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Mainz. Krieg ist zu einem lukrativen Geschäft geworden. Auf fast allen Kriegsschauplätzen dieser Welt kämpfen Söldner, die für Geld dreckige Jobs erledigen. ZDFzoom, das Dokumentations- und Reportageformat des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), begibt sich am morgigen Mittwoch (12. Januar) ab 22:45 Uhr in einer aktuellen Doku auf Spurensuche. Der Titel: „Krieg der Söldner – das Geschäft der Schattenarmeen“.

Als ZDFzoom-Reporter Arndt Ginzel und sein Kameramann Gerald Gerber nach Syrien reisen, wollen sie recherchieren, wie Militärunternehmen Kämpfer für Söldnereinsätze anwerben. Eine gefährliche Recherche. Am Ende werden sie selbst von Söldnern überfallen.

Unweit des Hotels lauern syrische Söldner den Journalisten auf. Sie kidnappen den Kameramann. Es folgen Verschleppung, Verhöre und Folterdrohungen. Ungewollt gewinnt das ZDF-Team so exklusive Einblicke in eine Söldnerorganisation, die sich schon in der Vergangenheit an Kriegs- und Menschenrechtsverletzungen beteiligt haben soll. Die Entführung geht zum Glück glimpflich aus, am Ende wird Gerber wieder freigelassen.

Sanktionen umgehen und sich später „politisch distanzieren“

„Die Kriegsführung im 21. Jahrhundert verändert sich deutlich von der Art der Kriegsführung, die das 20. Jahrhundert geprägt hat“, sagt Andreas Heinemann-Grüder vom Bonner International Centre for Conversion, kurz BICC. Und diese privaten Militärfirmen seien ein Teil davon. Staaten würden mit dem Einsatz von Söldnerfirmen Sanktionen umgehen, und die Auftraggeber könnten sich so am Ende „politisch immer distanzieren“, erklärt der Politikwissenschaftler.

(Anm.: Das 1994 als „Internationales Konversionszentrum Bonn – Bonn International Center for Conversion“ gegründete BICC heißt seit dem 15. September 2021 „Bonn International Centre for Conflict Studies“; mit diesem Schritt hat das zweitgrößte deutsche Friedens– und Konfliktforschungsinstitut auf die umfangreiche Weiterentwicklung seines Forschungs- und Beratungsportfolios reagiert).

Rätselhafte Moskau-Kontakte des Wirecard-Betrügers Marsalek

Vor allem russische Schattenarmeen – wie die berüchtigte „Wagner“-Gruppe – drängen seit Jahren immer stärker auf den privaten Sicherheitsmarkt. Spuren russischer Söldnerunternehmen führen auch nach Deutschland.

Als im Sommer 2020 der Finanzdienstleister Wirecard nach einem milliardenschweren Bilanzbetrug zusammenbricht, flieht Vorstandsmitglied Jan Marsalek ins Ausland. Der Österreicher war von Februar 2010 bis Juni 2020 Vorstandsmitglied der Wirecard AG mit Firmensitz in Aschheim bei München. Als COO (Chief Operating Officer) war er für das gesamte operative Geschäft inklusive des Vertriebs zuständig und seit mindestens 2015 unter anderem maßgeblich für das Asien-Geschäft und das TPA-Geschäft (TPA = Third-Party-Acquirern) von Wirecard verantwortlich. Auf der EUROPOL-Fahndungsliste „Europe’s most wanted Fugitives“ heißt es: „Jan Marsalek steht in dringendem Verdacht, sich des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, des besonders schweren Falls der Untreue sowie weiterer Vermögens- und Wirtschaftsdelikte strafbar gemacht zu haben. Er setzte sich mutmaßlich in den Tagen nach seiner Freistellung als Vorstandsmitglied bei der Wirecard AG aus Deutschland ab. Aufgrund der derzeitigen Ermittlungsergebnisse wird ein Aufenthaltsort des Gesuchten im Ausland für sehr wahrscheinlich gehalten.“

Neben den wirtschaftskriminellen Aktivitäten sind es besonders die mutmaßlichen Geschäftsbeziehungen zu Geheimdienstleuten und russischen Militärunternehmen, die Ermittler und Untersuchungsausschüsse in Deutschland und Österreich beschäftigen. Vor allem Marsaleks Kontakte zu dem in Moskau ansässigen russischen Militärunternehmen „RSB Group“ und nach Libyen werfen bis heute drängende Fragen auf.


Randnotiz                                  

„Der Krieg der Söldner – das Geschäft der Schattenarmeen“, ein Dokumentarfilm von Arndt Ginzel (Kamera Gerald Gerber). Zweites Deutsches Fernsehen im Dokumentations- und Reportageformat ZDFzoom am Mittwoch, 12. Januar 2022, ab 22:45 Uhr. Der Film steht danach zwei Jahre lang in der ZDF-Mediathek zur Verfügung.
Alle Angaben ohne Gewähr.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Arndt Ginzel und Gerald Gerber fanden in Syrien auf ihrer Suche nach dem Söldnertum überall Spuren des Krieges wie hier die Panzerwracks am Rande der Straße.
(Foto: Gerald Gerber/ZDF)

2. Das ZDF-Team fährt in Syrien mit kurdischen Kämpfern auf der Ladefläche eines weißen Pick-up mit.
(Foto: Gerald Gerber/ZDF)

3. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Jan Marsalek wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, des besonders schweren Falls der Untreue sowie weiterer Vermögens- und Wirtschaftsdelikte. Im Juni 2020 floh der heute von INTERPOL gesuchte Ex-Wirecard-Manager nach Minsk, der Hauptstadt der mit Russland verbundenen Republik Belarus. Wie das Wochenmagazin stern berichtete, vermutete der Bundesnachrichtendienst bereits im Juli 2020, dass sich Marsalek in Russland aufhält. Der Verdacht habe sich damit verdichtet, dass sich der Österreicher mittlerweile unter dem Schutz russischer Sicherheitsbehörden befindet.
(Bildquellen: Polizeipräsidium München, EUROPOL)

Kleines Beitragsbild: Die Gruppe „Wagner“ ist ein privates russisches Sicherheits- und Militärunternehmen. Die Einheiten operieren verdeckt. Medienberichten zufolge waren Angehörige der „Wagner“-Gruppe unter anderem während der Annexion der Krim durch Russland aktiv sowie später in der Ostukraine und Syrien. Auch führten sie Ausbildungsmissionen in der Zentralafrikanischen Republik durch. Zudem soll die Gruppe im libyschen Bürgerkrieg auf Seiten von General Khalifa Haftar gekämpft haben. Gründer ist Dmitri Utkin, der sich selbst den Kampfnamen „Wagner“ gab, weil er angeblich die Musik des deutschen Komponisten liebt. Für unser Bild verwendeten wir das heroisierende Plakat einer jungen Grafikerin aus dem russischen Wladiwostok, die unter dem Pseudonym „Vesely Lis“ arbeitet. Es gibt weitere Versuche, die Gruppe „Wagner“ in ein verklärendes Licht zu rücken: So berichtete im Mai 2021 das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL von einem neuen Film mit dem Titel „Tourist“, der die Arbeit der Söldnertruppe in Zentralafrika zum Gegenstand hat – ein schräges Heldenepos, finanziert von dem Oligarchen und Putin-Freund Jewgeni Prigozhin.
(Bild: nr; grafische Bearbeitung: mediakompakt)


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