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Berlin/Oberwesel. Mit dem Thema „Gleichstellung von Frauen mit Männern bei der Bundeswehr“ befasst sich die AfD in einer Kleinen Anfrage vom 8. April 2020. Dietmar Friedhoff, Christoph Neumann und Gerold Otten sowie weitere Abgeordnete der Bundestagsfraktion hatten die entsprechenden Fragen formuliert. Besonders in ihrer Vorbemerkung lässt sich ein gewisser chauvinistischer Unterton nicht ausblenden. Das „Ja, aber …“ der AfD zu Frauen in den Streitkräften liest sich etwa so: „Grundsätzlich befürwortet die AfD, dass Frauen der Zugang zum Militärdienst in allen Teilstreitkräften der Bundeswehr ermöglicht wird. Es existiert aber nach Ansicht der Fragesteller ein Widerspruch zwischen erwünschter Quote und tatsächlichen Bewerberzahlen sowie Anforderungen und körperlicher Leistungsfähigkeit.“

Die AfD-Parlamentarier berufen sich bei ihrer Argumentation auf eine medizinische Studie der Bundeswehr (ehemaliges Zentrales Institut des Sanitätsdienstes in Koblenz). In dieser 2015 unter anderem in der Fachzeitschrift Wehrmedizin und Wehrpharmazie veröffentlichten Arbeit von Oberstarzt Prof. Dr. Dr. Dieter Leyk, Sportwissenschaftler und Leiter des Instituts für Präventivmedizin der Bundeswehr, werden zunächst „mit Blick auf die im Soldatenberuf immanente ,Kraft-Last-Problematik‘ […] relevante Fakten zu körperlichen Voraussetzungen und Leistungsfähigkeit von Frauen, Verletzungs-/ Überlastungsrisiken sowie die beträchtlichen Kraftanforderungen unter militärtypischen Einsatzbedingungen (mit Schutzweste, Gefechtshelm und Zusatzlasten) und Standardaufgaben (Marschieren mit Last, Halte-/ Tragearbeit)“ zusammengetragen.

Die Fragesteller zitieren Leyk. Dieser habe in seiner Studie festgestellt, so die AfD-Politiker, dass weibliche Rekruten ihren untrainierten Kameraden zwar in jeder Disziplin des Basis-Fitness-Tests überlegen [seien] und sie sogar generell Vorteile gegenüber ihren Kameraden bezügliche ihres Gleichgewichtsvermögens sowie ihrer Geschicklichkeit hätten. Andererseits führten Körperbau und Körperzusammensetzung von Frauen aber dazu, dass sie erhebliche Nachteile bei hohen und andauernden körperlichen Beanspruchungen sowie eine deutlich höhere Verletzungsgefahr bei längeren Belastungen aufwiesen.

Ausbildung muss sich laut AfD an „Anforderungen des Kampfes ausrichten“

Die AfD-Bundestagsfraktion macht anschließend ihre Position zum Gleichstellungsgebot in den Streitkräften deutlich. Die Vorbemerkung schließt mit dem Hinweis: „Die Bundeswehr will Frauen nicht diskriminieren und eine ,frauenfreundliche Unternehmenskultur‘ pflegen. Gleichwohl geht bereits aus dem ,Gesetz zur Gleichstellung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr‘ – kurz SGleiG – hervor, dass sich eine Armee diesen Grundsatz nur auf Kosten der eigenen Kampfkraft und Funktionsfähigkeit leisten kann. Im § 3 Absatz 4 SGleiG heißt es folglich: ,Dieses Gesetz ist im Spannungs- und Verteidigungsfall nicht anwendbar‘, denn – so die Begründung – ,die Funktionsfähigkeit der Streitkräfte muss sichergestellt sein und darf durch die Anwendung des Gesetzes nicht beeinträchtigt werden. Deshalb ruht das Gesetz im Spannungs- und Verteidigungsfall, um die Auftragserfüllung durch die Streitkräfte nicht zu gefährden‘.“

Nach Ansicht der Fragesteller wird jedoch „in Friedenszeiten die Grundlage dafür gelegt, im Ernstfall bestehen zu können.“ Die friedensmäßige Ausbildung habe sich deshalb an den Anforderungen des Kampfes auszurichten, fordert die AfD. Wörtlich heißt es in der Kleinen Anfrage: „Durch eine Überbetonung von Gesichtspunkten wie Gleichstellung, Antidiskriminierung oder Diversity werden nach Ansicht der Fragesteller folglich Probleme für die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte geschaffen, die im Ernstfall nicht gelöst werden könnten.“ Ergo: Verwendungen bei der Bundeswehr für Frauen einschränken? …

Ministerium nennt Bewerberzahlen für die Jahre 2011 bis 2019

Gottlob ist die AfD nicht in der Regierungsverantwortung und Papier geduldig. Zumindest liefert uns die Antwort der Bundesregierung vom 7. Mai auf die Kleine Anfrage von Friedhoff, Neumann, Otten und Co. einige interessante Zahlen zum Komplex „Frauen in der Bundeswehr“.

So liegt der Anteil der weiblichen Bewerber im Bereich „Zeitsoldaten“ (Mannschaften/Unteroffiziere ohne Portepee/Feldwebel) in den Jahren 2011 bis 2019 im Vergleich zum Gesamtbewerberaufkommen zwischen 13 Prozent und 16 Prozent. Für den Bereich „Offiziere“ liegt der Frauenanteil in diesen Jahren zwischen 22 Prozent und 29 Prozent (Hinweis: siehe dazu auch unsere Infografik).

Für den Bereich der freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) liegen für 2011 und 2012 keine Daten vor. Folgende Zahlen kann das Verteidigungsministerium aber für die Folgejahre liefern:
Jahr 2013 > 18.500 Bewerbungen gesamt/1990 Frauen (11 Prozent an den Gesamtbewerbungen);
Jahr 2014 > 18.200 Bewerbungen gesamt/2320 Frauen (13 Prozent);
Jahr 2015 > 16.300 Bewerbungen gesamt/2330 Frauen (14 Prozent);
Jahr 2016 > 15.500 Bewerbungen gesamt/2580 Frauen (17 Prozent);
Jahr 2017 > 13.200 Bewerbungen gesamt/2440 Frauen (18 Prozent);
Jahr 2018 > 10.700 Bewerbungen gesamt/1940 Frauen (18 Prozent);
Jahr 2019 > 11.200 Bewerbungen gesamt/2080 Frauen (19Prozent).

In den Jahren 2011 bis einschließlich erstes Quartal 2020 traten den Erhebungen des Ministeriums zufolge durchschnittlich 22,8 Prozent der weiblichen Bewerber FWDL innerhalb der Probezeit wieder aus (Männer 21,5 Prozent). Bei den Soldatinnen im Status „Berufssoldat“ und „Zeitsoldat“ waren es im selben Jahreszeitraum durchschnittlich 17,1 Prozent (Männer 16 Prozent).

„Soldatinnen sind selbstverständlicher Teil der Einsatzrealität“

Auf die Frage der AfD-Abgeordneten, wie die Bundesregierung „den geringen prozentualen Anteil von Frauen in Auslandseinsätzen sowie bei Kampf- und Spezialtruppen erklären“ könne, antwortete die Regierung: „Soldatinnen sind selbstverständlicher Teil der Einsatzrealität und tragen die Einsatzbelastungen wie ihre Kameraden. Ihr Einsatz im Rahmen einer besonderen Verwendung im Ausland in allen Einsätzen und Missionen der Bundeswehr ist Normalität. Insbesondere ist das Geschlecht in keiner Hinsicht Auswahlkriterium für bestimmte Einsatzverwendungen.“

Aktuell betrage der Anteil der Soldatinnen an den Einsatzkontingenten der Bundeswehr 9,26 Prozent und liege damit nicht erheblich unter dem Anteil der Soldatinnen am Personalkörper der Bundeswehr insgesamt (derzeit 12,3 Prozent – 161.509 Soldaten, davon 22.658 Soldatinnen). Die Bundesregierung erklärte dazu: „Das Aufkommen an Bewerbungen für den Dienst als Soldatin oder Soldat bei der Bundeswehr zeigt, dass die Interessen bei den Verwendungen zwischen Frauen und Männern stark divergieren. Frauen streben in erster Linie Tätigkeiten im Sanitätsdienst, im Stabsdienst und im Versorgungsdienst an, während sich Männer bevorzugt für die Kampftruppe und technische Verwendungen interessieren und bewerben. So wurden beispielsweise im Zeitraum von 2015 bis 2018 Frauen für die Laufbahnen der Feldwebel, Fachunteroffizierinnen und Mannschaften insbesondere für die Verwendungen Stabsdienst, Nachschubdienst, Allgemeiner Sanitätsdienst, Rettungsdienst sowie Krankenpflege eingeplant. Das dargestellte Bewerbungsverhalten der Frauen beeinflusst maßgeblich den Anteil der Soldatinnen bei Kampf- und Spezialtruppen.“

Momentan hat die Bundeswehr 213 männliche und drei weibliche Generale

Mit Stand 31. März 2020 dienen in der Bundeswehr momentan 213 männliche und drei weibliche Generale (Dienstgradbezeichnungen der Marine und des Sanitätsdienstes entsprechend). In den Spitzendienstgraden darunter sieht es wie folgt aus:
Oberst (Dienstgradbezeichnungen Marine/Sanitätsdienst entsprechend) 1357 männlich und 32 weiblich;
Oberstleutnant (Dienstgradbezeichnungen Marine/Sanitätsdienst entsprechend) 8992 männlich und 552 weiblich;
Major (Dienstgradbezeichnungen Marine/Sanitätsdienst entsprechend) 2367 männlich und 1126 weiblich.

Die Bundesregierung führte hierzu weiter aus: „Ein Mangel an Aufstiegschancen für Soldatinnen bei der Bundeswehr besteht nicht. Der Anteil der Soldatinnen in der Bundeswehr ist in den letzten Jahren insgesamt beständig gestiegen. Damit einhergehend hat sich auch die Anzahl der Übernahmen von Soldatinnen in das Dienstverhältnis einer Berufssoldatin (BS) erhöht. Die Übernahme in das Dienstverhältnis BS ist für Soldatinnen und Soldaten regelmäßig Voraussetzung für eine Förderung in Spitzenverwendungen. Die Zahlen spiegeln dies wieder und belegen insgesamt, dass Soldatinnen, die erst nach Öffnung aller Laufbahnen für Frauen (im Jahr 2001) sukzessive in die Bundeswehr eingestellt werden konnten, unter Berücksichtigung der laufbahnrechtlichen Bestimmungen und Werdegangsentwicklung zunehmend in höher besoldete Verwendungen aufsteigen. Hier ist in den kommenden Jahren ein weiterer Anstieg zu erwarten.“

Ressortforschung führte zu ersten Anpassungen in der Grundausbildung Heer

„In der Bundeswehr kann anwendungsorientierte Ressortforschung maßgeblich dazu beitragen, die Gesundheit, Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit von Soldatinnen und Soldaten zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. Dabei könnte das [im Oktober 2017 aufgestellte] Institut für Präventivmedizin in dem Forschungskorridor ,Gesundheit, Leistung und Präventionsforschung in den Streitkräften‘ eine zentrale Rolle übernehmen“, schrieb Oberstarzt Leyk in 2015 in seiner jetzt auch von der AfD zitierten Studie. Die AfD-Bundestagsabgeordneten fragten nun bei der Bundesregierung nach, inwiefern die empfohlene „anwendungsorientierte Ressortforschung“ seit 2015 vorangetrieben worden und zu welchen Erkenntnissen man aus Sicht des Ministeriums gekommen sei. Die Fragesteller wollten zudem wissen, ob mittlerweile seit 2015 auch entsprechende Forschungserbnisse in die Grund- und Spezialausbildung von Frauen in der Bundeswehr eingeflossen sind.

Über erste Ergebnisse verschiedener Forschungsvorhaben zur Leistungs- und Gesundheitsförderung mit besonderem Blick auf geschlechterspezifische Differenzen schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort der AfD: „Die bereits gewonnenen Erkenntnisse fließen seit 2019 unter anderem in die systematische Anpassung der Allgemeinen Grundausbildung im Heer ein. Dazu wurde gemeinsam von Heer und dem Zentralen Sanitätsdienst der Bundeswehr das Projekt ,Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit vom ersten Tag an – Neustrukturierung der Grundausbildung im Heer‘ initiiert.“

Ziel der neuen Allgemeinen Grundausbildung im Heer sei es, nicht alle Bundeswehrangehörigen nach einem einheitlichen Programm, sondern die unterschiedliche Leistungsfähigkeit gezielt in Gruppen zu trainieren und anfangs weniger leistungsfähigen Rekruten in der Folge den Anschluss an die Fähigkeiten der leistungsstärkeren Ausbildungsteilnehmer zu ermöglichen. Durch schrittweise Steigerung des Trainingspensums werde die individuelle Leistungsfähigkeit erhöht und somit zugleich das Risiko von Verletzungen und/oder für den Abbruch der Ausbildung gesenkt. Neben Unterschieden des ursprünglichen Trainingszustands würden auch geschlechterspezifische Unterschiede der Leistungsfähigkeit berücksichtigt, so die Regierungsantwort (siehe auch unseren Beitrag vom August 2018).

Am Schluss teilte die Regierung mit: „Als eine Erkenntnis aus der Sonderforschung wird die Beschaffung einer neuen Handwaffe (Pistole) resultieren, mit der eine schnelle, sichere und präzisere Schussabgabe auch bei einer verminderten Handkraft ermöglicht wird. Unterschiede hinsichtlich der Handkraft sind in vielen Fällen geschlechterspezifisch.“

Von Sternchen, Gendergaps und Binnen-I

Zu guter Letzt noch einmal ein Hinweis in eigener Sache. Im September vergangenen Jahres veröffentlichte das vom Auswärtigen Amt geförderte Onlineprojekt „Alumniportal“ einen Artikel von Franziska Walser zum Thema „Gendern: Wie gerecht ist die deutsche Sprache?“ in dem es unter anderem heißt: „Die Linguistik ist eine Wissenschaft, die selten im Mittelpunkt steht. Doch seit einigen Jahren flammt in Deutschland immer wieder eine teils hitzige Diskussion darüber auf, wie die deutsche Sprache gerechter werden kann – und ob das überhaupt sein muss. Dabei geht es nicht nur um Befindlichkeiten, sondern auch um Sprachwissenschaft.“

Walser erklärt: „Hauptstreitpunkt im Ringen um ein gerechteres Deutsch ist der grammatikalische Plural. Ein Arzt und eine Ärztin sind als Einzelne völlig korrekt bezeichnet. Wenn aber 99 Ärztinnen und ein Arzt eine Gruppe bilden, werden sie gemeinsam zu ,die Ärzte‘. Der eine Mann übernimmt sozusagen grammatikalisch die Führung und entscheidet über die vielen Frauen. ,Generisches Maskulinum‘ heißt das in der Fachsprache – grammatikalisch eine abstrakte Mehrzahl, die Männer und Frauen umfasst. Warum entbrennt darüber ein Streit?“

Die Frauen wüssten doch, dass sie mitgemeint sind, wenn von Ärzten die Rede ist, sagen Sprachtraditionalisten. Die Sprachwissenschaftlerin Luise F. Pusch setzt dagegen: „Das generische Maskulinum macht Frauen besser unsichtbar als jede Burka.“ Was stimmt?

Vor allem in öffentlichen und politischen Institutionen, Behörden, Universitäten und vielen Unternehmen ist mittlerweile ein hartnäckiges, ja teilweise eiferndes „Gender-Bewusstsein“ an der Tagesordnung. Dazu Walser: „Für längere Texte hat sich in einigen Zusammenhängen das Gendersternchen zwischen Wortstamm und weiblicher Endung eingebürgert – also ,Programmierer*innen‘. Es soll so männliche und weibliche, aber auch weitere Geschlechtsidentitäten zum Ausdruck bringen.“

Aber das Sternchen hat Konkurrenz: Auch der als Unterstrich geschriebene „Gendergap“ (Büger_Innen) und das Binnen-I (BürgerInnen) werden als geschlechtergerechte Alternativen benutzt. Es geht aber auch so (Aufgabenstellung aus einem deutschsprachigen Schulbuch): „Arbeitet nun zu zweit – lest den rechts stehenden Text folgendermaßen: Eine/r ist Zuhörer/in, der/die andere ist Vorleser/in. Eine/r liest den Abschnitt vor, der/die Zuhörer/in fasst das Gehörte zusammen. Der/die Vorleser/in muss angeben, ob die Zusammenfassung richtig war. Wechselt euch nach jedem Textabschnitt in der Rolle ab.“ Alles klar?

Andere „Genderisten und _Innen“ schwören auf neutrale Partizipformen wie „Studierende“. Franziska Walser: „Wobei die Neutralität in der deutschen Sprache beim Artikel aufhört. Der Studierende oder die Studierende trennen klar in männlich und weiblich und lassen für ,divers‘ keinen Platz. Der neutrale Artikel ,es‘ – also ,das Studierende‘ wäre grammatikalisch möglich, aber weil ,es‘ vor allem für Dinge und Kinder benutzt wird, lehnen es viele ab. Eine besonders originelle Art, das zu umgehen, ist das Gender-x, das alle grammatikalischen Geschlechtszuordnungen ausmerzt: Dex gutx Studierx.“

Hilfestellung für den Gender-Kreuzzug geben wollen zahlreiche Berufene. So hat die Pädagogin Johanna Usinger einen Ratgeber „Geschickt gendern – das Genderwörterbuch“ veröffentlicht, der verbale Hürden überwinden helfen will. Wenn es da mal nicht zu Stürzen und Verrenkungen kommt. So empfiehlt die Autorin beispielsweise für den Begriff „Abenteurer“ die gendergerechte Alternativen „Waghals“ oder „Abenteuermensch“. Unter „Agent“ finden wir die Alternative „auskundschaftende Person“. Unter „Aktionär“ die „Person mit Aktienbesitz“. Unter „Amtsinhaber“ die das „Amt innehabende Person“. Und aus dem „Ampelmännchen“ sollte/könnte/müsste laut Usinger „Ampelfiguren“ oder „Ampelfigürchen“ werden, auch „Ampelmenschlein“ wäre eine gendergerechte Alternative (und Brüller des Tages). Ach ja: aus dem „Soldat“ würde der linguistische Affentanz ein „Mitglied der Streitkräfte eines Landes“ machen.

Ein Aufruf des Vereins Deutsche Sprache

Schluss mit Gender-Unfug! Der gemeinnützige Verein Deutsche Sprache tritt generell dafür ein, dass Deutsch nicht zu einem Feierabenddialekt verkommt, sondern als Sprache von Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft erhalten bleibt. Im März 2019 veröffentlichte die Interessengemeinschaft folgenden Aufruf, der ein bundesweites Echo auslöste:

Aus Sorge um die zunehmenden, durch das Bestreben nach mehr Geschlechtergerechtigkeit motivierten zerstörerischen Eingriffe in die deutsche Sprache wenden sich Monika Maron (Anm.: Schriftstellerin), Wolf Schneider (Anm.: Träger des Medienpreises für Sprachkultur und Deutschlands bekanntester Journalistenausbilder), Walter Krämer (Anm.: Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache) und Josef Kraus (Anm.: langjähriger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes) mit diesem Aufruf an die Öffentlichkeit: Ein Aufruf zum Widerstand!

Die sogenannte gendergerechte Sprache beruht erstens auf einem Generalirrtum, erzeugt zweitens eine Fülle lächerlicher Sprachgebilde und ist drittens konsequent gar nicht durchzuhalten. Und viertens ist sie auch kein Beitrag zur Besserstellung der Frau in der Gesellschaft.

Der Generalirrtum: Zwischen dem natürlichen und dem grammatischen Geschlecht bestehe ein fester Zusammenhang. Er besteht absolut nicht. Der Löwe, die Giraffe, das Pferd. Und keinen stört es, dass alles Weibliche sich seit 1000 Jahren von dem Wort „das Weib“ ableitet.

Die lächerlichen Sprachgebilde: Die Radfahrenden, die Fahrzeugführenden sind schon in die Straßenverkehrsordnung vorgedrungen, die Studierenden haben die Universitäten erobert, die Arbeitnehmenden viele Betriebe. Der Große Duden treibt die Gendergerechtigkeit inzwischen so weit, dass er Luftpiratinnen als eigenes Stichwort verzeichnet und Idiotinnen auch. Und dazu kommt in jüngster Zeit als weitere Verrenkung noch der seltsame Gender-Stern.

Nicht durchzuhalten: Wie kommt der Bürgermeister dazu, sich bei den Wählerinnen und Wählern zu bedanken – ohne einzusehen, dass er sich natürlich „Bürgerinnen- und Bürgermeister“ nennen müsste? Wie lange können wir noch auf ein Einwohnerinnen- und Einwohnermeldeamt verzichten? Wie ertragen wir es, in der Fernsehwerbung täglich dutzendfach zu hören, wir sollten uns über Risiken und Nebenwirkungen bei unserem Arzt oder Apotheker informieren? Warum fehlt im Duden das Stichwort „Christinnentum“ – da er doch die Christin vom Christen unterscheidet?

Und dann tragen solche Verzerrungen der Sprache nicht einmal dazu bei, den Frauen zu mehr Rechten zu verhelfen. Auch im Grundgesetz gibt es dafür kein Indiz: In 13 Artikeln spricht es 20mal vom Bundeskanzler, zusätzlich auch vom „Gewählten“ und vom „Vorgeschlagenen“. Den mehrfachen Aufstieg von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin hat dies nicht behindert, und eine mögliche neue Bundeskanzlerin fühlt sich inmitten dieses Missstands offensichtlich ziemlich wohl.

Also appellieren wir an Politiker, Behörden, Firmen, Gewerkschaften, Betriebsräte und Journalisten: Setzt die deutsche Sprache gegen diesen Gender-Unfug wieder durch!

Lesefreundliche Sprache ohne Gender-Zwang

Das bundeswehr-journal hat den Aufruf des Vereins Deutsche Sprache mitunterzeichnet. Bei uns gab es bislang und wird es auch in Zukunft lesefreundliche Sprache geben, die unmissverständlich transportiert, was gemeint ist. Wenn wir schreiben „die Soldaten der Bundeswehr“, dann sind natürlich neben den Männern auch alle anderen Angehörigen der Streitkräfte gemeint: Frauen und Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.

Was wir keinesfalls wollen, sind denkbare Gender-Sprachkonstrukte wie: „Die Karrieremöglichkeiten für Männer und Frauen bei der Bundeswehr sind vielfältig. Sie dienen gleichgestellt als Boots- oder Panzerkommandant*in, als Arzt/Ärztin oder als Informationstechnik-Spezialist*in im Inland wie auch in den Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen der Bundeswehr. […] Neben der Möglichkeit, in der Truppe vom/von der Mannschaftssoldat*in bis in die höchsten Generalsränge aufzusteigen, bietet auch der zivile Bereich zahlreiche Berufs- und Aufstiegschancen. Angestellte und Beamte*innen in der Bundeswehr arbeiten als Sachbearbeiter*innen in verschiedenen Bereichen bei der Truppe oder in der Wehrverwaltung, aber auch als Ingenieur*innen für Wehrtechnik, als Biologe*innen und Geologe*innen …“ In diesem Sinne: Bei uns auch weiterhin guter Journalismus ohne Gender-Unfug!


Zu unserem Bildmaterial:
1. Wachhabender Offizier bei einer Manöverplanung auf der Brücke des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“. Die Aufnahme stammt vom 7. März 2016, zu diesem Zeitpunkt war die „Bonn“ das Führungsschiff der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) im Rahmen der Seeraumüberwachung in der Ägäis.
(Foto: Tom Twardy/Bundeswehr)

2. Unsere Infografik stellt die Entwicklung von Bewerberzahlen in den Jahren 2011 bis 2019 dar. Das Hintergrundbild entstand am 12. November 2019 beim Öffentlichen Gelöbnis vor dem Reichstag in Berlin.
(Foto: Torsten Kraatz/Bundeswehr; Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 05.20)

Unser Großbild auf der START-Seite zeigt Angehörige des Wachbataillons der Bundeswehr am 4. August 2016 bei der Vereidigung von Offiziersanwärtern an der Marineschule Mürwik.
(Foto: Björn Wilke/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: 20. Juli 2017 – rund 400 Rekruten der Bundeswehr legen beim Feierlichen Appell auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin ihr Gelöbnis ab
(Foto: Sebastian Wilke/Bundeswehr)


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