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Niederstetten/Nörvenich/Holzdorf. Mehr als ein halbes Jahrhundert war das markante Geräusch des liebevoll „Teppichklopfer“ genannten Rettungshubschraubers Bell UH-1D der deutschen Streitkräfte am Himmel zu hören. Ab 1968 beschaffte die Bundeswehr nach und nach rund 350 UH-D1. Die Maschinen kamen beim Personentransport, bei der Bekämpfung von Waldbränden oder Hochwasser sowie im Such- und Rettungsdienst (SAR = Search and Rescue) zum Einsatz. Jahrelang durch unsere Luftwaffe betrieben, übernahm schließlich das Deutsche Heer im Rahmen eines „Fähigkeitstransfers Hubschrauber“ am 13. Dezember 2012 in Laupheim die Bell UH-1D und mit ihr den SAR-Dienst.

Als Nachfolgemodell für die „Huey“, so wurde der Hubschrauber auch genannt, war im Dezember 2018 die H145 LUH SAR (LUH = Light Utility Helicopter/Leichter Unterstützungshubschrauber) des Unternehmens Airbus Helicopters ausgewählt worden. Mittlerweile sind alle sieben bestellten SAR-Maschinen an das Heer übergeben worden. Auch die Schulung aller Piloten konnte bereits beendet werden.

Am 6. Juli 2020 war der erste Waffensystemwechsel von UH-1D auf H145 am baden-württembergischen SAR-Standort Niederstetten feierlich vollzogen worden (wir berichteten). Es folgte am 7. Dezember 2020 der Wechsel am zweiten SAR-Standort Nörvenich (Nordrhein-Westfalen). In Anwesenheit von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde schließlich am 12. April 2021 in Holzdorf (Brandenburg) das letzte der drei SAR-Kommandos auf den neuen hochmodernen „Huey“-Nachfolger von Airbus umgestellt. Die Ära der Bell UH-1D bei der Bundeswehr war damit vorbei …

Endgültige Zahlen voraussichtlich erst Ende kommenden Jahres

Vor Kurzem erkundigte sich der Bundestagsabgeordnete Janosch Dahmen (Bündnis 90/Die Grünen) nach dem Search-and-Rescue-Dienst der Bundeswehr. Er wollte wissen, bei wie vielen subsidiären (Anm.: unterstützenden) Rettungsdiensteinsätzen die SAR-Hubschrauber der Bundeswehr in den letzten fünf Jahren eingebunden waren und wie sich die Einsatzzahlen seit Einführung des neuen Hubschraubers H145 LUH SAR entwickelt haben.

Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, antwortete am 28. September dieses Jahres: „In den letzten fünf Jahren wurden mit Hubschraubern des Such- und Rettungsdienstes der Bundeswehr insgesamt 682 Einsätze im zivilen Rettungsdienst geleistet. Diese subsidiär durchgeführten Rettungseinsätze erfolgten auf Anfrage ziviler Stellen und auf Grundlage einer Eilbedürftigkeit im Sinne der ,Rettung von Leib und Leben‘. Eine statistische Aufschlüsselung der Einsatzzahlen im Bereich der dringenden Eilhilfe im Sinne der Fragestellung erfolgt dabei nicht.“

Weiter erklärte der Staatssekretär: „Der Waffensystemwechsel von Bell UH-1D auf das Nachfolgemuster H145 LUH SAR zur Erfüllung der Dauereinsatzaufgabe SAR (Land) wirkte sich im Betrieb der betroffenen drei SAR-Kommandos erst mit dem tatsächlichen Wechsel ab Juli 2020 aus und fand seinen Abschluss im April 2021. Etwaige Vergleichszahlen aus dem vollumfänglichen Betrieb des H145 LUH SAR werden daher erst Ende 2022 zur Verfügung stehen.“

Rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr bereits zur Unterstützung

Als Mitglied der Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO (International Civil Aviation Organization) hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, vermisste oder verunglückte Luftfahrzeuge über ihrem Hoheitsgebiet zu suchen und zu retten, was eigentlich Aufgabe des Bundesverkehrsministeriums wäre. Mangels eigener Luftfahrzeuge wird dies jedoch durch die Bundeswehr wahrgenommen, wobei das See- und Küstengebiet durch die Deutsche Marine überwacht wird.

Im Auftrag des Heeres betreibt das Transporthubschrauberregiment 30 die drei bereits erwähnten SARS-Kommandos in Niederstetten, Nörvenich und Holzdorf. Alarmiert werden alle Rettungshubschrauber der Bundeswehr durch das RCC (Rescue Coordination Center) in Münster, das auch mit zivilen Leitstellen verbunden ist.

Zusätzlich zum Such- und Rettungsdienst stehen die SAR-Hubschrauber auch rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr bereit, wenn zivile Rettungshubschrauber nicht verfügbar sind beziehungsweise die notwendige technische Ausrüstung – beispielsweise eine Rettungswinde – benötigt wird.


Zu unserem Bildmaterial:
1. Dynamische Vorführung mit dem SAR-Rettungshubschrauber Bell UH-1D beim Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten am 20. August 2018. An diesem Tag besuchte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen den Verband in Baden-Württemberg im Rahmen der „Sommerreise 2018“. Die Aufnahme eines „Verletzten“ mit der Rettungswinde vermittelte der Ministerin einen Eindruck von den Möglichkeiten der Rettungsflieger der Bundeswehr.
(Foto: Martin Stollberg/Bundeswehr)

2. Als Ersatz für die in die Jahre gekommene Bell UH-1D wurden bis Mitte April 2021 insgesamt sieben neue Hubschrauber des Typs Airbus H145 in der Konfiguration „LUH SAR“ in Dienst gestellt. Die H145 LUH SAR verfügen für die medizinische Versorgung unter anderem über einen Rüstsatz der Firma Air Ambulance Technology, der als Schnellwechselsatz ausgelegt ist. Hinzu kommen eine umfangreiche Such- und Ortungssensorik sowie eine Außenwinde. Ein achter Hubschrauber steht der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) in Manching zu Verfügung, kann jedoch auch für Zwecke der Heeresflieger eingesetzt werden.
(Foto: Michel Wagner/Wikipedia/Wikimedia Commons/unter Lizenz CC BY-SA 4.0 –
vollständiger Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)

Kleines Beitragsbild: Ein neuer SAR-Rettungshubschrauber H145 begleitet eine betagte Bell UH-1D bei ihrem Abschiedsflug.
(Foto: Peter Straub/Bundeswehr)


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