noch aktiven Standortübungsplatz. Dieser zählt zu den wertvollsten militärischen Flächen Bayerns mit Kalkmagerrasen, Extensivweiden und -wiesen sowie Kiefernbeständen und laubbaumreichen Waldbeständen. Das Gebiet ist wichtiger Lebensbereich unter anderem für bemerkenswerte Heuschrecken- und Tagfalterarten sowie für die Heidelerche. Es befindet sich überwiegend im Fauna-Flora-Habitat „Lech zwischen Hirschau und Landsberg mit Auen und Leiten“ und im besonderen Schutzgebiet „Mittleres Lechtal“.
(Foto: DBU)

3. Naturerbefläche Merbecker Busch/Arsbeck: Den südwestlichen Teil dieses Gebietes prägen Offenlandbereiche, die umgeben sind von einem Waldgürtel mit vorwiegend Eichen-Birken-Vorwald. Eingestreut sind einzelne Nadelgehölze und -gehölzgruppen. Das Offenland besteht aus einem Mosaik aus schützenswertem Magergrünland und Heideflächen sowie stellenweise vegetationsarmen Sand- und Schotterflächen. Hier kommen unter anderem die Heide-Nelke, Kreuzblümchen und Englischer Ginster vor. Im Nordosten befinden sich etwas größere zusammenhängende Nadelholzbestände. Ein kleiner Teil der Fläche befindet sich im Naturschutzgebiet „Meinweg“. Brutvögel sind hier unter anderem Waldschnepfe, Heidelerche, Schwarzkehlchen und Waldlaubsänger.
(Foto: DBU)

Kleines Beitragsbild: Naturschutzgebiet „Borkenberge“, Lüdinghausen/Nordrhein-Westfalen. Die Aufnahme, entstanden am 1. Mai 2016, zeigt die Zugangssperre zum östlichen Bereich.
(Foto: Dietmar Rabich/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC-BY-SA 4.0; vollständiger Lizenztext: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode)


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