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Mainz. Zum Soldatsein gehört die Gewalt. Gehört das Töten. Gehört das Sterben. Für viele Zivilsten sind das heute archaische Konditionen eines Berufsbildes, das sich im Laufe der letzten einhundert Jahre komplett gewandelt hat. Die Dokumentation „Soldaten“ des Regisseurs Christian Frey untersucht, warum und wie sich das Bild des Militärs inzwischen in der öffentlichen Wahrnehmung verändert hat. Gleichzeitig erinnert „Soldaten“ daran, dass der Preis, der mit der Berufswahl verbunden ist, immer noch gut bedacht sein will: Von den seit 1992 in Auslandsmissionen entsandten Bundeswehrangehörigen starben bis heute 109 – 37 Soldaten fielen dabei durch Fremdeinwirkung, 72 kamen durch sonstige Umstände ums Leben. Freys Beitrag über das Selbstverständnis und den Berufsalltag von Frauen und Männern in Uniform ist am Mittwoch dieser Woche (14. November) ab 20:15 Uhr in deutscher Erstausstrahlung in 3sat zu sehen.

Blicken wir zurück. Am Ende des Ersten Weltkrieges im November 1918 waren die heimkehrenden Soldaten des Deutsches Reiches daheim noch mit offenen Armen empfangen worden – das Ansehen der geschlagenen Verbände hatte durch die endgültige Niederlage an der Westfront kaum gelitten.

Abertausende Deutsche hatten zuvor vier Jahre lang Mann gegen Mann „für Gott und Vaterland“ gekämpft oder sich – alternativlos – als „Kanonenfutter“ missbrauchen lassen. Diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, wie der amerikanische Historiker George F. Kennan den Ersten Weltkrieg einmal bezeichnet hatte, war mörderisch wie niemals zuvor gewesen. Gleichzeitig markierten die Jahre 1914 bis 1918 eine Zeitenwende, in der sich auch die Geschlechterrollen nachhaltig veränderten. Frauen übernahmen damals mehr und mehr auch männliche Rollen und Funktionen.

Ein verhängnisvoller Treueeid auf das Böse

Ab dem 2. August 1934 mussten alle deutschen Soldaten einen verhängnisvollen Eid schwören, den Führereid. Am 1. September 1939 begann schließlich mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg, der den ersten globalen Waffengang an Brutalität und Zerstörungskraft noch weit übertreffen sollte.

Mehr als 18 Millionen Wehrmachtsangehörige zogen in diesen Krieg der Ideologen – nicht unter Jubel und voller Begeisterung, wie 1914. Aber als meist zuverlässige Rädchen in einer mörderischen Maschinerie, die erst im Mai 1945 in der Stunde Null zum endgültigen Stillstand kam.

Mit Mandat der Vereinten Nationen und des eigenen Parlaments

Heute sind die Soldaten der Bundeswehr hoch spezialisierte Hightech-Krieger in einer Armee, in der Männer und Frauen nicht nur Deutschland verteidigen sollen, sondern weltweit an internationalen Einsätzen unter dem Mandat der Vereinten Nationen beteiligt sind. In ihrer Heimat werden sie jedoch dafür nicht nur gefeiert, sondern immer wieder schlagen ihnen auch Anfeindungen entgegen.

Die Historiker Prof. Loretana de Libero, Prof. Sönke Neitzel und Dr. Georg von Witzleben zeichnen in der 3sat-Dokumentation die historischen Gründe für das veränderte Selbstverständnis der Soldaten in der Öffentlichkeit nach. Der Beitrag lässt Männer und Frauen zu Wort kommen, die sich bewusst für den Beruf des „Staatsbürgers in Uniform“ entschieden haben – ein besonderer Beruf mit ganz besonderen Risiken.


Randnotiz                                  

„Soldaten“, eine Dokumentation über das Selbstverständnis und den Berufsalltag deutscher Soldaten von Christian Frey.
Erstausstrahlung am Mittwoch, 14. November 2018, (20:15 bis 21 Uhr) in 3sat.
Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Antreten bei der Marine – ein Ausschnitt aus der 3sat-Dokumentation „Soldaten“ von Regisseur Christian Frey.
(Foto: Robert Engelke/ZDF)

2. Der Historiker Sönke Neitzel im Interview für die Frey-Dokumentation: „Eine der Konsequenzen aus den Weltkriegen, aus den Massenverbrechen war natürlich die Forderung ,Nie wieder Krieg‘. Aber auch ,Nie wieder Militär‘. Und der Teil unserer Bevölkerung, der auch wirklich pazifistisch ist – also jede Form von militärischem Einsatz ablehnt, der ist da.“
(Foto: Robert Engelke/ZDF)

Kleines Beitragsbild: Bundeswehr-Gelöbnis, ebenfalls zu sehen im 3sat-Beitrag von Frey.
(Foto: Robert Engelke/ZDF)


Kommentare

  1. Dr.-Ing. U. Hensgen | 15. November 2018 um 09:52 Uhr

    Die Dokumentation auf 3sat war nach meinem Ermessen handwerklich ganz gut gemacht. Schade fand ich, dass man sich von den 45 Minuten Sendezeit mehr als 30 Minuten (geschätzt) mit der Vergangenheit beschäftigt und dabei weniger als ein Drittel der Zeit die Gegenwart – leider nur etwas plakativ – betrachtet hat. Wie die Zukunft des Soldatenberufes aussehen soll oder kann, wurde nur in ein bis zwei Sätzen angedeutet.
    Sicherlich ist es immer wichtig, die Vergangenheit zu kennen, um die Gegenwart zu verstehen, in der wir die Zukunft gestalten müssen. Ich hätte mir mehr Ausgewogenheit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Berufsbildes in dieser Dokumentation gewünscht.

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