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Bonn. Evangelische Friedensverbände fordern, Konzerte von Musikformationen der Bundeswehr in Kirchen zu untersagen. „Wir wenden uns dagegen, dass die Kirchen eine Plattform bieten für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr“, heißt es in einer Stellungnahme der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK). Die Pressemitteilung wurde am vergangenen Sonntag (30. August) in Bonn veröffentlicht. Anlässlich des Antikriegstages am gestrigen Dienstag (1. September) riefen AGDF und EAK die Kirchengemeinden dazu auf, ihre Räume nicht für Konzerte der deutschen Streitkräfte zur Verfügung zu stellen. Gerade in der Adventszeit würden vermehrt Veranstaltungen dieser Art stattfinden.

„Wir wenden uns dagegen, dass die Kirchen eine Plattform bieten für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr“, erklärten die Vorsitzenden der beiden Verbände, Horst Scheffler (AGDF) und Christoph Münchow (EAK). Wenn die Bundeswehr Konzerte in Kirchen durchführe, werbe sie damit zugleich auch für ihr militärgestütztes Sicherheitskonzept, argumentieren die beiden Friedensverbände. „Sie nutzt dabei die besondere Ausstrahlung und Prägung des Kirchenraumes für ihre Öffentlichkeitsarbeit und bedient sich des positiven Ansehens der Kirche in weiten Teilen der Bevölkerung“, kritisiert Münchow.

Auch vermuten AGDF und EAK in solchen Konzerten „eine Möglichkeit der Nachwuchsgewinnung für die Bundeswehr angesichts der zunehmend problematischen Personalsituation bei den Streitkräften“.

Über das Verhältnis von Kirche und Militär in Deutschland

AGDF und EAK regen darüber hinaus an, „in den Kirchengemeinden, wo bereits solche Militärkonzerte stattgefunden haben, einen Diskussionsprozess über die Rolle des Militärs in der deutschen Politik und über das Verhältnis von Kirche und Militär“ zu führen. Dabei soll auch die Frage eine Rolle spielen, „in welcher Weise die vorrangige Option für zivile – nicht militärische – Konfliktlösungen in Kirchgemeinde und der Öffentlichkeit bekannt gemacht und diskutiert“ wird.

Aufgrund unterschiedlicher Sicherheitskonzepte brauche man die kritische Auseinandersetzung, so AGDF-Vorsitzender Scheffler. In der Friedensdenkschrift habe sich die Evangelische Kirche in Deutschland vorrangig für gewaltfreie Konfliktbearbeitung ausgesprochen, um kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Wir haben das Katholische Militärbischofsamt und das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr um eine kurze Stellungnahme zu der Aktion der beiden Friedensverbände gebeten.

Positives Zeichen „für die Verwobenheit von Bundeswehr und Gesellschaft“

Am heutigen Freitag (4. September) erreichte uns folgendes Statement des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr: „Die Position der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und die Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) in Bonn zu Konzerten von Musikformationen der Bundeswehr in Kirchen sind uns bekannt, sie wurde bereits wiederholt öffentlich geäußert. Eine Stellungnahme zu der aktuellen Pressemitteilung ist nicht geplant. Als Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr haben wir eine deutlich andere Position in dieser Sache: Wir freuen uns über jede Soldatin und jeden Soldaten, der und die sich in Kirche einbringt. Dass sich die Verantwortung eines Christenmenschen auch im Dienst an der Waffe ausdrücken kann, ist als Konsens im Raum der EKD in unserer Friedensdenkschrift von 2007 festgehalten. Das Engagement von Musikformationen der Bundeswehr in Kirchen ist aus unserer Sicht darüber hinaus ein positives Zeichen für die Verwobenheit von Bundeswehr und Gesellschaft. Die Befürchtungen von AGDF und EAK teilen wir nicht.“

Da die Pressestelle des Katholischen Militärbischofsamtes in Berlin unsere Bitte um eine kurze Stellungnahme zu den Forderungen von AGDF und EAK auch nach zwei Anfragen unbeantwortet ließ, schließen wir heute (9. September) den Beitrag. Wir hatten die Initiative der Friedensverbände so verstanden, dass die Kirchengemeinden beider großen christlichen Konfessionen gemeint waren …


Unsere Aufnahme vom 13. Mai 2012 zeigt das Luftwaffenmusikkorps 1 aus Neubiberg in der Kirche Sankt Bernadette im französischen Wallfahrtsort Lourdes. Das Konzert fand im Rahmen der 54. Internationalen Soldatenwallfahrt statt.
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)


Kommentare

  1. Anonym | 3. September 2015 um 19:33 Uhr

    Und schon bin ich aus der Kirche ausgetreten …

    • Michael Sattler | 4. September 2015 um 20:30 Uhr

      Das war ein Fehler. Intelligenter wäre es gewesen, aus der Bundeswehr auszutreten!

  2. Michael Sattler | 3. September 2015 um 21:58 Uhr

    Das ist völlig richtig. Das Wort „Kirche“ ist griechisch und heißt „Haus Gottes“. In einer Kirche soll Jesus Christus bestimmen. Er wurde als wehrloses Kind geboren. Er starb wehrlos am Kreuz. Er hat Gewaltlosigkeit gepredigt. Deshalb passt in eine Kirche keine Militärwerbung. Auch keine musikalische Sympathiewerbung für das Militär. Deshalb ist es völlig richtig, was die Friedensbewegung sagt: Militär-Konzerte, besonders Militär-Advent-Konzerte haben in einer Kirche wirklich nichts zu suchen.

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