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Koblenz/Wilhelmshaven/Kiel. Vor wenigen Tagen hat der Einsatzgruppenversorger (EGV) „Frankfurt am Main“ bei der Kieler Werft German Naval Yards (GNYK) ein neues Rettungszentrum erhalten. Das „integrierte Marine-Einsatz-Rettungszentrum“ (iMERZ) – so die offizielle Bezeichnung – wurde auf dem Versorger mit Hilfe einer Krananlage aufgesetzt. Das iMERZ ist nun als festes Deckhaus auf dem größten Schiff der Deutschen Marine installiert und dient zukünftig der Optimierung der medizinischen Versorgungsabläufe an Bord.

Die „Frankfurt am Main“ war am 11. Mai in Kiel eingetroffen, damit dort mit den Vorbereitungen für das Aufsetzen des Rettungszentrums begonnen werden konnte. Zunächst wurde in der Werft die Stellfläche für die Konstruktion behandelt. Dazu erfolgten Strahlarbeiten und ein Farbauftrag. Zusätzlich wurde eine „Aussetzvorrichtung“ für eine Pinasse, ein großes Beiboot, eingebaut.

Der Auftrag zum Bau, der Ausrüstung und zur Installation des Bordkrankenhauses auf dem EGV wurde von GNYK in enger Zusammenarbeit mit der Rheinmetall-Tochter Zeppelin Mobile Systeme GmbH (ZMS) durchgeführt. Zusammen hatten beide Unternehmen am 25. September 2019 in der Kieler Werft mit der Realisierung des Projekts „iMERZ“ begonnen (wir berichteten).

Erst ein Brand und dann folgenschwere Konstruktionsfehler

Das ursprüngliche Rettungszentrum, das zuvor auf der „Frankfurt am Main“ verbaut war, war im Februar 2015 durch einen Brand zerstört worden. Die Anlage (damals noch eine Container-Lösung) war während des Werftaufenthaltes des Versorgers an Land gebracht und dort in einer Halle gelagert worden. Hier brach das Feuer aus.

Der im September 2019 begonnene Neubau – geplant jetzt als festes Deckhaus für den EGV „Frankfurt am Main“ – sorgte nach Fertigstellung ebenfalls für Negativschlagzeilen. So berichtete beispielsweise die Tageszeitung Lübecker Nachrichten, dass das neue „integrierte Marine-Einsatz-Rettungszentrum“ nicht wie geplant auf der „Frankfurt am Main“ installiert werden könne, da „der Stahlaufbau nicht auf die Logistikplattform“ passe. Dies habe sich während der Montagearbeiten bei GNYK gezeigt. In einem Beitrag des NDR hieß es unter anderem: „Mittlerweile sind sowohl die Werft als auch der Auftraggeber, das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, recht kleinlaut bei dem Projekt geworden. Offenbar passt das Bauwerk nicht aufs Schiff und muss verschrottet werden. Zusätzlich scheint der Anschluss an das Schiff dermaßen kompliziert zu sein, dass die ursprüngliche Werftmannschaft damit überfordert ist. Mittlerweile ist der Kieler Projektleiter ausgetauscht.“

Die Bundesregierung nahm am 8. Januar 2021 in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion Stellung zu dem Bau-Debakel. Sie erklärte: „Bei der Fertigung des iMERZ traten Abweichungen von den im Rahmen des Auftrages erstellten Konstruktionsunterlagen beim Auftragnehmer auf, welche außerhalb der zulässigen Toleranzen lagen. Diese Abweichungen konnten nicht zielführend behoben werden und führten zur Entscheidung der Werft, einen Neubau der Stahlkonstruktion vorzunehmen.“ Und: „Maßvorgaben an die Stahlstruktur des iMERZ wurden vom Auftragnehmer nicht eingehalten. Die Abweichungen waren derart umfassend, dass eine Nutzung der Stahlstruktur im Weiteren nicht erreichbar war.“

Ein zentrales Element innerhalb der Rettungskette der Bundeswehr

Zurück zur Gegenwart. Nach dem jetzt erfolgten Einbau des iMERZ machte sich große Erleichterung bei allen Verantwortlichen breit. So erklärte beispielsweise Gunther Brückner, Projektleiter im Koblenzer Beschaffungsamt: „Mit dem heutigen Aufsetzen des iMERZ ist der letzte Meilenstein erreicht, um den Einsatzgruppenversorger mit seinem gesamten Fähigkeitsspektrum der Marine zur Verfügung zu stellen und somit deren Einsatzbereitschaft zu stärken.“

Der EGV „Frankfurt am Main“ verfügt nach dem Aufsetzen des iMERZ nun über ein komplettes „Krankenhaus“, ausgestattet mit zwei Operationsräumen, einem Röntgenraum, einer Zahntechnik-Abteilung, verschiedenen Laboren sowie modernster Medizintechnik. Damit ist die vollumfängliche Versorgung der Besatzungsmitglieder auf hoher See garantiert. Das neue Rettungszentrum stellt hierbei auch ein zentrales Element innerhalb der Bundeswehr-Rettungskette dar: von der Notfallversorgung auf der schwimmenden Einheit über die Erstversorgung im iMERZ bis hin zur weiterführenden Versorgung an Land.

Neue integrierte Bordkliniken auch für Schwesternschiffe „Berlin“ und „Bonn“

Nach der nun erfolgten Einrüstung des iMERZ soll die „Frankfurt am Main“ spätestens Ende Juli die Werft wieder verlassen und dann zusammen mit den beiden Schwesterschiffen „Berlin“ und „Bonn“ der Marine zur Verfügung stehen. Es ist momentan geplant, die auf den Schwesterschiffen bestehenden Rettungszentren im Rahmen einer der nächsten planmäßigen Instandsetzungen durch ein neues iMERZ-System zu ersetzen.

Die drei EGV der „Berlin“-Klasse versorgen Einsatzverbände in See mit allen notwendigen Ressourcen: Kraftstoff, Verpflegung, Material und Munition. Außerdem stellen die Schiffe medizinische Spezialkapazität sowie satellitenbasierte Kommunikationstechnik bereit. EGV sind sogenannte „Combat Support Ships“ (CSS), die gemeinsam mit Kampfschiffen im Verbund agieren können. Deshalb verfügen sie zusätzlich über Waffen zur Selbstverteidigung, darunter vier Marine-Leichtgeschütze.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Eintreffen des Einsatzgruppenversorgers „Frankfurt am Main“ am 11. Mai 2022 zum Aufsetzen des Rettungszentrums bei der Werft von German Naval Yards Kiel, GNYK.
(Foto: GNYK GmbH)

2. Kurz vor der erfolgreichen Integration des neuen Rettungszentrums auf dem Deck des Marineversorgers „Frankfurt am Main“ bei GNYK.
(Foto: GNYK GmbH)

Kleines Beitragsbild: Der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ auf hoher See. Die große Transportkapazität des Schiffes hält auch starkem Seegang stand, Container für Proviant und Material stehen dabei unbeschadet an Deck.
(Foto: Ricarda Schönbrodt/Bundeswehr/für Presse- und Informationszentrum BAAINBw)


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