menu +

Nachrichten



Wiesbaden. Ein positiver Trend setzt sich fort: Sowohl der Anteil der Frauen an den Beschäftigten als auch an den Führungspositionen im Bereich des Bundes beziehungsweise im Bereich der Bundesregierung steigt weiter an. Dies belegen die Daten des „Gleichstellungsindex 2015“, der vom Statistischen Bundesamt am vergangenen Donnerstag (7. Juli) veröffentlicht worden ist. Der 13 Seiten umfassende Report ist der erste Index dieser Art, der die Gleichstellung von Frauen und Männern in den obersten Bundesbehörden dokumentiert. Das Verteidigungsministerium hat sich in den vergangenen Jahren zwar bemüht, in seinem Ressortbereich den Anteil der Frauen an den Beschäftigten und den Frauenanteil in den Führungsfunktionen zu erhöhen, es gibt hier aber noch deutlich „Luft nach oben“.

Das Thema „Gleichstellung“ spielte auch bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD im Herbst 2013 eine Rolle. Im Koalitionsvertrag „Deutschlands Zukunft gestalten“ wurde schließlich nicht nur eine starre Quote von mindestens 30 Prozent für Aufsichtsräte mitbestimmungspflichtiger, börsennotierter Unternehmen verabredet. Christ- und Sozialdemokraten einigten sich auch darauf, eine Verpflichtung zur Selbstverpflichtung der Unternehmen, den Frauenanteil in den Vorständen und auf den obersten Managementebenen zu erhöhen, einzuführen.

Zugleich beschlossen die künftigen Koalitionspartner, „im Einflussbereich des Bundes eine gezielte Gleichstellungspolitik voranzutreiben, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen und in Gremien zu erhöhen und Entgeltungleichheit abzubauen“.

Noch längst nicht am Ziel, aber bereits auf dem richtigen Weg

Wie das Statistische Bundesamt nun ermittelte, war zum 30. Juni 2015 in den obersten Bundesbehörden fast jede dritte Führungsposition ab Referatsleitung aufwärts weiblich besetzt. Das bedeutet einen Anstieg des Frauenanteils in Führung seit 2011 (27 Prozent) um knapp sechs Prozent (32,6 Prozent).

Zu den obersten Bundesbehörden gehören neben den 14 Bundesministerien auch das Bundespräsidialamt, die Bundestagsverwaltung, das Sekretariat des Bundesrates, das Bundesverfassungsgericht, der Bundesrechnungshof, das Bundeskanzleramt, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Für das Auswärtige Amt wird lediglich die Zentrale als oberste Bundesbehörde (also ohne Auslandsvertretungen) betrachtet.

Klaus Dauderstädt, Bundesvorsitzender des dbb, kommentierte den ersten Gleichstellungsindex so: „Wir sind noch längst nicht am Ziel, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Dass jetzt rund ein Drittel der Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden mit Frauen besetzt ist, ist sehr ermutigend und hat hoffentlich Signalwirkung für die Beseitigung der weiterhin bestehenden strukturellen und sozialen Aufstiegshindernisse für Frauen.“ Der Chef der Interessenvertretung für Beamte und Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst und im privaten Dienstleistungssektor forderte zugleich: „Besonderes Augenmerk müssen wir dabei auf die Spitzenpositionen legen, denn es gilt immer noch: Je höher ein Amt, desto niedriger der Frauenanteil.“

Verteidigungsministerium mit geringstem Frauenanteil an Gesamtbeschäftigung

Zum Stichtag 30. Juni 2015 lag die Zahl aller Beschäftigten in den 22 obersten Bundesbehörden bei insgesamt 23.637 Personen (Beamtinnen und Beamte, Richterinnen und Richter sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in Vollzeit oder Teilzeit beschäftigt oder aufgrund von Familien- oder Pflegeaufgaben beurlaubt sind).

Mit 12.624 weiblichen Beschäftigten – dies entspricht 53 Prozent am Gesamtanteil – waren in den obersten Bundesbehörden etwas mehr Frauen als Männer beschäftigt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wies mit 70 Prozent den höchsten Frauenanteil auf. Zwei der 22 obersten Bundesbehörden beschäftigten zum Stichtag im vergangenen Jahr weniger Frauen als Männer. Dies waren der Bundesrechnungshof mit 42 Prozent und das Bundesministerium der Verteidigung mit 47 Prozent.

Bei neun der 22 obersten Bundesbehörden lag der Frauenanteil an den beruflichen Aufstiegen unter dem der jeweiligen Gesamtbeschäftigung. Besonders hoch war hier die Abweichung im Verteidigungsministerium mit lediglich 33 Prozent (= 14 Prozentpunkte unter dem Frauenanteil an der jeweiligen Gesamtbeschäftigung). Neben dem BMVg wies noch der Bundesrechnungshof zugleich den geringsten Frauenanteil an der jeweiligen Gesamtbeschäftigung auf.

Es geht um gleichberechtigte Teilhabe vor allem an Führungspositionen

Vorgesetzten- oder Leitungsaufgaben werden in den obersten Bundesbehörden vorwiegend von Beschäftigten des höheren Dienstes wahrgenommen. Insgesamt waren in dieser Laufbahngruppe zum 30. Juni 2015 in den obersten Bundesbehörden 8352 Personen beschäftigt, von denen 44 Prozent weiblich waren. 17 der 22 obersten Bundesbehörden beschäftigten weniger Frauen als Männer im höheren Dienst. Deutlich unterrepräsentiert waren weibliche Beschäftigte hier vor allem im Verteidigungsministerium (nur 31 Prozent Frauen).

Der Anteil an Referatsleiterinnen betrug zum Stichtag in allen 22 obersten Bundesbehörden 35 Prozent, lediglich 23 Prozent der Unterabteilungen, 25 Prozent der Abteilungsleitungen (einschließlich Direktorinnen und Direktoren) sowie 18 Prozent der Staatssekretärsposten waren zum 30. Juni 2015 in weiblicher Hand.

Der Gleichstellungsindex geht auf das neue „Gesetz für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesverwaltung und in den Unternehmen und Gerichten des Bundes“ (Bundesgleichstellungsgesetz) vom 24. April 2015 zurück. Der Index soll regelmäßig die Umsetzungserfolge „einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern vor allem an Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden“ messen. Erstellen wird ihn künftig jährlich das Statistische Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen.


Zu unseren beiden Bildern:
1. Am Stichtag für die Erhebung zum ersten Gleichstellungsindex des Statistischen Bundesamtes, dem 30. Juni 2015, fanden sich auf Staatssekretärsebene lediglich in fünf der 20 möglichen obersten Bundesbehörden Frauenbesetzungen. Sowohl im Bundesministerium des Inneren als auch im Sekretariat des Bundesrates war die beamtete Staatssekretärsebene vollständig mit Frauen besetzt. Im Bundesministerium für Bildung und Forschung, im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz sowie im Bundesministerium der Verteidigung zu jeweils 50 Prozent. Katrin Suder (Jahrgang 1971) ist seit dem 1. August 2014 Staatssekretärin im Verteidigungsministerium. Die Aufnahme zeigt sie am 13. Juni 2015 beim „Tag der Bundeswehr“ am Standort Bischofswiesen.
(Foto: Jane Hannemann/Bundeswehr)

2. Unsere grafische Übersicht befasst sich mit „Frauen in Führungspositionen im Vergleich der obersten Bundesbehörden“ (zum Stichtag 30. Juni 2015). Die Daten sind dem „Gleichstellungsindex 2015“ des Statistischen Bundesamtes, erschienen am 7. Juli 2016, entnommen.
(Infografik © mediakompakt 07.16)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN