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Frankfurt am Main/Korbach. Der Landesverband Hessen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will verhindern, dass Lehrer mit ihren Schülern die Bundeswehr auf dem Hessentag in Korbach besuchen. Ein GEW-Sprecher erklärte am Mittwoch vergangener Woche (9. Mai), die zumeist Minderjährigen würden durch „eine professionelle, interessengeleitete Werbekampagne und Karriereberatung der Bundeswehr gezielt in ihrer Berufsorientierung beeinflusst“. Die Bildungsgewerkschaft, eine der acht Mitgliedsgewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), hat Schulleiter in einem Rundschreiben gebeten, von „Klassenfahrten“ zur Bundeswehr am Hessentag abzusehen „und auch mit weiteren Angeboten der Bundeswehr für Ihre Schule kritisch umzugehen“. Hessens Kultusminister Alexander Lorz hat sich schützend vor die Truppe gestellt und die Forderung der GEW kritisiert. In einer am heutigen Mittwoch (16. Mai) veröffentlichten Presseerklärung des CDU-Ministers heißt es unter anderem: „Der Vorwurf der GEW, die Bundeswehr betreibe eine interessengeleitete Werbekampagne, verstellt den Blick auf die Realität.“

Der Hessentag ist eine jährliche Festveranstaltung des Bundeslandes Hessen, um verschiedene Regionen präsentieren zu können. Der 58. Hessentag findet vom 25. Mai bis 3. Juni in der Kreis- und Hansestadt Korbach unter dem Motto „Sympathisch. Bunt. Goldrichtig!“ statt. Die Bundeswehr ist bei der Veranstaltung, wie in vielen Jahren zuvor, im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit und auch Nachwuchswerbung vertreten.

Nach Angaben eines Sprechers der Stadt Korbach wird die Bundeswehr zweit- oder drittgrößter Aussteller bei der Veranstaltung sein. Bisher seien noch keine Demos gegen sie angemeldet, wie in der Vergangenheit bei anderen Hessentagen.

Bundeswehr für die GEW „kein gewöhnlicher Arbeitgeber“

Die GEW, in der nach eigenen Angaben rund 280.000 Mitglieder aus pädagogischen und wissenschaftlichen Berufen organisiert sind, wendet sich in ihrem Brief an die Schulleitungen gegen die Einladung der Bundeswehr im Vorfeld der Korbacher Veranstaltung. Die Unterzeichner – unter anderem die beiden Vorsitzenden des GEW-Landesverbandes Hessen, Birgit Koch und Maike Wiedwald – schreiben: „In den vergangenen Wochen ist die Bundeswehr an viele Schulen mit dem Angebot herangetreten, anlässlich des Hessentages ,zu Gast beim Arbeitgeber Bundeswehr‘ zu sein. Dabei werden unter anderem ein kostenloser Transport, ein Mittagsimbiss sowie Informationen über die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten bei der Bundeswehr angeboten.“ Und weiter: „Die Zur-Schau-Stellung von militärischen Gerätschaften sowie die Vorführungen beispielsweise von Nahkampfhandlungen zu martialischer Musik haben in den vergangenen Jahren wiederholt zu Irritationen und auch zu Kritik geführt.“

Die Berufsorientierung sei zwar eine wichtige schulische Aufgabe, so die GEW. Man wende sich aber gegen die Behandlung der Bundeswehr als einen gewöhnlichen Arbeitgeber. Die Gewerkschafter argumentieren an dieser Stelle mit dem „für alle Soldatinnen und Soldaten bestehenden Risiko von Traumatisierung, Verletzung bis hin zum Tod im Rahmen von Kampfeinsätzen“ und rügen einmal mehr die Praxis der Bundeswehr, auch „Minderjährige ab einem Alter von 17 Jahren“ zu rekrutierten.

Alles in allem unterstellen die Initiatoren der Briefaktion der Bundeswehr, im Rahmen solcher „Klassenausflüge“ die „zumeist minderjährigen Schülerinnen und Schüler durch eine professionelle, interessengeleitete Werbekampagne und ,Karriereberatung‘ der Bundeswehr gezielt in ihrer Berufsorientierung beeinflussen“ zu wollen.

Kritik schadet nach Ansicht von Lorz dem öffentlichen Ansehen der Streitkräfte

Hessens Kultusminister Alexander Lorz hat dem Aufruf des GEW-Landesverbandes Hessen deutlich widersprochen. Die Bundeswehr sei eine demokratisch legitimierte Organisation und damit ein wichtiger Bestandteil Deutschlands, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Als staatliche Institution erfülle sie nicht nur bedeutende Sicherheits- und Verteidigungsaufgaben, sondern informiere die Öffentlichkeit auch über ihre Arbeit – „so auch seit mehr als 50 Jahren auf dem Hessentag“.

In seiner Presseerklärung legte Lorz schließlich noch einmal nach. „Ich weise die Forderung der GEW an die Schulen entschieden zurück. Die in diesem Zusammenhang stehende Kritik an der grundsätzlichen Arbeit der Bundeswehr und ihrer Rolle auf dem Hessentag entbehrt jeglicher nachvollziehbaren Grundlage und schadet dem öffentlichen Ansehen der Bundeswehr. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, über die Arbeit staatlicher Institutionen in unseren Schulen zu informieren – und die Bundeswehr gehört selbstverständlich mit ihren vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten dazu. Es wäre geradezu töricht, unseren Schülerinnen und Schülern ein anderes Bild zu vermitteln.“

Der Deutsche Bundeswehr-Verband begrüßte ausdrücklich die Haltung des Kultusministers. Wer mündige, gut informierte und damit dem Leitgedanken des Staatsbürgers in Uniform entsprechende Soldaten wünsche, müsse Interessenten an diesem besonderen Beruf auch die Gelegenheit bieten, sich umfassend zu informieren, so die Vertretung der Soldaten.


Zu unseren beiden Aufnahmen:
1. Kinder und Jugendliche beim „Tag der Bundeswehr“ am 11. Juni 2016 in Koblenz.
(Foto: Christian Dewitz/mediakompakt)

2. Hessens Kultusminister Alexander Lorz.
(Foto: Manjit Jari/HKM)


Kommentare

  1. Dr.-Ing. Hensgen | 17. Mai 2018 um 07:51 Uhr

    Da kann man dem Staatsminister nur zustimmen. Die Bundeswehr ist Bestandteil unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Die Unterzeichner des Aufrufes der GEW kennen die Bundeswehr wahrscheinlich gar nicht.

    An deren Adresse sei mir folgende Bemerkung erlaubt: Wenn 17-Jährige, die sich ja lange Zeit unter dem Einfluss und der Erziehung von Mitgliedern der GEW befanden, nicht in der Lage sind, selbständig zu denken und zu werten, so liegt das Versagen doch sicher bei den Lehrern.

  2. Judith Mohn | 21. Mai 2018 um 13:29 Uhr

    Diese Aktion der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft zeigt wieder einmal, wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr ist. Wie sollen diese Herrschaften (es gibt auch Lehrer, die wissen, warum es die Bundeswehr gibt) unseren Kindern die Bundeswehr mit ihren vom Bundestag übertragenen Aufgaben erklären können, wenn sie es selbst nicht wissen?

    Bei einem Besuch auf dem Hessentag oder auch auf dem Tag der Bundeswehr bekommen das ALLE erklärt, die es wissen möchten.

    Weiterhin stellt sich die Frage, wie man von 16-Jährigen (Realschulabschluss) verlangen kann, sich für einen Beruf zu entscheiden und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und 17-Jährige das heutzutage nicht können? Wer hat diese Jugendlichen auf das Leben vorbereitet?
    Natürlich nur die unfähigen Eltern, oder …?

  3. Reinhold | 27. Mai 2018 um 14:38 Uhr

    Für mich hat die GEW den Status einer Gewerkschaft schon seit längerem verloren. Heute ist sie das Sprachrohr der Linken und Grünen. Außerdem entmündigt die GEW die Eltern der Schüler. Ich möchte meine Kinder nicht von solchen ideologisch verblendeten Lehrern unterrichtet wissen.

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