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Neuburg an der Donau. Generalinspekteur Eberhard Zorn besuchte vor wenigen Tagen zahlreiche Standorte der Bundeswehr, darunter auch das Taktische Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau. Dort gab er der Augsburger Allgemeinen ein längeres Interview mit dem Schwerpunkt „Zustand der deutschen Streitkräfte“. Zorns Fazit fiel gemischt aus. So räumte er ein: „Wir haben uns in den vergangenen 20 Jahren regelrecht kaputtgespart.“ Beim Personal allerdings sei er guter Dinge, man habe steigende Bewerberzahlen.

Kritische Worte fand der Generalinspekteur beim Themenkomplex „Beschaffung von Ausrüstung und Material“. Zorn fordert eine Reform des Beschaffungswesens und erklärte: „Wir müssen uns Dinge, die handelsüblich zu kaufen sind, schneller und unkomplizierter beschaffen und nicht für jeden Bergstiefel, jede Uniformjacke und jedes Päckchen Verbandsmaterial gleich eine große Ausschreibung starten.“ Gleiches gelte prinzipiell auch für größere Waffensysteme. Nicht jeder Hubschrauber und jedes Kampfflugzeug sollte neu entwickelt werden müssen. Vielmehr sollte sich die Bundeswehr bei Großprojekten häufiger auch für Modelle entscheiden können, die in befreundeten Ländern wie Kanada oder den USA bereits eine Zulassung hätten. Der General: „So sparen wir wertvolle Zeit bei der Ausrüstung der Truppe – wir haben das erkannt, aber wir sind da noch nicht schnell genug.“

Zorn betonte, dass die Probleme der Bundeswehr hausgemacht seien. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren regelrecht kaputtgespart“, so der unmittelbare Vorgesetzte aller Soldaten. Am Geld liege es inzwischen nicht mehr, das habe man, weil der Etat der Bundeswehr in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sei. Den größten Handlungsbedarf sehe er momentan darin, die „Ausrüstung flächendeckend zu modernisieren und auch in der Bevorratung mit Ersatzteilen besser zu werden“.

Entspannte Personalsituation mit steigenden Bewerberzahlen

Zur Personalsituation bei den Teilstreitkräften und in den Organisationsbereichen der Bundeswehr berichtete der Generalinspekteur der Augsburger Allgemeinen: „Beim Personal bin ich guter Dinge. Die Bundeswehr wächst personell jedes Jahr. Das heißt, wir bekommen immer mehr Dienstposten hinzu, für die wir neues Personal einstellen. Zurzeit sind rund 39.000 Neueinstellungen in der Ausbildung und kommen in den nächsten Jahren auf ihre Posten.“

Er freue sich über die Tatsache, dass die Truppe jetzt mit steigenden Bewerberzahlen aufwarten könne, sagte Zorn weiter. Bei Offizieren und Feldwebeln können man sich „aus vier Bewerbern einen aussuchen“. Für die heutigen Verhältnisse am Arbeitsmarkt sei dies ein sehr guter Wert. „Und der formale Bildungsstand der Bewerber ist durch die Bank hoch. Offiziere müssen ohnehin die Hochschulreife haben, aber auch ein Drittel der Bewerber für die Feldwebellaufbahn hat Abitur, der Rest hat die Mittlere Reife.“

Erfreulich sei auch die Entwicklung im IT-Bereich. Für Bewerbungen aus der IT-Branche sei die Bundeswehr deutlich attraktiver als noch vor einigen Jahren, erklärte der Generalinspekteur. Seine Begründung: „Wir werben gezielt im Umfeld unserer IT-Bataillone um Fachkräfte mit entsprechenden Kenntnissen, also um Informatiker oder Systemadministratoren aus der jeweiligen Region. Teilweise haben wir dort schon 90 Prozent der Stellen besetzt. Bis vor zwei Jahren hatten wir hier Besetzungsquoten um die 40 Prozent.“


Die Aufnahme zeigt General Eberhard Zorn (rechts) gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am 20. Juli 2019 beim Feierlichen Gelöbnis auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin.
(Foto: Christian Vierfuss/Bundeswehr)


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