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Berlin/Lübtheen/Holzdorf/Faßberg. Dem FDP-Bundestagsabgeordneten Otto Fricke, Mitglied des Haushaltsausschusses des Bundestages, verdanken wir die neuesten Bestandszahlen zum Hubschrauber CH-53 der Bundeswehr. Der Politiker wollte von der Bundesregierung wissen, über wie viele Drehflügler des Typs CH-53 die deutsche Luftwaffe aktuell verfügt und wie viele einsatzbereit sind. Fricke erkundigte sich auch nach der Nutzung des CH-53 im Katastrophenfall – etwa im Rahmen der Amtshilfe zur Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden. Der CH-53 ist in Deutschland der einzige Schwerlast-Helikopter, der mit einem 5000-Liter-Außenlastbehälter zur Brandbekämpfung ausgerüstet werden kann.

Wie der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Peter Tauber am 3. Juli mitteilte, hat die Bundeswehr beziehungsweise die Luftwaffe „im Monatsmittel Mai 2019“ einen Gesamtbestand von 71 Hubschraubern CH-53. Nach Abzug der Maschinen für die Erprobung und derjenigen Hubschrauber, die momentan industrielle Instandhaltungsmaßnahmen durchlaufen, stehen der Luftwaffe „im Mittel über 48,5 Hubschrauber“ zur Verfügung. Hiervon waren laut Tauber „im Monatsmittel [Mai 2019] 21,8 Hubschrauber einsatzbereit“.

Seit rund 47 Jahren bei der Bundeswehr in der Nutzung

Der Hubschrauber war Anfang der 1960er-Jahre von dem US-Unternehmen Sikorsky Aircraft Corporation (Sitz: Stratford im US-Bundesstaat Connecticut) als schneller, allwetterflugtauglicher und schwerer Transporthubschrauber für das U.S. Marine Corps entwickelt worden. Der Erstflug des Prototyps Sikorsky S-65 hatte am 14. Oktober 1964 stattgefunden.

Die ursprünglich in die Bundeswehr eingeführte Variante hat die Typenbezeichnung CH-53G („G“ für Germany) und wird auch als „Mittlerer Transporthubschrauber“ (MTH) bezeichnet. Bis auf die ersten beiden Luftfahrzeuge wurden alle Hubschrauber in Deutschland dann in Lizenz gebaut. Vor 47 Jahren, am 26. Juli 1972, erfolgte die offizielle Übergabe des Waffensystems an das deutsche Heer. Insgesamt wurden 112 Hubschrauber beschafft.

Waffensystem wird ständig angepasst und weiterentwickelt

Die Geschichte des CH-53 in der Bundeswehr ist gekennzeichnet von ständigen Anpassungen und Weiterentwicklungen. So wurden bis zum Jahr 2002 unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus den ersten Auslandseinsätzen der Bundeswehr 20 Luftfahrzeuge von der Variante CH-53G mit IFR-Ausrüstung für den Instrumentenflug zur Variante CH-53GS weiterentwickelt (CH-53GS: geschützter Hubschrauber, mit IFR-Ausstattung, Außenzusatztanks zur Reichweitenerhöhung, kompatible Beleuchtung zum Nachttiefflug mit Bildverstärker-Brille und EK-Selbstschutzausstattung; zusätzlich kann der CH-53GS mit ballistischem Teilschutz, Triebwerkstaubabscheider sowie Selbstschutz-Bewaffnung ausgerüstet werden).

Daneben gibt es die Variante CH-53GE (CH-53GE: geschützter Hubschrauber – gleicht in seiner Ausstattung der CH-53 GS, nutzt jedoch zur Reichweitenerhöhung Innenzusatztanks).

Im Zeitraum 2006 bis 2015 wurde mit dem Projekt „Produktverbesserung CH-53G“ und der daraus resultierenden neuen Variante CH-53GA ein weiterer Schritt unternommen, um das Waffensystem für unterschiedliche nationale und internationale Missionsprofile anzupassen. 40 Luftfahrzeuge wurden auf CH-53GA umgerüstet (CH-53GA: produktverbesserter Hubschrauber, mit verbesserten Fähigkeiten in der Navigation und Kommunikation sowie beim Selbstschutz).

Hubschraubertausch zwischen Heer und Luftwaffe

Seit Jahresbeginn 2013 fliegen die deutschen CH-53 nicht mehr mit der Kennung „Heer“, sondern unterstehen der Luftwaffe. Verantwortlich dafür sind die damaligen Inspekteure Werner Freers (Heer) und Aarne Kreuzinger-Janik (Luftwaffe). Sie hatten im Zuge der Strukturreform der Bundeswehr im Sommer 2010 miteinander auch einen „Fähigkeitstransfer Hubschrauber“ vereinbart. Der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière stimmte dem Vorhaben zu.

Das Heer erhielt mit Wirkung zum 1. Januar 2013 den leichten Mehrzweckhubschrauber Bell UH-1D und den bislang in der Luftwaffe vorhandenen Anteil des leichten Transporthubschraubers NH90. Die Luftwaffe übernahm im Gegenzug die Verantwortung für den mittleren Transporthubschrauber CH-53 von den Heeresfliegern. Der Appell anlässlich des „Fähigkeitstransfers Hubschrauber“ wurde am 13. Dezember 2012 in Laupheim durchgeführt.

Die CH-53-Flotte unserer Luftwaffe soll bis Ende des kommenden Jahrzehnts vollständig durch den noch zu beschaffenden „Schweren Transporthubschrauber“ (STH) ersetzt werden.

Großfeuer auf dem früheren Truppenübungsplatz Lübtheen

Bis dahin kann auch noch die zweite Detailfrage des Bundestagsabgeordneten Fricke beantwortet werden. Mit einem „Ja“. Die CH-53 kann und wird immer noch zur Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden eingesetzt. So geschehen jetzt erst im Juli bei einem riesigen Feuer auf dem mit Munition verseuchten früheren Truppenübungsplatz bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern.

Das Großfeuer war am 30. Juni, einem Sonntag, an drei Stellen gleichzeitig ausgebrochen. Immer wieder entfachte böiger Wind den Brand in den ausgetrockneten Kiefernwäldern neu. Es bestand akute Explosionsgefahr, denn das Erdreich des früheren Militärgeländes ist nach Angaben von Fachleuten massiv mit Blindgängern und Munitionsresten belastet. Testgrabungen aus den vergangenen Jahren ergaben teils Mengen von bis zu 45 Tonnen an explosivem Material je Hektar.

Auf dem Gelände sollen nicht nur Munition und Granaten von Manövern aus mehreren Jahrzehnten Nutzung durch NVA und Bundeswehr liegen, sondern auch große Mengen an Sprengmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Der Schießplatz bei Lübtheen mit einer gesamten Fläche von rund 6200 Hektar wurde von 1936 bis 2013 militärisch genutzt. Der Standortübungsplatz wurde 2015 endgültig geschlossen, das Gelände ist für die Öffentlichkeit gesperrt.

Erst CH-53 aus Holzdorf, danach NH90 aus Faßberg im Löscheinsatz

Seit dem 1. Juli unterstützte die Bundeswehr hier mit zahlreichen Räum- und Bergepanzern die Kräfte in der Brandzone. Das Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf hatte zunächst zwei Hubschrauber CH-53 als Unterstützung der Löscheinsätze in den Landkreis Lübtheen entsandt. Am 2. Juli verstärkte ein dritter CH-53 die Löscharbeiten aus der Luft. Der leistungsstarke Helikopter kann mit einem Außenbehälter zur Waldbrandbekämpfung – „Smokey“ genannt – bis zu 5000 Liter Wasser auf einmal ablassen.

Am 3. Juli wurden die drei CH-53 von vier NH90 des Transporthubschrauberregiments 10 aus Faßberg abgelöst (die Maschinen der Heeresflieger können mit jeweils rund 1000 Liter allerdings deutlich weniger Löschwasser abwerfen als die CH-53). Am 7. Juli erklärte die Einsatzleitung, dass man den Kampf gegen das Feuer gewonnen und sich die Lage entspannt habe. Nicht zuletzt dank der Hilfe der Hubschrauberbesatzungen der Bundeswehr …

Nach Aussagen des SPD-Politikers Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, hatte es sich bei dem Feuer knapp 50 Kilometer südwestlich von Schwerin „um den größten Waldbrand in der Geschichte des Landes“ gehandelt.


Unsere Infografik zeigt die aktuellen Bestandszahlen zum Transporthubschrauber CH-53, entsprechend den Angaben von Staatssekretär Peter Tauber vom 3. Juli 2019. Das Hintergrundbild zeigt einen CH-53GS am 26. Februar 2018 über dem Truppenübungsplatz Oberlausitz – dort fand die Übung „Heli Dust“ statt.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr; Infografik © Christian Dewitz/mediakompakt 07.19)

Kleines Beitragsbild: CH-53 mit „Smokey“-Außenlastbehälter für Löscheinsätze. Die Aufnahme entstand am 9. Juni 2018 in Holzdorf beim „Tag der Bundeswehr“.
(Foto: Johannes Heyn/Bundeswehr)


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