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Berlin. Im Zeitraum 30. November bis 16. Dezember 2022 fand im Schießübungszentrum der Panzertruppen im niedersächsischen Munster eine Übung statt, bei der auch 18 Schützenpanzer Puma eingesetzt wurden. Im Verlaufe dieses offiziell „Übungsdurchgang 12/22“ genannten Vorhabens wurden am Ende alle 18 Fahrzeuge als „nicht mehr einsatzbereit“ gemeldet. Der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, wandte sich danach umgehend mit einem Schreiben an das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) und sprach darin von einem „Totalausfall“ der Systeme. Am heutigen Montag (23. Januar) nun hat das Ministerium dem Parlament „einen vollumfänglichen Bericht über das Analyseergebnis der Ausfälle des Schützenpanzers Puma“ zukommen lassen. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Presseerklärung veröffentlicht …

Für die Bundeswehr sind rund 350 Puma-Schützenpanzer bestellt worden. Der Panzer ist deutlich moderner als der Vorläufer Marder, der noch während des Kalten Krieges eingeführt worden war (siehe dazu hier). Seit der Auslieferung der ersten Puma-Exemplare an die größte Teilstreitkraft geriet das neue Kettenfahrzeug immer wieder wegen technischer Probleme in die Schlagzeilen.

Mittlerweile wurden nach dem Desaster in Munster ältere Marder-Panzer für die Beteiligung an der Schnellen Eingreiftruppe der NATO (Very High Readiness Joint Task Force, VJTF) aktiviert. Der Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, hatte den Verbündeten dabei versichert: „Unser Beitrag für die NATO-Speerspitze im Rahmen der VJTF 2023 [ab Januar dieses Jahres] kann weiterhin sichergestellt werden.“

Der von zahlreichen technischen Problemen geplagte Schützenpanzer Puma war erst vor etlichen Monaten für gefechtstauglich erklärt worden. Lieferant des Schützenpanzers Puma ist die in Kassel ansässige PSM Projekt System & Management GmbH, ein 2002 von Rheinmetall Defence/Rheinmetall Landsysteme GmbH und der Krauss-Maffei Wegmann GmbH und Co. KG. gegründetes Joint Venture (je 50 Prozent). Wir hatten in der Vergangenheit mehrfach über den Puma berichtet (beispielsweise hier und hier).

Nach wie vor von der Leistungsfähigkeit des Systems „Puma“ überzeugt

Kommen wir nun zum Pressetext des BMVg vom heutigen Montag. Darin heißt es zu den Ausfällen im Schießübungszentrum der Panzertruppen: „Nach sieben zuvor absolvierten Übungen mit Schützenpanzern Puma im Gefechtsübungszentrum und im Schießübungszentrum – mit vergleichbarer Intensität und Übungsinhalten bei deutlich geringerem Schadaufkommen – waren diese Ausfälle so nicht zu erwarten.“

Das Deutsche Heer, das Beschaffungsamt in Koblenz, die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH, die industriellen Partner sowie das BMVg hätten zwischen den Ausfällen des Schützenpanzers Puma im Verlauf des Durchgangs im Schießübungszentrum im Dezember und dem vorliegenden Bericht „in einem Kraftakt die überwiegende Mehrzahl der ausgefallenen Systeme instandgesetzt, Ursachen analysiert, Handlungsempfehlungen erarbeitet und das weitere Vorgehen am 13. Januar 2023 im Rahmen eines Spitzengesprächs abgestimmt“.

Weiter erklärt das Wehrressort: „Im Ergebnis sind alle Parteien aufgefordert die aufgetretenen Defizite zu beseitigen. Dies gilt für die Amtsseite und die Truppe, wie für die Industrie.“ Und: „Alle Beteiligten sind nach wie vor von der Leistungsfähigkeit des Systems ,Puma‘ überzeugt. Es herrscht jedoch ebenfalls Einvernehmen, dass durch jeden Stakeholder weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, bevor das Gesamtsystem die erforderliche technische und logistische Robustheit erreicht hat. Zugleich sind alle Akteure überzeugt, dass das Ziel, das Gesamtsystem zu beherrschen, realistisch und erreichbar ist.“ (Anm.: Stakeholder = direkt oder indirekt an einem Projekt Beteiligte mit einer bestimmten Erwartungshaltung; in der Betriebswirtschaftslehre wird „Stakeholder“ mit dem Begriff „Anspruchsgruppe“ übersetzt.)

Erste Puma-Kompanie der VJTF „zeitnah technisch wieder einsatzbereit“

Über das weitere Vorgehen schreibt das Ministerium: „Es ist davon auszugehen, dass die erste mit dem Schützenpanzer Puma [in der Version] ,VJTF‘ ausgestattete Kompanie zeitnah technisch wieder einsatzbereit sein wird. Nach Vorliegen aller erforderlichen Voraussetzungen wird sie dann wieder in das Kräftedispositiv der [Very High Readiness Joint Task Force der NATO] eingegliedert. Die Bereitstellung der zweiten mit Schützenpanzer Puma ,VJTF‘ ausgestatteten Kompanie wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.“

Mit dem Zulauf der ersten Puma-Fahrzeuge im weiterentwickelten Rüststand „S1“ voraussichtlich im April 2023 werde dann eine taktische und eine technisch-logistische Untersuchung durchgeführt. Dieser Rüststand adressiere viele der aufgetretenen und bekannten Schadbilder auf technischer Ebene. Im Rahmen der geplanten Untersuchungen solle dann die Wirksamkeit der Maßnahmen nachgewiesen werden.

Ausbildung für das gesamte Instandsetzungspersonal soll intensiviert werden

Parallel würden außerdem die erforderlichen organisatorischen und logistischen Verbesserungen umgesetzt und im militärischen Führungsprozess abgebildet. Wörtlich heißt es dazu in der Presseerklärung: „Die Ausbildung für Instandsetzungspersonal aller Ebenen wird im Zusammenwirken mit der Industrie intensiviert. Das technisch-logistische Unterstützungskonzept wird überarbeitet, der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Instandsetzungsebenen vertieft. Die Stundenansätze für den technischen Dienst werden erhöht und die Verfügbarkeit von Ersatz- und Austauschteilen verbessert, gleiches gilt für die entsprechenden industriellen Kapazitäten. Entsprechende Vereinbarungen und notwendige Zusagen der industriellen Partner werden derzeit abgestimmt.“

Das BMVg kommt zu dem Schluss: „Der Schützenpanzer Puma ist ein hochkomplexes, hochmodernes Waffensystem. Er stellt zusammen mit dem [Projekt] ,Infanteristen der Zukunft‘ als [Gesamtsystem] ,Panzergrenadier‘ einen Quantensprung in der taktischen Überlegenheit hinsichtlich Feuerkraft, Mobilität und Vernetzung dar. Trotz des überraschenden Rückschlags im Zuge des Übungsdurchgangs 12/22 [in Munster] sind alle Beteiligten davon überzeugt, dass der Schützenpanzer Puma im System ,Panzergrenadier‘ die Zukunft für das Deutsche Heer ist.“


Unsere Aufnahme zeigt Angehörige des im bayerischen Regen beheimateten Panzergrenadierbataillons 112 am 9. März 2012 auf dem Truppenübungsplatz Bergen bei einer Gefechtsübung.
(Foto: Maximilian Schulz/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Schützenpanzer Puma am 24. Juni 2015 während einer dynamischen Vorführung im Rheinmetall-Erprobungszentrum Unterlüß. Das Erprobungszentrum ist mit seinem rund 50 Quadratkilometer großen Erprobungsgelände das größte private Test- und Versuchsgebiet in Europa.
(Foto: Marco Dorow/Bundeswehr)


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