menu +

Nachrichten



Stockholm (Schweden)/Geilenkirchen-Teveren. Im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen (Ortsteil Teveren) wurde jetzt der erste digitale Flugsicherungstower in Deutschland in Betrieb genommen. Der Tower auf dem NATO-Fliegerhorst, auf dem ein Teil der AWACS-Frühwarnflotte (AWACS = NATO Airborne Early Warning & Control Force) stationiert ist, erhielt hochmoderne r-TWR-System des schwedischen Rüstungskonzerns Saab.

Das r-TWR-System von Saab ist die erste militärische digitale Tower-Lösung, die vom Luftfahrtamt der Bundeswehr zertifiziert wurde und im NATO-Bereich voll einsatzfähig ist. Das Kürzel „r-TWR“ steht dem Hersteller zufolge für „Remote Tower.

(Anm.: Das Luftfahrtamt der Bundeswehr ist eine dem Bundesministerium der Verteidigung direkt nachgeordnete nationale militärische Luftfahrtbehörde mit Hauptsitz in Köln-Wahn; das Amt fasst die fachliche Verantwortung für die Sicherheit im militärischen Flugbetrieb in Deutschland zusammen.)

In Geilenkirchen-Teveren, Hauptstützpunkt des Bündnisses für die Aufklärungsmaschinen vom Typ Boeing E-3A, kann das neue r-TWR-System bei allen Wetterbedingungen eingesetzt werden. Auch soll der digitale Tower auf dem Militärflugplatz künftig noch andere Flugobjekte – vom Hubschrauber über die Transportmaschine bis hin zum Kampfjet – unterstützen.

Digitale Flugverkehrslösung im militärischen Bereich

Per Ahl, Hauptgeschäftsführer (CEO) des Saab-Geschäftsbereichs „Digital Air Traffic Solutions“, erklärte zum Start der Anlage in Geilenkirchen: „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für Saab bei der Inbetriebnahme der digitalen Flugverkehrslösung im militärischen Bereich. Der digitale Tower bietet eine flexible und skalierbare Lösung, die sich nachweislich sowohl für Militärflugplätze als auch für zivile Flughäfen jeder Größe eignet.“

In einer Pressemitteilung wies Saab darauf hin, dass der NATO-Luftwaffenstützpunkt künftig dank des digitalen Tower-Systems die neuesten Technologien für die Flugsicherung wird nutzen können. Das Unternehmen schreibt: „Die Lösung besteht aus einem bewährten System, das von einem Kontrollraum auf dem Stützpunkt aus bedient wird. Dazu gehören Tonwiedergabe, am Mast montierte hochauflösende Kameras, die einen 360-Grad-Blick auf das Flugfeld ermöglichen, sowie Schwenk-Neige-Zoom-Kameras.“

Fähigkeitslücke nach Ausmusterung der alten Boeing-Maschinen vermeiden

Die Zukunft der NATO-Air-Base in Geilenkirchen-Teveren scheint übrigens mittlerweile gesichert zu sein. Ab 2035 könnten dort neue, moderne Flugzeuge die alten Boeing-Aufklärungsflugzeuge ablösen. Dies teilte vor etlichen Wochen Brigadegeneral Stefan Werner Neumann im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Er ist seit August 2021 Commander NATO Airborne Early Warning and Control Force E-3A Component. Wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) berichtete, äußerte sich Neumann nicht zu einem konkreten Nachfolge-Flugzeugtyp. Derzeit werde an einem Konzept gearbeitet, so der Brigadegeneral. Klar sei allerdings: Auch bei den neuen Aufklärungsmaschinen werde Personal an Bord benötigt.

Neumann sagte bei dem Treffen mit Medienvertretern laut WDR wörtlich: „Für die NATO ist diese Form der fliegenden Aufklärung sehr wichtig. Das Bündnis verfügt mit dieser eigenen Fähigkeit über ein Flugzeugsystem , was sie flexibel nach ihren militärischen Erfordernissen einsetzen kann. Deswegen ist es wichtig, dass wir keine Fähigkeitslücke haben und deswegen ein System kommt, was dann – vielleicht 2035 – direkt anschließt. Und aufgrund der Qualifikation des Personals und der Infrastruktur hier, haben wir die beste Voraussetzung, das System weiter betreiben zu können.“

Lange Zeit war unklar, ob die veralteten AWACS-Aufklärer überhaupt ersetzt werden können; ihr Dienstzeitende ist bereits auf das Jahr 2035 terminiert worden (siehe dazu auch unseren früheren Beitrag). Momentan sind rund 1400 Soldaten in Geilenkirchen-Teveren stationiert. Gut 900 Zivilisten sind auf der Air Base beschäftigt. Der NATO-Stützpunkt feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.


Hintergrund                           

Die Position des Kommandeurs der NATO-Frühwarnflotte – NATO Airborne Early Warning & Control Force Command/Flottenkommando – wird im turnusmäßigen Wechsel durch einen Generalmajor der deutschen beziehungsweise der amerikanischen Luftwaffe wahrgenommen.

Gleiches gilt für das Kommando über den E-3A-Verband in Geilenkirchen, hier befehligt stets ein Brigadegeneral.

Seit dem 29. Juli 2022 ist US-Generalmajor Thomas E. Kunkel Chef im Flottenkommando. Er löste den deutschen Generalmajor Jörg Wilhelm Lebert ab. Das Flottenkommando ist dem SACEUR (Supreme Allied Commander Europe/Oberkommandeur der NATO) direkt unterstellt.

Den E-3A-Verband führt jetzt der deutsche Brigadegeneral Stefan Werner Neumann. Er folgte auf Brigadegeneral Charles B. McDaniel, U.S. Air Force.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Der Saab r-TWR Digital Tower auf dem NATO-Fliegerhorst Geilenkirchen.
(Foto: Saab)

2. Das Personal im Tower in Geilenkirchen verfolgt den Flugverkehr jetzt aus einem Kontrollraum heraus. Zum Einsatz kommen neueste Flugsicherungstechnologien.
(Foto: Saab)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN