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Bonn/Wetzlar. Die Bundeswehr wird weitere 20.000 binokulare Nachtsichtbrillen des Typs Theon MIKRON erhalten. Möglich macht dies eine Finanzierung aus dem Sondervermögen „Bundeswehr“. Die dann insgesamt 25.000 Nachtsichtbrillen werden laut Vertragsergänzung nun beschleunigt von Mitte 2022 bis Ende 2024 ausgeliefert. Alle Teilstreitkräfte, die Streitkräftebasis, der Sanitätsdienst der Bundeswehr und die Kräfte des Cyber- und Informationsraums sollen mit den neuen Brillen ausgestattet werden – rund 50 Prozent des Lieferkontingents sollen auf das Deutsche Heer entfallen.

Den Vertrag unterzeichnete am 5. Juli in Bonn die internationale Rüstungsorganisation OCCAR (Organisation Conjointe de Coopération en matière d’Armement/Organisation for Joint Armament Cooperation/Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation) im Auftrag von Deutschland und Belgien (auch die belgischen Regierung wird ihre Streitkräfte mit den modernen Nachtsichtbrillen ausstatten). Auftraggeber auf deutscher Seite: das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw).

Vertragspartner der OCCAR ist ein Konsortium, bestehend aus den Unternehmen Hensoldt AG (Taufkirchen) beziehungsweise Hensoldt Optronics GmbH (Oberkochen) und Theon Sensors S.A. (Koropi, Griechenland). Hensoldt Optronics und Theon Sensors haben dazu Mitte Juni ein gemeinsames Unternehmen namens Hensoldt Theon NightVision GmbH gegründet, das seinen Sitz in Wetzlar hat.

Der Auftrag, den das neue Joint Venture ausführen soll, hat nach Auskunft von Hensoldt den „Wert eines mittleren dreistelligen Millionenbetrages“. Der jetzt unterzeichnete Ergänzungsvertrag umfasst verschiedene Weiterentwicklungen von MIKRON sowie Änderungen an der Systemkonfiguration als Ergebnis der Ende Februar 2022 erfolgreich bestandenen Operational-Testing- und Acceptance-Phase.

Zwei 16-mm-Restlichtverstärkerröhren plus integriertem Infrarotstrahler

Bei der Nachtsichtbrille Theon MIKRON handelt es sich um ein binokulares Nachtsichtgerät (BNVG) mit zwei 16-mm-Restlichtverstärkerröhren und integriertem Infrarotstrahler. (Anm.: Mit „binokular“ wird ein optisches Instrument bezeichnet, welches das Betrachten eines Gegenstandes über zwei getrennte Strahlengänge mit beiden Augen gleichzeitig ermöglicht; der Beobachter erhält durch dieses stereoskopische Sehen einen plastischen, dreidimensionalen Tiefeneindruck.)

Die Nachtsichtbrille Theon MIKRON kann vom Soldaten entweder am Helm oder mittels eines Kopfbandsystems getragen werden. Die beiden Monokulare können separat eingeklappt werden. MIKRON wird mit einer einzigen AA-Batterie betrieben, kann aber auch auf einen externen Akkupack zurückgreifen, wenn eine längere Betriebszeit erforderlich ist.

Die Auslieferung der verbesserten Theon MIKRON soll noch in diesem Monat beginnen. Die gesamte Produktion (29.550 Nachtsichtbrillen) wird dann voraussichtlich im dritten Quartal 2024 ausgeliefert sein.

Die Verbesserung der Nachtsichtfähigkeit ist für beide am Programm teilnehmenden Staaten – Deutschland und Belgien – von entscheidender Bedeutung für die Bereitstellung moderner Ausrüstung für ihre Luftlandekräfte sowie für die Fahrer von Militärfahrzeugen.

Erste 5000 Systeme vorgesehen für die „VJTF 2023“ der NATO

Bereits im vergangenen Jahr war der Ursprungsvertrag über die Lieferung von 5000 Nachtsichtbrillen zwischen OCCAR und dem Konsortium geschlossen worden. Die 5000 Nachtsichtbrillen waren vorgesehen für die Speerspitze der schnellen Eingreiftruppe der NATO, die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2023. Mittlerweile sind die ersten Systeme im Depot Pfungstadt eingetroffen.

Nach der Unterzeichnung des Ergänzungsvertrages in Bonn äußerten sich Vertreter der an dem Beschaffungsprojekt beteiligten Organisationen und Unternehmen. So sagte der zuständige Projektleiter im Koblenzer Beschaffungsamt, Dimitri Pfening: „Der Vertrag verbessert die Nachtsichtfähigkeit und gleichzeitig die materielle Einsatzbereitschaft in der Truppe. Durch die reibungslose Zusammenarbeit aller zuständigen Referate des BAAINBw mit dem Bundesministerium der Verteidigung, den Vertretern der Teilstreitkräfte und Organisationsbereichen haben wir gemeinsam eine verzugslose und zeitgerechte Zuarbeit bei der Erstellung der Vertragsunterlagen gewährleisten können.“

Matteo Bisceglia, Direktor OCCAR-EA, sprach mit Blick auf die zusätzliche Lieferung von 20.000 Nachtsichtbrillen an die Bundeswehr von einem „Erfolg des OCCAR-Programms“. (Anm.: OCCAR-EA = OCCAR Executive Administration; ausführender Organisationsbereich, der die Programme entsprechend der Entscheidungen der Aufsichtsorgane managt.)

Andreas Hülle, Leiter des Geschäftsbereichs „Optronics & Land Solutions“ und Geschäftsführer von Hensoldt Optronics, erinnerte daran: „Hensoldt und Theon haben bereits in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet.“ Der Krieg Russlands gegen die Ukraine zeige, wie wichtig vernetzte Hochleistungssensorik und optische Systeme für die zeitgemäße Ausrüstung der Streitkräfte seien.

Christian Hadjiminas, Vorstandsvorsitzender des griechischen Unternehmens Theon Sensors, erklärte nach der Vertragsunterzeichnung: „Diese neue große Vertragsänderung ist ein Höhepunkt der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Hensoldt und Theon, die Türen für Synergien und Kooperationen in anderen Bereichen innerhalb Europas öffnet.“ Dies stärke zudem „die Position der europäischen Industrie im weltweiten Kontext“.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Die Bundeswehr erhält weitere 20.000 binokulare Nachtsichtbrillen des Typs Theon MIKRON.
(Foto: Markus Mader/Bundeswehr)

2. Vertragsunterzeichnung bei der OCCAR in Bonn – von links: Christian Hadjiminas (CEO Theon Sensors), Matteo Bisceglia (Direktor OCCAR-EA) und Andreas Hülle (Geschäftsführer Hensoldt Optronics).
(Foto: Hensoldt AG)


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