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Hamburg/Berlin. Marcel Bohnert, Oberstleutnant des Deutschen Heeres, ist vom Verdacht, mit Rechtsradikalen zu sympathisieren, freigesprochen worden. Dies war ihm im Juli 2020 wegen angeblicher „Likes“ für Rechtsextreme im sozialen Netzwerk Instagram in der Medienberichterstattung vorgeworfen worden. Nun hat die Bundeswehr die Ermittlungen gegen den Offizier eingestellt, weil „kein Dienstvergehen“ nachgewiesen werden konnte.

Die Wochenzeitung DIE ZEIT befasst sich in ihrer aktuellen Ausgabe (Nr. 7/2022, vom 10. Februar) mit der Entwicklung des Falles. Eine Zusammenfassung verbreitete die Zeitung bereits am heutigen Mittwoch (9. Februar) in einer Pressemitteilung.

Darin zitiert das in Hamburg erscheinende Medium aus einem Schreiben von Bohnerts Disziplinarvorgesetztem. In dem Schreiben an den Heeresoffizier heißt es laut ZEIT: „Die Vorermittlungen haben ergeben, dass die Verhängung einer gerichtlichen Disziplinarmaßnahme nicht zu erwarten ist, da ein Dienstvergehen nicht nachgewiesen werden konnte. […] Die Vorermittlungen gegen Sie stelle ich hiermit ein.“

Das politische Fernsehmagazin „Panorama“ der ARD hatte Bohnert in einem Beitrag vom Juli 2020 vorgeworfen, im Netz mit Rechtsradikalen zu sympathisieren. Der Fall löste nicht zuletzt deshalb ein großes Medienecho aus, weil Bohnert zu diesem Zeitpunkt als Social-Media-Referent im Verteidigungsministerium diente. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) untersuchte danach die Vorwürfe intensiv.

ARD tritt nach und verteidigt „Panorama“-Berichterstattung

Aus Dokumenten, die der ZEIT nach eigenen Angaben ebenfalls vorliegen, soll hervorgehen, dass der MAD bereits im Januar 2021 zu dem Schluss kam, die Vorwürfe gegen Bohnert seien unbegründet. Trotzdem zog sich der Fall noch ein weiteres Jahr hin, bis er nach mehr als 16 Monaten abgeschlossen wurde. Warum dies so lange dauerte, wird wohl das Geheimnis des Kölner Dienstes bleiben.

Bohnert selber räumte jetzt gegenüber der ZEIT-Redaktion ein, er sein „natürlich riesig erleichtert“. Aber klar sei auch: „Die Schramme wird bleiben.“ Nicht umsonst überschrieb ZEIT-Hauptstadtkorrespondent Peter Dausend seinen Beitrag über den zu Unrecht beschuldigten Offizier mit „Ein Freispruch, der nicht befreit“.

Und „Panorama“ – gab es da eine Entschuldigung? Die ARD berichtete heute zwar, dass die Ermittlungen gegen Oberstleutnant Marcel Bohnert eingestellt wurden, tritt aber zugleich nach. Am Schluss des ARD-Textes findet sich der spitzfindige Hinweis: „Die Ermittlungen der Bundeswehr bezogen sich auf die disziplinarrechtliche Bewertung der Vorkommnisse. Das Ergebnis dieser Prüfung sagt also nichts über die Richtigkeit der Berichterstattung aus.“ Bohnert habe auf die erneute Anfrage von „Panorama“ nicht reagiert, schreibt die ARD noch. Wer will es dem Betroffenen auch verdenken …

Marcel Bohnert wurde übrigens bei der 21. Hauptversammlung des Deutschen Bundeswehr-Verbandes im Dezember vergangenen Jahres in Berlin mit der deutlichen Mehrheit der Stimmen zum zweiten Stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt und gehört nun dem Bundesvorstand der Interessenvertretung an. Er war Gruppenführer während der KFOR-Mission der Bundeswehr im Kosovo und später Chef einer deutschen Infanteriekompanie in Afghanistan.


Die Aufnahme zeigt Oberstleutnant Marcel Bohnert in seiner Funktion als Mandatsträger des Deutschen Bundeswehr-Verbandes.
(Foto: DBwV)


Kommentare

  1. Dr.-Ing. U. Hensgen | 13. Februar 2022 um 16:07 Uhr

    Leider gibt es einige Medien, die mit Verdächtigungen und Unterstellungen arbeiten. Benutzen sie dann auch noch oft genug den Konjunktiv und setzen häufig genug ein Fragezeichen, sind sie kaum zur Rechenschaft zu ziehen. So zu agieren, ist einfach unanständig und hat mit seriösem Journalismus nichts zu tun. Diese Leute erweisen ihrem Berufsstand und der Demokratie keinen Gefallen.

  2. Titus von Unhold | 17. März 2022 um 19:13 Uhr

    Selbstverständlich ist Verdachtsberichterstattung seriös und damit Teil einer sauberen journalistischen Berichterstattung. Sie ist wichtig, um die Demokratie zu stärken und der Aufgabe des Berufsstandes Journalismus nachzukommen.

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