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Dschibuti-Stadt (Republik Dschibuti). Am Freitag vor gut einer Woche (16. April) endete die Stationierung von Bundeswehrangehörigen in der Republik Dschibuti, einem kleinen ostafrikanischen Land an der Meerenge Bab el-Mandeb („Tor der Tränen“). Die permanente Entsendung von deutschen Soldaten am Horn von Afrika begann 2002 mit der Beteiligung an der Anti-Terror-Operation „Enduring Freedom“. Seit 2008 beteiligt sich die Deutsche Marine an der European Union Naval Force Somalia – Operation „Atalanta“. Die Beteiligung an der EU-Mission „Atalanta“ begann mit der Fregatte „Karlsruhe“ und endete nunmehr mit dem 32. Deutschen Einsatzkontingent in Dschibuti.

Nach dem Einholen der Bundesdienstflagge am Hangar auf der Base Aérienne, dem Stützpunkt der Seefernaufklärer P-3C Orion in Dschibuti, löste der Kontingentführer, Fregattenkapitän Michael Langhof, das letzte deutsche Einsatzkontingent am Horn von Afrika auf. Deutsche Verbindungsoffiziere sollen jedoch noch weiterhin im Hauptquartier der Operation in der Rota Naval Base in Spanien sowie im Hauptquartier Combined Maritime Forces (CMF) in Bahrain präsent sein.

Nach der Flaggenparade sagte Langhof: „Mit unserem dauerhaften Engagement haben wir einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Unterdrückung der Piraterie in dieser Region geleistet. Wir können daher mit gutem Gewissen die permanente Stationierung hier vor Ort beenden.“

Von der Fregatte „Karlsruhe“ bis zur Fregatte „Bayern“

Als 2008 der erste maritime Einsatzverband European Union Naval Force Somalia – Operation „Atalanta“ (EU NAVFOR) aufgestellt wurde, beteiligte sich Deutschland direkt an der Mission. Im Laufe der Jahre wurde diese Beteiligung immer wieder der Bedrohungslage durch Piraterie angepasst. Zunächst entsandte die Bundeswehr Schiffe und Seefernaufklärer P-3C Orion an das Horn von Afrika. Seit 2017 wurde ausschließlich auf die Fähigkeiten der Seefernaufklärer gesetzt.

Als erstes Schiff der Bundeswehr beteiligte sich im Dezember 2008 die Fregatte „Karlsruhe“ an EU NAVFOR. In den Jahren 2011, 2014 und 2016 übernahm Deutschland jeweils für vier Monate die Führung des maritimen Einsatzverbandes am Horn von Afrika. Insgesamt steuerte unsere Marine 34 Mal Schiffe und Boote als operativen Beitrag zur „Atalanta“-Mission bei. Die Fregatte „Bayern“ war das letzte deutsche Kriegsschiff, das mit der Führung des EU-Marineverbandes betraut war. Nachdem die „Bayern“ im Jahre 2016 den Einsatz EU NAVFOR beendete hatte, wurde kein deutsches Schiff mehr zum Piraten-Einsatz in den Gewässern vor Somalia entsandt.

Das „fliegende Auge“ in Dschibuti – 1000 Einsätze mit der P-3C Orion

In den vergangenen Jahren wurden die deutschen Seefernaufklärer P-3C Orion insgesamt 22 Mal in Dschibuti stationiert. Zum Beginn von Atalanta verblieb „Jester“ (so das Rufzeichen der P-3C am Horn von Afrika) bis zu einem Jahr durchgängig in Dschibuti. Im Zuge der Weiterentwicklung des deutschen Beitrages wurden daraus schließlich drei Monatstörns in den Zwischenmonsunzeiten. (Anm.: Der Monsun ist ein regelmäßig wehender Wind, der seine Richtung oft schlagartig ändert – meist geschieht diese Änderung in halbjährlichen Abständen. In diesen Monsunphasen lassen die Wetterbedingungen Piratenangriffe, bei denen in der Regel schnelle und kleine Holzboote genutzt werden, kaum zu: Hohe Wellen und starker Wind machen dann einen Angriff nahezu unmöglich.)

In der gesamten Zeit des Einsatzes absolvierten die deutschen Orion-Besatzungen im Rahmen von EU NAVFOR mehr als 8000 Flugstunden. Insgesamt führten die Frauen und Männer der Marineflieger aus Nordholz rund 1000 Einsatzflüge für die Operation der Europäischen Union durch.

Durch die Einheiten der EU-Operation wurden bis Anfang April 2021 insgesamt 258 Transporte des World Food Programme (WFP) sowie 561 Transporte der Afrikanischen Union in Somalia (African Union Mission in Somalia, AMISOM) geschützt. Darüber hinaus wurden 876 Transporte des WFP überwacht.

Seit April 2019 keine Piratenangriffe mehr in somalischen Gewässern

Im Zuge der Rückverlegung des deutschen Einsatzkontingents aus Dschibuti wurde bereits im Februar dieses Jahres erstes Großgerät mit dem Transportflugzeug A400M ausgeflogen. Danach wurde unter anderem durch die Spezialpioniere aus Husum das vor Ort befindliche Material hinsichtlich seiner Transportfähigkeit bewertet. Erst danach sollte sich entscheiden, auf welchem Weg – See oder Luft – man das Material nach Deutschland zurückbringen wollte. Insgesamt handelte es sich um ein Transportvolumen von etwa 50 handelsüblichen Seecontainern. Die Rückverlegung aus Dschibuti soll bis zum 31. Mai 2021 abgeschlossen sein.

Aktuell liegt die Gefährdungslage in den Gewässern am Horn von Afrika auf einem äußerst niedrigen Niveau, kein Schiff befindet sich in der Gewalt von somalischen Seeräubern. Das war nicht immer so. Zählte das Hauptquartier der EU NAVFOR zwischen 2008 und 2012 noch 571 Angriffe im Seegebiet, waren es zwischen 2013 und 2016 lediglich zehn, alle ohne Entführung. Im Jahr 2017 kam es zu sieben Angriffen, von denen zwei in Entführungen gipfelten. Im Jahr 2018 ereigneten sich lediglich drei Angriffe auf zivile Handelsschiffe.

Der letzte bestätigte Piraterie-Vorfall, bei dem drei Fischereischiffe betroffen waren, ereignete sich im April 2019. Sicherheitsteams konnte die Angriffe erfolgreich abwehren. Seitdem wurden in den Gewässern vor Somalia keine Vorkommnisse mehr, die der Piraterie zuzuordnen sind, verzeichnet.


Hintergrund                           

Die Republik Dschibuti in Ostafrika wurde 1977 von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich unabhängig. Das Land grenzt im Norden an Eritrea, im Westen und Süden an Äthiopien und im Südosten an Somalia sowie im Osten an den Golf von Aden und das Rote Meer. Dschibuti ist im internationalen Vergleich ein stark unterentwickeltes Land, die Arbeitslosenquote liegt Schätzungen zufolge bei mehr als 50 Prozent. Dennoch gilt Dschibuti in der Region als „politisch stabil“.

Dschibuti ist gemäß der Verfassung von 1992 eine Präsidialrepublik. Das Staatsoberhaupt des Landes ist der für sechs Jahre direkt vom Volk gewählte Staatspräsident (derzeit ist dies Ismail Omar Guelleh in fünfter Amtszeit, zuletzt am 9. April 2021 wiedergewählt). Es gibt ein Mehrparteiensystem.

Wegen der geostrategisch günstigen Lage haben mehrere Staaten Militärbasen im Land aufgebaut. In Dschibuti befindet sich der Hauptsitz der Intergovernmental Authority on Development (IGAD), einer regionalen Organisation zur Friedenssicherung und wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Ostafrika. Dschibuti ist unter anderem Mitglied der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga.

Die Bundeswehr ist seit Anfang 2002 im kleinsten Staat am Horn von Afrika vertreten. Eigens für die „Operation Enduring Freedom“ wurde damals eine Marinelogistikbasis in Dschibuti aufgebaut. Sie versorgte später die deutschen Einheiten, die dort im Rahmen der Anti-Terror-Mission operierten. Seit Beginn der Operation „Atalanta“ im Jahr 2008 hat die Bundeswehr – wie in unserem Beitrag bereits beschrieben – regelmäßig Personal und Material in die Region entsandt.

Dauerhaft ist in Dschibuti nun weiterhin ein „Support Element Atalanta“ (SEA) im Einsatz. Es dient Schiffen als logistischer Stützpunkt am Horn von Afrika und gewährleistet somit eine höhere Verweildauer im Einsatzgebiet. Stationiert ist das SEA auf dem französischen Militärflugplatz Base Aérienne.


Zu unserer Bildsequenz:
1. Die Besatzungen der deutschen P-3C Orion verbuchten bei der EU-Mission „Atalanta“ von Dschibuti aus mehr als 8000 Flugstunden. Insgesamt führten die Frauen und Männer der Marineflieger aus Nordholz rund 1000 Einsatzflüge für EU NAVFOR Somalia durch. Die Aufnahme vom 25. Mai 2019 zeigt einen Hauptbootsmann der Deutschen Marine an Bord der Orion beim sogenannten „Überwasseroperationsdienst“.
(Foto: PAO „Atalanta“/Bundeswehr)

2. Der Hintergrund des Lagebildes zeigt die Hamoudi-Moschee in Dschibuti-Stadt.
(Foto: nr; Infografik © Bundeswehr; grafische Bearbeitung: mediakompakt)

3. Mit dem Einholen der Bundesdienstflagge endete offiziell am 16. April 2021 die Entsendung des letzten Einsatzkontingents der Bundeswehr nach Dschibuti.
(Foto: Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: In den vergangenen Jahren war der Seefernaufklärer P-3C Orion der Deutschen Marine insgesamt 22 Mal in Dschibuti stationiert. Die Aufnahme vom 29. September 2018 zeigt die Maschine mit der Kennung „60+06“ auf der Base Aérienne.
(Foto: Carsten Vennemann/Bundeswehr)


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