Berlin/Koblenz. Das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat laut einer Pressemitteilung von Saab das Sensorsystem „Arexis“ des schwedischen Rüstungsunternehmens als Lösung für den deutschen Eurofighter in der EloKa-Rolle (EloKa = Elektronischer Kampf) ausgewählt. Zum jetzigen Zeitpunkt habe Saab allerdings noch keinen Vertrag unterzeichnet und auch noch keinen entsprechenden Auftrag erhalten, heißt es im Pressetext weiter.
Die Auswahl von Saabs „Arexis“-Sensorik beruht auf einer aktuellen Marktstudie des BAAINBw. Die Studie bewertete Systeme europäischer und internationaler EloKa-Anbieter nach zahlreichen Kriterien wie beispielsweise Systemleistung, Integrationsaufwand und luftfahrtrechtlicher Zulassbarkeit.
Anders Sjöberg, Geschäftsführer der Saab Deutschland GmbH, kommentierte die Auswahl des Beschaffungsamtes mit den Worten: „Wir begrüßen diese Entscheidung und freuen uns auf die nächsten Schritte. Das angebotene ,Arexis‘-System ist die optimale Lösung für die EloKa-Anforderungen des deutschen Eurofighters.“
Dass 15 Eurofighter-Kampfflugzeuge der Deutschen Luftwaffe in naher Zukunft die Rolle „Elektronischer Kampf“ von den ECR-Tornados (ECR = Electronic Combat and Reconnaissance/Lokalisierung, Identifizierung und gegebenenfalls Bekämpfung von Radaranlagen und radargesteuerten Luftverteidigungssystemen) übernehmen sollen, ist im vergangenen Jahr entschieden worden. Über die rüstungspolitische Weichenstellung hatten am 14. März 2022 schließlich die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz das Parlament informiert (wir berichteten).
Die Einsatz- und Ausbildungsverbände der Luftwaffe verfügen aktuell über insgesamt 85 Mehrzweckkampfflugzeuge des Typs PA-200 Tornado, bei einem Gesamtbestand von 93 Luftfahrzeugen. Grundsätzlich teilt sich die deutsche Tornado-Flotte in den Jagdbomber IDS (IDS = Interdiction Strike) und den Tornado ECR auf. Ausgestattet mit dem Airborne Reconnaissance Pod II, sind alle Tornados auch zur optischen und Infrarot-Aufklärung (Recce) befähigt.
Die nukleare Teilhabe durch den Tornado soll in Zukunft durch die noch zu beschaffende F-35 übernommen werden, die Tornado-Aufgabe „Electronic Warfare“ (EW) schließlich – wie bereits thematisiert – vom umgerüsteten Eurofighter.
Saab wird einen Großteil der Leistungen in diesem Beschaffungsprojekt an seinem Standort in Bayern zusammen mit dem KI-Partner Helsing erbringen. So zumindest kündigt es die Pressemitteilung des Unternehmens an. Dort heißt es auch: „Saabs modulares Sensorsystem ,Arexis‘ nutzt modernste Hard-Software-Kombinationen mit Highend-KI-Algorithmen, um im Elektronischen Kampf der Zukunft überlegen zu bleiben.“
Wie die Flugrevue inzwischen berichtete, soll der Airbus-Konzern mit seiner Sparte „Defence“ bei der Umsetzung des Vorhabens für die Integration des Systems in den Eurofighter zuständig sein.
Die Aufnahme, entstanden bei einer Wehrtechnikmesse, zeigt den Electronic Attack Jammer Pod (EAJP) von Saab. Der EAJP ist Teil der „Arexis“-Familie. Er soll das Flugzeug durch intelligente Störungsfunktionen vor Radarstrahlen schützen und damit gegnerische Angriffsmöglichkeiten blockieren.
(Foto: Saab)
Kleines Beitragsbild: Saabs EAJP bei der Erprobung im November 2019 unter einem doppelsitzigen Kampfflugzeug JAS 39D Gripen als Testträger. Laut Hersteller wurden beim Flug auch die Schnittstellen des EAJP zur Hard- und Software des Flugzeugs sowie die Steuerung und Überwachung vom Cockpit aus getestet.
(Foto: Saab)