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Rostock. Das Marinekommando in Rostock hat am Dienstag dieser Woche (16. November) den 34. Jahresbericht „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland“ veröffentlicht. Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, Inspekteur Marine, schreibt in seinem Vorwort zu der rund 185 Seiten starken Publikation: „Die auf den folgenden Seiten abgebildeten Zahlen, Daten und Fakten verdeutlichen in Schrift und Bild, warum die See für unser aller Leben von entscheidender Bedeutung ist. Zudem werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Handel und Schifffahrt beschrieben. Dieser Bericht soll auch im Jahr 2021 wieder informieren, Zusammenhänge darstellen und so deutlich machen, warum unser Land nicht umhinkommt, seine maritimen Interessen zu schützen.“

Der Jahresbericht 2021 macht wie auch seine Vorgänger (siehe hier) an vielen Stellen mit Nachdruck deutlich, dass für Deutschland als Industrie- und Handelsnation die uneingeschränkte Nutzung der globalen Seewege von existenzieller Bedeutung ist und bleibt. Die Zuverlässigkeit des Imports von Rohstoffen und des Exports von Gütern garantiere, dass die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft „auch funktioniert“, heißt es an einer Stelle der Publikation.

Marineinspekteur Schönbach erinnert in seinem Vorwort zur Datenpräsentation unter anderem an die Havarie des mit rund 18.300 Containern beladenen Schiffsgiganten „Ever Given“ im März dieses Jahres im Suezkanal. Die „Ever Given“, ein 400 Meter langes und 59 Meter breites Containerschiff der Reederei Evergreen, war im Zuge eines Sandsturms bei starkem Wind manövrierunfähig geworden, vom Kurs abgekommen und im Kanal auf Grund gelaufen. Dadurch hatten sich sowohl nördlich als auch südlich des Suezkanals lange Staus von Frachtern gebildet. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete nach dem Unglück von mehr als 100 Schiffen, die den Kanal passieren wollten, aber nicht konnten.

Jederzeit gibt es Möglichkeiten einer gezielten Einflussnahme auf den Welthandel

Für Schönbach ist dieser teure Zwischenfall ein Paradebeispiel für die Anfälligkeit der freien Seewege, das die unmittelbaren globalen Folgen einer solchen Störung einmal mehr deutlich vor Augen geführt habe. „Ein einziges Schiff blockierte den Suezkanal für eine ganze Woche und verursacht für die Weltwirtschaft Kosten in Milliardenhöhe“, so der Inspekteur.

(Anm.: Während der Blockade des Suezkanals hatte die Kanalbehörde die „Ever Given“ beschlagnahmt und eine Entschädigung gefordert. Die Behörde wollte zunächst 916 Millionen US-Dollar für Bergung, Reparatur und Einnahmeausfälle haben, ging dann aber doch auf 550 Millionen Dollar herunter. Der japanische Schiffseigner Shoei Kisen Kaisha akzeptierte am Schluss offenbar diese immer noch horrende Summe. Allerdings wurden später Medienberichten zufolge auch die Kunden der Reederei Evergreen für die Unfallkosten zur Kasse gebeten. Offenbar hatte Shoei Kisen die Londoner Anwaltskanzlei Richards Hogg Lindley damit beauftragt, von den Importeuren der mehr als 18.000 Schiffscontainer entsprechende Sicherheitsleistungen einzufordern.)

Schönbach zieht aus der Havarie im Suezkanal seine Schlüsse und warnt: „Dieses Mal war es ein Unfall, aber die Möglichkeit für eine gezielte Einflussnahme auf den Welthandel besteht jederzeit.“ Sicherheit auf See sei daher für die Bevölkerung Deutschlands enorm wichtig. Der Chef der Teilstreitkraft: „Die Deutsche Marine leistet hier einen einzigartigen und unverzichtbaren Beitrag zur Freiheit der weltweiten Seefahrt und ist somit ein wesentlicher Garant unseres Wohlstandes sowie der sozialen Sicherheit.“

Wachsende Hegemonialmacht, die die internationale Ordnung unter Druck setzt

Den Jahresbericht 2021 stellte Konteradmiral Jürgen zur Mühlen am 16. November stellvertretend für den Inspekteur bei der Maritime Convention des Deutschen Maritimen Instituts vor. Die Veranstaltung (Thema: „China! Maritimer Treiber für Europa?“) fand, wie im Vorjahr, aufgrund der Corona-Pandemie virtuell statt. Zur Mühlen ist Abteilungsleiter „Operation“ des Marinekommandos. Zu seinem Unterstellungsbereich gehört auch die Marineschifffahrtleitung, die die Daten und Analysen auch des aktuellen Jahresberichts zusammengestellt hat.

In seinem Vortrag anlässlich der Maritime Convention ergänzte der Admiral die aktuelle sicherheitspolitische Sicht auf den Handelspartner China. Die Volksrepublik sei eben nicht nur ein strategischer Mitbewerber, sondern auch „eine wachsende Hegemonialmacht, die mit Stärke und Geld auch nach Europa drängt und die internationale Ordnung unter Druck setzt“.

Im Zusammenhang mit der China-Problematik äußerte sich zur Mühlen auch zum gegenwärtigen Indo-Pacific Deployment der Fregatte „Bayern“. Er sagte: „Ich habe den Eindruck, dass unser Engagement von unseren Wertepartnern sehr begrüßt wird und sich viele eine noch aktivere Rolle Deutschlands wünschen.“ Die „Bayern“ ist etwa ein halbes Jahr – von August 2021 bis Februar 2022 – im riesigen Seegebiet zwischen dem Horn von Afrika, Australien und Japan unterwegs. Die Mission des Schiffes lautet im Kern: Flagge zeigen! Unsere Marine demonstriere mit dem Indo-Pacific Deployment, dass sie für Deutschland ein verlässliches, weltweit einsetzbares politisches Instrument darstelle, sagte der Abteilungsleiter abschließend.

Wir haben den Jahresbericht 2021, den die Deutsche Marine in ihrem Onlineauftritt zum Download anbietet, für Sie auch in unserem Servicebereich „bundeswehr-journal (Bibliothek)“ beim Dienstleister Yumpu-Publishing eingestellt. Sie können hier in der Publikation blättern und sich gezielt einzelne Kapitel ansehen, ein Download der Datei oder ein Ausdruck einzelner Seiten ist aber bei uns nicht möglich. Über die ESC-Taste in Yumpu kommen Sie hierhin zurück. Zu den „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland 2021“:

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Auf unserem Symbolbild zum Beitrag „Jahresbericht maritime Abhängigkeit 2021“ ist die Fregatte „Bayern“ am 5. August 2021 auf ihrem Weg in den indo-pazifischen Raum zu sehen.
(Foto: Sascha Sent/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Das Symbolfoto zeigt die Fregatte „Baden-Württemberg“ während einer Erprobungsfahrt am 1. Juli 2016 im Skagerrak und ihr Zusammentreffen dabei mit den Fregatten „Brandenburg“ (links) und „Schleswig-Holstein“ (rechts).
(Foto: Carsten Vennemann/Bundeswehr)


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