menu +

Nachrichten


Sanitz/Cammin-Prangendorf. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sorgt sich um die Akzeptanz der deutschen Streitkräfte innerhalb der Gesellschaft. Denn mit Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht im Jahr 2011 habe die Truppe insgesamt an gesellschaftlicher Bindung eingebüßt, so seine Begründung. Partnerschaften zwischen Bundeswehreinheiten mit Gemeinden in der Umgebung könnten nach Steinmeiers Ansicht allerdings ein Weg sein, dies zu ändern. Das Staatsoberhaupt äußerte diese Gedanken bei seinem Truppenbesuch am gestrigen Dienstag (27. August) bei der Flugabwehrraketengruppe 21.

Die heutige Flugabwehrraketengruppe 21 war am 30. Juni 2004 im Rahmen eines feierlichen Appells als erster Patriot-Verband in den neuen Bundesländern aufgestellt worden. Heute verteilt sich der Verband auf zwei Standorte: zum einen auf Sanitz mit seiner Siebenbuche-Kaserne, zum anderen auf den Camminer Ortsteil Prangendorf mit der Graf-Yorck-Kaserne. Sanitz und Prangendorf liegen beide im Landkreis Rostock in Mecklenburg Vorpommern.

Steinmeier war mit einem Hubschrauber der Flugbereitschaft BMVg von Berlin kommend am Dienstagvormittag in der Friedensausbildungsstellung Gubkow nahe Sanitz gelandet. Dort wurde er vom Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, begrüßt.

Desinteresse weiter Bevölkerungskreise an Auslandseinsätzen der Bundeswehr

Während seines Besuchs in der Ausbildungsstellung, bei dem er auch zahlreiche Gespräche mit Luftwaffenangehörigen führte, erinnerte Steinmeier an die Zeiten der Wehrpflicht. Damals sei die Armee wie selbstverständlich ein Teil der Gesellschaft gewesen. Heute müsse „Bundeswehr immer wieder erklärt“ werden. Deshalb sei es auch so wichtig, dass Jugendoffiziere in den Schulen ein realistisches Bild der Streitkräfte vermittelten. Der Bundespräsident betonte: „Gesellschaftlicher Halt ist wichtig, damit sich die Soldaten wertgeschätzt fühlen.“

Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete, beklagten zahlreiche Soldaten beim Besuch Steinmeiers das Desinteresse großer Teile der Bevölkerung an den Auslandsmissionen der Bundeswehr. Eine Wertschätzung erfahre die Truppe häufig nur dann, wenn Soldaten beispielsweise bei Hochwasser im Einsatz seien. Allgemein gebe es wenig Verständnis für die Aufgaben der Bundeswehr. Die Soldaten forderten deshalb von der Politik, die Zusammenhänge besser zu erklären.

Betagte Waffensysteme am Rande ihres Leistungsvermögens

Ein weiterer breiter Themenkomplex beim Besuch Steinmeiers war das große Aufgabenpaket der FlaRak-Einheiten, ihre Ausrüstung sowie aktuelle Beschaffungsvorhaben für die Teilstreitkraft Luftwaffe insgesamt. Generalleutnant Gerhartz informierte seinen Gast darüber, dass kein Luftwaffenverband in den vergangenen Jahren so viele Einsatztage hatte, wie die Flugabwehrraketengruppe 21. Ständig sei der Verband bei Übungen gefordert, 2018 sogar als Leitverband für die NATO-Großübung „Trident Juncture“ in Norwegen.

Der Inspekteur machte den Bundespräsidenten auch darauf aufmerksam, dass es mittlerweile kaum noch einen Einsatz ohne Luftwaffenbeteiligung gebe. „Selbst Land- und Seestreitkräfte hängen maßgeblich von der Kontrolle des Luft- und Weltraums ab“, so Gerhartz. Er warnte zugleich: „Die Einsätze im In- und Ausland fordern uns nicht nur personell, sondern bringen unsere zum Teil betagten Waffensysteme an den Rand des technischen und logistischen Leistungsvermögens.“

Bei Neubeschaffung und Modernisierung seien bereits erste große Fortschritte zu verzeichnen, lobte der Inspekteur abschließend und verwies auf das Transportflugzeug A400M. Aber, so der General weiter: „Einsatzfähigkeit und Stärke brauchen nachhaltiges politisches Engagement und Investitionen.“ Dies gelte beispielsweise für den Tornado-Nachfolger, den Nachfolger des Transporthubschraubers CH-53, das veraltete Leichte Flugabwehrsystem Ozelot oder das Großprojekt Taktisches Luftverteidigungssystem (TLVS).


Das Bild zeigt Frank-Walter Steinmeier am 27. August 2019 bei der Flugabwehrraketengruppe 21 in der Friedensausbildungsstellung Gubkow. Der Bundespräsident führte an diesem Tag auch zahlreiche persönliche Gespräche mit Angehörigen des Verbandes.
(Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr)

Kleines Beitragsbild: Bundespräsident Steinmeier schreitet die Ehrenformation in der Stellung Gubkow ab, an seiner Seite Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz.
(Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr)


Kommentieren

Bitte beantworten Sie die Frage. Dies ist ein Schutz der Seite vor ungewollten Spam-Beiträgen. Vielen Dank *

OBEN