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Berlin/Koblenz/München. Am 26. Juni hat der Haushaltsausschuss des Bundestages in seiner 40. Sitzung die Freigabe für das Leistungspaket „System Panzergrenadier“ erteilt. Mit dem System sollen die deutschen Kräfte ausgerüstet werden, die im Jahr 2023 im Rahmen der NATO-Verpflichtung „Very High Readiness Joint Task Force“ (VJTF 2023) die Schnelle Eingreiftruppe des Bündnisses anführen werden. Die für die Beschaffung erforderlichen Verträge wurden inzwischen unterzeichnet. Der Technologiekonzern Rohde & Schwarz, der seinen Firmensitz in München hat, ist demnach verantwortlich für die interoperable Verbindung zwischen Schützenpanzer Puma und modularer Kampfausstattung „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES). Die durchgehende digitale Führungsfunkanbindung „auf der ersten Meile“ will Rohde & Schwarz mit seiner offenen SDR-Technologie (SDR = Software Defined Radio) sicherstellen. Die Systemlösung trägt den Namen „Soveron“ …

Bei der Ausstattung der Bundeswehr-Anteile für die VJTF 2023 – auch als Beschaffungsprojekt „System Panzergrenadier VJTF 2023“ bezeichnet – fungiert Rohde & Schwarz als Unterauftragnehmer der Rheinmetall Electronics GmbH (siehe auch hier). Mit den modernen taktischen SDRs werden sowohl die Schützenpanzer Puma als auch die IdZ-ES ausgestattet. Neben den passenden Wellenformen und der Integration liefert Rohde & Schwarz auch Trainings- und Serviceleistungen.

Realisiert wird der Auftrag für die Bundeswehr durch das ganzheitliche „Soveron“-System. Die Software Defined Radios von Rohde & Schwarz (Unternehmensbezeichnung „SOVERON®-Familie“), sind insbesondere für taktische Kommunikationsszenarien ausgelegt. Dazu Hartmut Jäschke, im Münchner Konzern Leiter „Marktsegmente Sichere Funkkommunikationssysteme Vertrieb und Projekte“: „Dieser Auftrag ist der vorläufige Höhepunkt, nachdem wir uns mit unserer Systemlösung in herausfordernden Erprobungen und Vergleichstests der Bundeswehr 2018 in Munster gegen internationale Wettbewerber durchsetzen konnten.“

Entwicklungstechnisch hervorgegangen ist „Soveron“ aus dem nationalen Beschaffungsprogramm „Streitkräftegemeinsame, verbundfähige Funkgeräte-Ausstattung“, besser bekannt unter dem Bundeswehr-Kürzel „SVFuA“.

„Unter allen Umständen“ eine robuste störfeste Verbindungen

Eine Presse-Info von Rohde & Schwarz vom gestrigen Montag (22. Juli) liefert weitere Details zur Dachmarke „Soveron“. Darin heißt es unter anderem, die Systemlösung „Soveron“ arbeitet mit den „hochdatenratigen und störsicheren SOVERON® WAVE Wellenformen für den taktischen robusten Einsatz auf der Ersten Meile, also passgenau für das Spektrum von Anforderungen an einen Gefechtsverband für Landes- und Bündnisverteidigung wie auch für internationale Einsätze zur Krisenbewältigung“.

Alle Geräte der „Soveron“-Wellenform-Familie bieten dem Hersteller zufolge die MANET-Funktionalität (MANET = Mobile Ad hoc Network). Rohde & Schwarz versichert: „Damit ausgestattete Funkgeräte fungieren als Router im IP-Netzwerkverbund und leiten die Informationen über weitere Kommunikationsknoten, sodass eine robuste störfeste Verbindung unter allen Umständen erhalten werden kann.“

Führungsfunkanbindung simultan mit Sprache und IP-Daten

Die für das Projekt „System Panzergrenadier VJTF 2023“ ausgewählten V-/UHF-Funksysteme von Rohde & Schwarz sollen die Führungsfunkanbindung simultan mit Sprache und IP-Daten vom abgesessenen Trupp bis auf die Zug- und Kompanieebene herstellen und halten. Es handelt sich um Handhelds (SDHR/„Soveron HR“) und Fahrzeugfunkgeräte (SDTR/„Soveron VR“), die mit dem bereits von der Bundeswehr beauftragten System SVFuA-System (Serienbezeichnung „Soveron D“) und den damit beschafften SDR-Wellenformen interoperabel sind.

Das beauftragte erste Los „Soveron D“ für Führungsfahrzeuge soll im ersten Halbjahr 2020 an die Truppe ausgeliefert werden.

In seiner Pressemitteilung weist das Münchner Unternehmens zum Schluss darauf hin, dass mit „Soveron“ als Gesamtansatz „eine nationale vertrauenswürdige Lösung“ existiere, die „aufgrund ihrer offenen Architektur mit eingeführten Funksystemen und Architekturen kompatibel und dabei gleichzeitig zukunftsfähig“ sei. Dies sei „auch für die Zukunftsfähigkeit im Rahmen des erst nach der VJTF 2023 wirkenden Großprojekts ,Digitalisierung von Landoperationen/Tactical Edge Networking‘ (D-LBO/TEN) für hochsichere und vertrauenswürdige interoperable Verbindungen von großer Bedeutung“.

„Soveron D“ biete dafür, so Rohde & Schwarz, „auch die Abwärtskompatibilität zur noch geraume Zeit in Nutzung befindlichen jedoch obsoleten analogen SEM-Funkgerätewelt“. Auch die Nachweise hierzu hätten vor Kurzem in weiteren Tests erbracht werden können.


Randnotiz                                  

Mobile Ad-hoc-Netze (MANET-Netzwerk) sind heute eines der aktivsten Forschungsgebiete im Bereich von mobilen Kommunikationssystemen. Klassische Netzwerke zur Funkkommunikation benötigen meist eine mehr oder weniger umfangreiche Infrastruktur im Hintergrund. Völlig ganz anders aufgebaut sind MANETs. Ein MANET ist ein vollkommen dezentral organisiertes Netzwerk, das spontan zwischen unterschiedlichen Geräten gebildet wird. Diese sind untereinander gleichberechtigt und fungieren als Router. Die Übertragungstechnik ist kabellos und benötigt keine fixe Infrastruktur.


Die Aufnahme zeigt die taktischen Software Defined Radios der „Soveron“-Familie von Rohde & Schwarz, mit denen nun Schützenpanzer Puma und die modularer Kampfausstattung „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) der Bundeswehr ausgestattet werden sollen. Die „Soveron“-Produkte (von links): „Soveron D“, „Soveron VR“, „Soveron HR“ und „Soveron AR“.
(Foto: Rohde & Schwarz)


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