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München/Siegburg. Am vergangenen Donnerstag (14. Juli) hat der in München ansässige Technologiekonzern Rohde & Schwarz mit dem Siegburger Unternehmen Schönhofer Sales and Engineering GmbH, kurz SSE, einen Anbieter hochentwickelter Analytics-Lösungen und IT-Systeme übernommen. Rohde & Schwarz und SSE wollen künftig „Kunden aus dem Behördensektor technologisch führende Gesamtlösungen aus einer Hand“ anbieten.

In einer Pressemitteilung des Münchener Konzerns heißt es unter anderem: „Nach Jahren einer eher stagnierenden Entwicklung hat das Marktumfeld im Bereich ,Sicherheit und Aufklärung‘ an Dynamik gewonnen. Es ist abzusehen, dass Kunden in den nächsten Jahren starken Bedarf an zielgerichteten, innovativen Lösungen haben werden. Dafür wollen sich Rohde & Schwarz und die Schönhofer Sales and Engineering GmbH gemeinsam positionieren.“

Vor fast 40 Jahren gegründet, verfügt SSE heute über mehr als 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen „Data Analytics“ und „Aufklärung“ sowie eine starke Expertise in der Systemintegration (die Firma beschäftigt derzeit mehr als 100 Fachkräfte). Nach Ansicht von Rohde & Schwarz sind die Produkte der SSE deshalb „eine optimale Ergänzung“ des eigenen Portfolios. Die beiden Partner können nun Kunden durchgängige Signal-Intelligence-Lösungen – von Sensorik bis zur Datenanalyse und Sensorfusion – aus einer Hand anbieten.

Schlüsseltechnologien für die sogenannte „digitale Souveränität“ sichern

Beide Unternehmen haben in der Vergangenheit bei Projekten bereits erfolgreich zusammengearbeitet. Nun gehen sie mit der Übernahme den nächsten Schritt. Dazu SSE-Geschäftsführer Martin Schönhofer: „Um der steigenden Nachfrage in unserem Geschäftsfeld gerecht zu werden, müssen wir als Firma signifikant investieren. Rohde & Schwarz bietet die Größe und Stabilität, damit wir diese Investitionen sicher tätigen können. Wir werden auch vom technologischen Know-how und vom Marktzugang unseres Partners für unseren weiteren Erfolg profitieren.“

Peter Riedel, Geschäftsführer von Rohde & Schwarz, äußerte sich wie folgt: „Die SSE ist ein erfolgreiches Unternehmen mit einem kontinuierlichen Wachstum in den letzten Jahren. Unser Ziel ist es, als starker Partner dieses Wachstum nachhaltig abzusichern. Wir können nicht nur unser Portfolio, sondern auch unsere guten Kundenbeziehungen – gerade im Behördensektor – bündeln und mögliche kommende Projekte stärker begleiten.“

Gemeinsam wollen Rohde & Schwarz und die 100-prozentige Tochter SSE jetzt Zukunftstechnologien wie KI und Datenfusion vorantreiben und Schlüsseltechnologien für die „digitale Souveränität“ sichern. Die Partner setzen dabei auf den Standort Siegburg, der weiter ausgebaut werden soll.


Hintergrund                           

Digitale Souveränität ist zu einem Schlagwort der Digitalpolitik geworden. Mit dem Begriff werden allerdings ganz unterschiedliche Interpretationen und Assoziationen verknüpft.

Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung etwa schreibt: „Das Konzept der ,digitalen Souveränität‘ hat sich in den letzten Jahren zu einem Schlüsselbegriff in politischen Debatten zur Digitalisierung entwickelt. Nachdem autoritäre und semi-autoritäre Länder wie China und Russland schon lange nach mehr Souveränität im digitalen Raum streben, fordern spätestens seit den Snowden-Enthüllungen in Jahr 2013 demokratischen Regierungen und regionale Institutionen wie die EU-Kommission, die digitale Souveränität der einzelnen Länder beziehungsweise ihrer Wirtschaft und Bürger zu stärken.“

Der Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik beantwortet die Frage, was „digitale Souveränität“ bedeute, so: „Der Begriff beschreibt die Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können.“ Weiter heißt es in der Antwort: „Dazu muss die Verarbeitung der für die Verwaltung notwendigen Daten durch zeitgemäße funktionale und vertrauenswürdige Informationstechnik gewährleistet werden. Dafür bedarf es einer Transformation der Informationstechnik der Öffentlichen Verwaltung, mit dem Ziel sie unabhängiger von einzelnen Anbietern und Produkten zu machen und ihre Resilienz durch die Austauschbarkeit von Komponenten zu erhöhen.“

Am 17. Januar dieses Jahres beantwortete Staatssekretär Udo Philipp (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) Fragen der digitalpolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linken zu dem Themenkomplex. Die Abgeordnete Anke Domscheit-Berg wollte unter anderem wissen: „Welche Maßnahmen beziehungsweise Projekte sind [hinsichtlich der ,digitalen Souveränität‘] in Planung oder in Umsetzung?“

Nach Auskunft von Philipp gibt es dazu derzeit sechs Vorzeigeprojekte der Bundesregierung zur digitalen Souveränität:
Da wäre zunächst das Projekt „IPCEI Next Generation Cloud Infrastructure and Services“ (Industrial Cloud), ein zentrales Instrument zur Erreichung der Industrie- und digitalpolitischen Ziele Deutschlands und der EU.
Das Projekt „Gaia-X“ will die europäische digitale Souveränität und den Wettbewerb im Bereich „Daten und Cloud“ stärken und dabei bestehende europäische Angebote über Open-Source-Anwendungen und interoperable Standards miteinander vernetzen.
Ein weiteres Projekt betrifft das Thema „Innovative Datenpolitik für Deutschland“. Hierzu erklärt die Bundesregierung: „Für die Zukunftsfähigkeit und die Souveränität Deutschlands sowie Europas sind datengetriebene Innovationen und eine funktionierende Datenökonomie von entscheidender Bedeutung. Die innovative Datenpolitik wird maßgeblich durch die Datenstrategie der Bundesregierung definiert, die zahlreiche Maßnahmen zur Förderung in Wirtschaft und Wissenschaft enthält, um digital souverän zu werden oder bleiben. Damit auch der Staat selbst für die Datengesellschaft gerüstet ist und globale Entwicklungen überhaupt beurteilen kann, wollen wir die Kompetenz im Umgang mit Daten in der Bundesverwaltung erhöhen. Um datenbasierter arbeiten zu können, müssen neue Rollen, Verantwortlichkeiten und Einheiten in jedem Bundesministerium geschaffen werden.“
Das vierte Projekt, die „Deutsche Verwaltungs-Cloud-Strategie“, hat zum Ziel, übergreifende Standards und offene Schnittstellen zu schaffen, um bestehende und zukünftige föderale Cloud-Lösungen der Verwaltung interoperabel und modular zu gestalten. Damit stellt diese Strategie eine wesentliche Komponente zur Vermeidung von Abhängigkeiten von kommerziellen Cloud-Anbietern dar.
Bereits in der Liste des Staatssekretärs aber noch in der Planung ist das „Zentrum für Digitale Souveränität der Öffentlichen Verwaltung“, kurz ZenDiS. Mit Hilfe von ZenDiS sollen einmal „Europäische Lösungen und Open-Source-Software-Ansätze“ Abhängigkeiten in der Verwaltung auflösen.
Und schließlich: Aufbau einer „Agentur für Innovation in der Cybersicherheit GmbH“ (Cyber-Agentur). Diese Agentur soll einmal „bahnbrechende Innovationen im Bereich der Cyber-Sicherheit und dazugehörige Schlüsseltechnologien“ identifizieren. Dazu wird sie „die bedarfsgerechte Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten für zukünftige Herausforderungen“ beauftragen und „die Ergebnisse der Programme der Bundesregierung zur Verfügung stellen“.


Die beiden Abendaufnahmen zeigen den Eingangsbereich der Schönhofer Sales and Engineering GmbH in Siegburg.
(Großes Foto: Rohde & Schwarz;
kleines Beitragsbild: SSE)


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