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Köln. Schulen und Universitäten öffnen ihre Tore, Frauenrechte werden gestärkt. Die radikalislamischen Taliban scheinen dauerhaft vertrieben und Afghanistans Zivilgesellschaft blüht. Das ist die Vision der internationalen Schutztruppe, an der sich Ende 2001 auch Deutschland mit Bundeswehrsoldaten beteiligt. 20 Jahre danach ist von der Vision wenig bis nichts geblieben. Der Journalist und Sachbuchautor Marc Thörner blickt in einer sechsteiligen Serie für den Deutschlandfunk (DLF) auf einen fast zwei Jahrzehnte währenden Bundeswehreinsatz von historischer Dimension.

Anfang dieses Jahres haben die USA (unter Donald Trump) ihre Truppen bis auf 2500 Einsatzkräfte abzogen, nach derzeit noch gültigen Plänen wollen sie bis Ende April vollständig das Land am Hindukusch verlassen. Damit geht wohl zwangsläufig auch der Bundeswehreinsatz zu Ende.

Nach wie vor tobt jedoch ein blutiger Bürgerkrieg, Selbstmordattentate sind an der Tagesordnung. Die Taliban kehren an die Macht zurück. Was hat das jahrzehntelange internationale Engagement gebracht? Fällt Afghanistan wieder zurück ins Chaos?

Von der Entwicklungshilfemission zum Kriegseinsatz

Nirgendwo hat sich Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg militärisch stärker engagiert als in Afghanistan. Mit einer – so die Selbsteinschätzung – wegweisend neuen „zivil-militärischen“ Strategie: Bundeswehrsoldaten traten nicht als Besatzer auf, sondern als Freunde der Einheimischen. Nie wieder sollte das Land zur Basis des internationalen Terrorismus werden. Doch viel schneller als man wahrhaben wollte, wurde die vermeintliche Entwicklungshilfemission zum Kriegseinsatz. Heute ist die Zukunft des Landes völlig ungewiss.

Marc Thörner war seit 2006 immer wieder in Afghanistan. Anlässlich des geplanten Abzugs der internationalen Truppen blickt er in seiner sechsteiligen Feature-Serie „Der verlorene Frieden“ auf einen fast zwei Jahrzehnte währenden Auslandseinsatz der Bundeswehr von historischer Dimension. Der Autor hat für sein Projekt mit Afghanen und Deutschen, Entscheidungsträgern und Zeitzeugen gesprochen.

Thörner wurde 1964 in Hamburg geboren. Der Journalist und Sachbuchautor erhielt 2009 den Otto-Brenner-Preis für einen investigativen Beitrag über Afghanistan. Schwerpunkte seiner Arbeit sind außerdem die Maghreb-Länder, die Golfstaaten, der Irak und Pakistan.


Randnotiz                                  

Sechsteilige Feature-Serie „Der verlorene Frieden – zum Ende von Deutschlands Einsatz in Afghanistan“, von Marc Thörner. Beginn der Sendungen im Deutschlandfunk jeweils an drei hintereinander folgenden Dienstagen um 19:15 Uhr.

Dienstag, 16. Februar
„Der verlorene Frieden“ (1/6) Nation Building
„Der verlorene Frieden“ (2/6) Terror und Taliban

Dienstag, 23. Februar
„Der verlorene Frieden“ (3/6) Aufstandsbekämpfung
„Der verlorene Frieden“ (4/6) Es gärt in den Provinzen

Dienstag, 2. März
„Der verlorene Frieden“ (5/6) Die falschen Freunde vom Petersberg
„Der verlorene Frieden“ (6/6) Countdown

Alle Folgen sind ab dem 16. Februar auch abrufbar unter dlf.de/das-feature sowie in der DLF-Audiothek-App und im Podcastfeed „Das Feature“. Der Sender stellt auch die jeweiligen Sendemanuskripte zum Download (unter Beachtung urheberrechtlicher Hinweise) bereit unter:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/deutschlands-einsatz-in-afghanistan-der-verlorene-frieden-1.3720.de.html?dram:article_id=490912

Alle Angaben ohne Gewähr.


Unser Symbolbild „Afghanistaneinsatz“ zeigt einen Bundeswehrsoldaten auf Patrouille in Nordafghanistan.
(Foto: Bundeswehr; grafische Bearbeitung: mediakompakt)


Kommentare

  1. Heiming | 19. Februar 2021 um 12:02 Uhr

    Der Ansatz war: „Nation Building“. Das hätte einer großen Anzahl von Fachkräften bedurft, die eine leistungsfähige Verwaltung aufbauen, Juristen für einen Rechtsstaat, Polizisten zur Durchsetzung des staatlichen Willens. Für dieses Personal sollten unsere Soldaten den anfangs benötigten Schutz gewährleisten.
    Neben ein Paar Polizisten und einigen wenigen Zivilisten sind letztendlich nur die Soldaten übriggeblieben, die neben dem Schutz auch die anderen Aufgaben (mehr schlecht als recht) übernommen haben. Damit war das Projekt am Hindukusch von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Warum wurden fast nur Soldaten entsandt? Weil sie einfach vorhanden waren und ihr zeitweiliger Einsatz in Afghanistan daheim in Deutschland keine (Sicherheits-)Lücken hinterließ. Für ziviles Personal hätten Stellen geschaffen (und extra bezahlt) werden müssen. Wer wollte das schon?
    Also bleibt es bei dem halbherzigen und absehbar zum Scheitern verurteilten Vorgehen. Die Soldaten haben ihr Bestes gegeben!

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