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Bremen/Berne/Bremerhaven. Die Firmengruppe Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG hat die insolvente Elsflether Werft, den bisherigen Sanierer des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ der deutschen Marine, übernommen. Der Gläubigerausschuss stimmte dem Verkauf am heutigen Mittwoch (30. Oktober) zu. „Einstimmig“, wie Tobias Brinkmann, Insolvenzanwalt und Generalbevollmächtigter der Elsflether Werft, gegenüber der Presse sagte. Mit dem Erwerb hat die Lürssen-Gruppe auch einen wichtigen Auftrag ins Dock bekommen: Der Rumpf der „Gorch Fock“ wurde am Nachmittag von der Fassmer-Werft in Berne aus über die Weser zu einem rund 900 Meter entfernten Gelände der Lürssen-Werft geschleppt, der 2010 übernommenen Rolandswerft. Ob die bereits teilsanierte Dreimastbark hier oder in einer anderen Anlage von Lürssen weiter instand gesetzt wird, ist noch nicht bekannt.

Die Generalüberholung der „Gorch Fock“ wird seit Jahren von Pannen und explodierenden Kosten begleitet (wir berichteten in den vergangenen Jahren immer mal wieder über das Sanierungsprojekt, letztmalig im Mai dieses Jahres hier und hier). Die Instandsetzung des 61 Jahre alten Traditionsseglers soll nun bis zum Herbst 2020 abgeschlossen werden. Die ursprünglich geplanten Kosten von zehn Millionen Euro sind inzwischen auf 135 Millionen Euro gestiegen.

Im Juli war die „Gorch Fock“ bei der Fassmer-Werft im niedersächsischen Berne (Landkreis Wesermarsch) aufs Trockene gelegt worden. Hier in einer Halle des Unterauftragnehmers wurden weitere Arbeiten ausgeführt: Einbau von Leitungen für Frisch- und Abwasser, Verlegung von Kabelstrecken für die Elektrik, traditionell weißer Farbanstrich. Zuvor hatte die „Gorch Fock“ mehr als drei Jahre lang im Dock der Bredo-Werft am Labradorkai in Bremerhaven gelegen. Die Bremerhavener Weft war als Subunternehmen für die Elsflether Werft tätig gewesen.

Ergänzung des Reparatur-Portfolios kleinerer Marineeinheiten

Zum Erwerb der Elsflether Werft sagte heute ein Sprecher von Lürssen: „Wir freuen uns, mit der bereits am vergangenen Freitag erfolgten Genehmigung des Bundeskartellamtes und des am Sonntag unterzeichneten Kaufvertrages nun auch mit der Zustimmung des öffentlichen Auftraggebers zur Übernahme des Vertrages zur Sanierung der ,Gorch Foch‘ den Erwerb der Elsflether Werft erfolgreich abgeschlossen zu haben. Mit der Akquisition der Werft als Ergänzung zu unserem Reparatur-Portfolio kleinerer Marine-Einheiten erfolgt auch die Übernahme und Integration der mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unsere Werftengruppe.“

Zum weiteren Vorgehen bei der Sanierung des Segelschulschiffes würden in den kommenden Wochen weiterführende intensive Gespräche mit dem Kunden zum Übernahmevertrag geführt, so der Unternehmenssprecher. Weitere Details zur Akquisition der Elsflether Werft, die ab sofort unter dem Namen Elsflether Repairwerft GmbH firmiert, und zur Sanierung der „Gorch Fock“ wolle man momentan nicht geben.

Das Anlagevermögen der insolventen Werft soll von Lürssen für einen Preis von 3,57 Millionen Euro übernommen worden sein. Eine offizielle Bestätigung für diese Summe gibt es allerdings nicht.

Übergangslösung für Marine jetzt aus dem zivilen Bereich

Momentan warten Presseberichten zufolge rund 200 Offiziersanwärter an der Marineschule Mürwik noch auf ihre Ausbildungsfahrt. Normalerweise findet diese auf der „Gorch Fock“ statt. Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein soll jetzt das zivile Segelschulschiff „Alexander von Humboldt II“ als Übergangslösung dienen. Das erst acht Jahre alte Schiff wird dabei die rumänische „Mircea“, die bereits von der Bundeswehr als provisorische Lösung eingesetzt worden war, ablösen. Wie der NDR am 9. Oktober berichtete, entsprechen die sanitären Anlagen auf der „Mircea“ offenbar nicht mehr den Hygienestandards der deutschen Marine.

Laut NDR hat sich die Stammbesatzung der „Gorch Fock“ bereits mit der „Alexander von Humboldt II“ vertraut machen können. Zwischen Januar und März nächsten Jahres seien nun insgesamt fünf Ausbildungsfahrten geplant, die rund zwei Wochen dauern sollen, so der Sender. Außerdem sei vorgesehen, dass die angehenden Kadetten den Großsegler bei den beiden letzten Fahrten zurück nach Bremerhaven, den Heimatstandort des Schiffes, steuern.

Die „Alexander von Humboldt II“ wird normalerweise als Jugend- und Ausbildungsschiff eingesetzt wird. Sie löste 2011 das Vorgängerschiff gleichen Namens ab. Eigner und Betreiber ist die Deutsche Stiftung Sail Training, die der Sail Training Association Germany angehört. Im Mittelpunkt aller Stiftungsaktivitäten steht die „nachhaltige Förderung der Jugend“.


Zu unserem Bildmarerial:
1. Teilsanierter Rumpf des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ am 29. Oktober 2019 vor der großen Halle der Fassmer-Werft.
(Videostandbild: Quelle Regionalmagazin „buten un binnen“ von Radio Bremen)

2. Angedachte Übergangslösung bis zur Fertigstellung der Sanierung der „Gorch Fock“: das zivile Segelschulschiff „Alexander von Humboldt II“. Der Bau dieser Bark kostete einmal rund 15 Millionen Euro. Eigner und Betreiber ist die Deutsche Stiftung Sail Training.
(Foto: alex-2.de)

Kleines Beitragsbild: Heckansicht des Segelschulschiffs „Gorch Fock“.
(Foto: nr)


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