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Koblenz/Berlin. Der zum Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gehörende Gebäudekomplex „Koblenzer Hof“ in Koblenz ist seit Jahren ein heftig diskutiertes Thema. „Es ist inakzeptabel, dass ein so bedeutendes Gebäude nun schon seit zwölf Jahren leer steht und auf eine Sanierung wartet“, beklagt der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster. Der Christdemokrat, Mitglied des Koblenzer Stadtrates, hat sich vor Kurzem erneut bei der Bundesregierung nach dem Sachstand „Koblenzer Hof“ erkundigt. Im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage wollte er wissen, wann die Gebäudesanierung konkret beginnen kann.

Oster (Wahlkreis Koblenz), der unter anderem Stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages ist, fragte die Bundesregierung: „Wie ist der aktuelle Umsetzungs- und Planungsstand bezüglich der beabsichtigten Sanierung des bis zum Jahr 2011 von der Bundeswehr beziehungsweise vom BAAINBw genutzten und seither leerstehenden historischen Gebäudes ,Koblenzer Hof‘ in Koblenz?“ Und: „Ist hinsichtlich des Sanierungszeitplanes sichergestellt, dass die Sanierung dieses für die optische Wahrnehmung der Koblenzer Rheinfront so bedeutsamen Gebäudes bis zur Bundesgartenschau im Jahr 2029 abgeschlossen sein wird?“

Die Fragen des Abgeordneten beantwortete im Namen der Regierung der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Hitschler.

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben prüft nach wie vor die Optionen

In der Regierungsantwort heißt es, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gegenwärtig noch immer die Optionen zur Sanierung des Gebäudes prüfe.

Konkret schreibt Staatssekretär Hitschler in seiner Antwort vom 4. Mai: „Im November 2019 wurde von Vertretungen der Bundeswehr, der Stadt [Koblenz] sowie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben einvernehmlich beschlossen, den ,Koblenzer Hof‘ als Büroimmobilie noch vor Freigabe der gesamten Rheinliegenschaft herzurichten. Die BImA prüft gegenwärtig die Optionen zur Sanierung des Gebäudes. Dazu fanden mehrere Besprechungen mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden statt. Im Rahmen einer beauftragten und noch laufenden Machbarkeitsstudie sollen bis Mitte Juni 2023 verschiedene Sanierungsvarianten untersucht und ein Sanierungsplan festgelegt werden. Für alle Varianten ist ein Abschluss der jeweiligen Maßnahme bis zum Jahr 2028 vorgesehen.“

Nach mehr als drei Jahren immer noch keine Machbarkeitsstudie

Für Oster ist diese Antwort vollkommen unbefriedigend. In einer Presseerklärung erinnert der CDU-Abgeordnete nun daran, dass die Grundsatzentscheidung zur Sanierung auf seinen Druck hin bereits im November 2019 getroffen worden sei. Dazu habe er als der zuständige Koblenzer Wahlkreisabgeordnete zu mehreren Runden Tischen eingeladen. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum nach über drei Jahren die Machbarkeitsstudie noch immer nicht vorliegt“, kritisiert Oster.

Der Parlamentarier ist besorgt: „Wenn die Projektbearbeitung seitens der BImA weiter so langsam erfolgt, habe ich erhebliche Zweifel, ob der angestrebte Abschluss der Sanierung bis zum Jahr 2028 tatsächlich haltbar ist.“


Kompakt                           

Das ehemalige Grand-Hotel „Koblenzer Hof“ ist ein imposantes Gebäude in den Rheinanlagen von Koblenz. Es bildet zusammen mit dem benachbarten Preußischen Regierungsgebäude, dem heutigen Sitz des BAAINBw, ein stadtbildprägendes Ensemble am Ufer des Stroms.

Tobias Bauer hat für die Universität Koblenz-Landau einmal in einem Beitrag die wechselvolle Geschichte des Monumentalbaus skizziert. Er schrieb unter anderem: „Das Gebäude am Rheinufer, das 1912/1913 im Auftrag der ,Aktiengesellschaft für Grundbesitz, Wohnbauten & Grand-Hotel Esplanade Bellevue‘ erbaut wurde, war zu seiner Zeit eines der luxuriösesten Hotels in Deutschland. Baumeister war der berühmte Kölner Heinrich Müller-Erkelenz, der auch am ,Hotel Petersberg‘ in Königswinter mitgewirkt hatte.“

Bauer weiter: „Seinen ursprünglichen Namen ,Grand-Hotel Esplanade Bellevue‘ behielt es kein Jahr inne, bevor es in ,Hotel Koblenzer Hof‘ umbenannt wurde. Den Bürgern hatte der französische Name schlichtweg nicht gefallen. Im Zuge des Hotelbaus entstanden auf der Rückseite mehrere Wohnungen, von denen heute keine mehr existiert. 1914 wurde das Hotel um ein Lichtspielhaus erweitert. Das langgestreckte, fünfstöckige Hotelgebäude wurde auf Wunsch der Preußischen Bezirksregierung in Einklang mit dem benachbarten Preußischen Regierungsgebäude errichtet. Rheinseitig wird die Front durch einen zweigeschossigen Vorbau mit Terrassennutzung abgeschlossen.“

Nachdem das Hotel im Zweiten Weltkrieg vor allem im Dach- und Innenbereich stark beschädigt worden war, kam es in den Nachkriegsjahren nur zu einem vereinfachten Wiederaufbau. Seit den 1960er-Jahren wurde beziehungsweise wird der riesige Gebäudekomplex – ebenso wie das benachbarte ehemalige Regierungsgebäude – vom vormaligen Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (heute BAAINBw) genutzt. Wegen Einsturzgefahr mussten die Mitarbeiter des Amtes den „Koblenzer Hof“ im Dezember 2011 jedoch räumen.

Der „Koblenzer Hof“ ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Seit 2002 ist der Komplex auch Teil des UNESCO-Welterbes „Oberes Mittelrheintal“.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Historie pur in den Rheinanlagen von Koblenz: Am Konrad-Adenauer-Ufer in der Nähe des Deutschen Ecks befindet sich (von links nach rechts) das frühere Preußische Regierungsgebäude, der heute als Restaurant genutzte weiße Rundbau „Pegelhaus“ (ursprünglich Anfang des 17. Jahrhunderts von Kurfürst Lothar von Metternich als Rheinkran errichtet) sowie das ehemalige „Hotel Koblenzer Hof“.
(Foto: Holger Weinandt/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC BY-SA 3.0 de –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)

2. Kämpft für die baldige Sanierung des Gebäudekomplexes „Koblenzer Hof“, der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster. Die Aufnahme vom 17. Februar 2022 zeigt ihn im Plenarsaal des Bundestages mit einem Redebeitrag zum Tagesordnungspunkt „Europäische Asyl- und Migrationspolitik“.
(Foto: Leon Kügeler/photothek/Deutscher Bundestag)

Kleines Beitragsbild: Vorderansicht des altehrwürdigen Monumentalbaus „Koblenzer Hof“.
(Foto: nr)


Kommentare

  1. erna | 18. Mai 2023 um 23:16 Uhr

    Man fasst es nicht! …

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