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Rostock/Wilhelmshaven. Am kommenden Montag (17. Januar) wird die Fregatte F214 „Lübeck“ – in der Marine auch „Lucky Lübeck“ genannt – gegen 10 Uhr letztmalig ihren Heimatstützpunkt Wilhelmshaven verlassen. In der Ägäis sollen sich Schiff und Besatzung dann dem ständigen maritimen NATO-Einsatzverband SNMG 2 (Standing NATO Maritime Group 2) anschließen. Die „Lübeck“ ist die letzte aktive Vertreterin der einst acht Einheiten umfassenden „Bremen“-Klasse F122. Nach diesem Einsatz wird die Fregatte auf ihre Außerdienststellung vorbereitet …

Fregattenkapitän Kai Röckel ist der Kommandant der „Lübeck“. Er äußerte sich jetzt in Wilhelmshaven zu der bevorstehenden Auslandsmission: „Meine Besatzung und ich kehren nach vier Monaten in der Heimat nun wieder in die Ägäis zurück. Zu Hause konnten wir umfassende Instandsetzungen und Prüfungen meistern und sind so wieder bestmöglich für unseren bevorstehenden Einsatz vorbereitet. Mit Einlaufen im Juni werden wir innerhalb eines Jahreszeitraums voraussichtlich acht Monate unter Corona-Bedingungen – also ohne Landgang – zur See gefahren sein. Das ist für alle an Bord eine hohe Belastung. Mit der nötigen Professionalität und der Motivation meiner Besatzung wird die ,Lucky Lübeck‘ aber auch den geplant letzten Einsatz ihrer 32-jährigen Dienstzeit bewältigen.“

In der Ägäis wird die Besatzung der „Lübeck“ wieder eng mit der türkischen und griechischen Küstenwache sowie der europäischen Agentur für Küstenwache und Grenzschutz (Frontex) zusammenarbeiten. Hauptaufgabe der Fregatte dabei ist wieder die Seeraumüberwachung (siehe auch hier).

Die Fregatte „Lübeck“ nahm in den letzten vier Jahren dreimal an diesem NATO-Einsatz teil. Sie wird im Juni in Wilhelmshaven zurückerwartet.

Konzipiert und gebaut für die Uboot-Jagd in Nordsee und Nordatlantik

Die „Lübeck“ ist das letzte aktive Schiff der einst acht Einheiten umfassenden „Bremen“-Klasse unserer Marine. Zu dieser Klasse 122 gehörten: die „Bremen“ F207 (Außerdienststellung 28. März 2014), die „Niedersachsen“ F208 (26. Juni 2015), die „Rheinland-Pfalz“ F209 (22. März 2013), die „Emden“ F210 (29. November 2013), die „Köln“ F211 (31. Juli 2012), die „Karlsruhe“ F212 (16. Juni 2017) und die „Augsburg“ F213 (18. Dezember 2019). Die „Lübeck“ F214 soll Ende 2022 außer Dienst gestellt werden.

Konzipiert und gebaut am Ende des Kalten Krieges, war die Hauptfähigkeit der „Bremen“-Klasse (beziehungsweise ist die Hauptfähigkeit der „Lübeck“) die Uboot-Jagd in Nordsee und Nordatlantik. Erstmals in der Marine bekamen die Fregatte „Lübeck“ und ihre Schwesterschiffe der Klasse F122 dafür Bordhubschrauber – heute ein Standard für alle Fregattenklassen.

Doch die Fregatte „Lübeck“ ist in der Lage, auch andere Aufgaben zu übernehmen. Sie kann mit ihren Flugabwehrraketen des Typs NATO Sea Sparrow sich und andere Schiffe in ihrer Nähe gegen feindliche Flugzeuge und Raketen verteidigen. Mit ihren Seezielflugkörpern Harpoon kann sie gegnerische Kriegsschiffe angreifen. Im Laufe der Jahre wurde die Fregatte „Lübeck“ mehrfach mit neuen Systemen nachgerüstet, darunter mit den heute üblichen Marine-Leichtgeschützen und dem Rolling Airframe Missile-Flugabwehrsystem (RAM-Flugabwehrsystem).

In den Auslandseinsätzen der Deutschen Marine bewährt

Eine weitere Besonderheit der „122er“: Erstmals in der Flotte erhielten sie einen sogenannten CODOG-Antrieb. Diese Kürzel steht für „Combined Diesel Engine or Gas Turbine“. Bei diesem System kann die Besatzung Dieselmotoren für Marschfahrt oder Gasturbinen für Höchstgeschwindigkeit auf die Antriebswellen schalten.

Die Fregatte „Lübeck“ und ihre inzwischen außer Dienst gestellten Schwesterschiffe haben sich nach 1990 in den Auslandseinsätzen der Deutschen Marine enorm bewährt. Neben der Teilnahme an Manövern, um ihre militärischen Kernfähigkeiten zu trainieren, haben sie an Embargokontrollen, Evakuierungen, Piratenjagd und Seenotrettungen in Mittelmeer und Indischem Ozean teilgenommen.


Hintergrund                           

Zur Unterstützungsmission in der Ägäis: Die NATO-Verteidigungsminister hatten auf Initiative Griechenlands, der Türkei und Deutschlands am 10. Februar 2016 beschlossen, in der Ägäis einen Beitrag zu den europäischen Maßnahmen gegen die Schleuserkriminalität zu leisten. Hierfür wurde der ständige maritime NATO-Einsatzverband SNMG 2 (Standing NATO Maritime Group 2) in das Seegebiet der Ägäis entsandt. Die Gruppe wird im Ägäischen Meer zwischen dem türkischen und griechischen Festland eingesetzt. Derzeit besteht sie aus vier bis sieben Schiffen. Die Schiffe operieren sowohl auf hoher See als auch seit März 2016 in den Hoheitsgewässern der beiden Anrainerstaaten.

Die NATO ist im Seegebiet der Ägäis lediglich unterstützend tätig – die Schiffsbesatzungen haben keine hoheitlichen Befugnisse. Es ist nicht ihre Aufgabe, Fahrzeuge anzuhalten oder gegen Schleuser vorzugehen. Entsprechende Befugnisse liegen bei den nationalen Küstenwachen und weiteren zuständigen Behörden.

Die NATO trägt aber zum verbesserten Informationsaustausch zwischen der griechischen und der türkischen Küstenwache sowie der EU-Grenzschutzagentur Frontex in der Ägäis bei (Frontex = französisch: Frontières Extérieures – Außengrenzen/European Border and Coast Guard Agency/Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache). Die Schiffe liefern Informationen für ein vollständiges Lagebild in der Ägäis und über die Schleuseraktivitäten im Seegebiet an griechische und türkische Stellen. Dies ist notwendig, um das Vorgehen der nationalen Behörden gegen Schlepper und ihre Netzwerke zu optimieren.

Verbindungsoffiziere türkischer und griechischer Behörden sowie ein Frontex-Vertreter befinden sich an Bord des jeweiligen Führungsschiffes. Sie sind die „Schnittstelle“ zu ihren Organisationen und sollen den Informationsfluss beschleunigen. Die NATO dient so als „Kooperationsplattform“ der Anrainerstaaten.

Mit dem Höhepunkt der Querungen über die Ägäis von fast 857.000 Menschen im Jahr 2015 sank die Zahl in den Folgejahren zunächst sehr stark ab. Dazu die entsprechenden Jahreszahlen aus dem Operational Data Portal (ODP) der UNHCR (United Nations Refugee Agency/Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen):
2021: 4109 (Grenzübertritt Seeweg)/4694 (Übertritt Landweg)/53 (Tote und Vermisste);
2020: 9714/5982/102;
2019: 59.726/14.887/71;
2018: 32.494/18.014/174;
2017: 29.718/6592/59;
2016: 173.450/3784/441;
2015: 856.723/4907/799;
2014: 41.038 (Grenzübertritt Seeweg)/2280 (Übertritt Landweg)/405 (Tote und Vermisste).


Zu unserem Bildangebot:
1. Fregatte „Lübeck“ kurz vor der Aufnahme von Treibstoff durch einen Versorger.
(Foto: Deutsche Marine)

2. Das Hintergrundbild unserer Infografik zeigt die Hafenanlagen der deutschen Marine in Wilhelmshaven, Heimat des 4. Fregattengeschwaders.
(Foto: Martina Nolte; Infografik © mediakompakt 01.22)

Kleines Beitragsbild: Die Fregatte „Lübeck“ auf hoher See.
(Foto: Deutsche Marine)


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