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Brüssel/Palmdale (Kalifornien, USA)/Sigonella (Sizilien, Italien). Premiere für den Militärflugplatz Sigonella auf Sizilien: Am gestrigen Donnerstag (21. November) landete dort um exakt 16:46 Uhr Ortszeit nach einer Atlantiküberquerung die erste von fünf NATO-Drohnen des Typs Northrop Grumman RQ-4D. Das unbemannte Luftfahrzeug war am Mittwochvormittag von Palmdale in Kalifornien gestartet und hatte gut 22 Stunden später die Main Operating Base für die künftige Bündnisfähigkeit „Gefechtsfeldaufklärung und -überwachung“ („Alliance Ground Surveillance“, kurz AGS) in Italien erreicht.

Das NATO-System AGS soll einmal aus den fünf unbemannten Luftfahrzeugen, die allesamt auf dem Typ RQ-4B (Block 40) Global Hawk von Northrop Grumman basieren, sowie einem umfangreichen Bodensegment bestehen (wir berichteten ausführlich). Der Erstflug des ersten RPA (Remotely Piloted Aircraft) der Allianz fand am 19. Dezember 2015 statt. Sobald einmal alle fünf RQ-4D auf der Heimatbasis Sigonella stationiert sein werden, beginnt eine sogenannte „Verifikationsphase“, um die vollständige Einsatzfähigkeit des AGS-Gesamtsystems zu erproben und sicherzustellen. Laut NATO erwartet man nach Übergabe an die AGS-Einheit (AGS Force) des Bündnisses eine erste Einsatzfähigkeit für das Frühjahr 2020.

Die schwere Drohne wurde in Sigonella von Brigadegeneral Volker Samanns, General Manager bei der NATO Alliance Ground Surveillance Management Agency (NAGSMA), entgegengenommen. Anwesend war unter anderem auch US-Brigadegeneral Phillip A. Stewart, seit dem 10. September 2018 Kommandeur der AGS Force.

Für die gemeinsame Sicherheit in Spitzentechnologie investieren

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte zum Flug der ersten Northrop Grumman RQ-4D von Kalifornien nach Sizilien: „Ich begrüße die Ankunft des ersten unbemannten Fluggeräts des Bündnisses für die Gefechtsfeldaufklärung und Gefechtsfeldüberwachung in Sigonella. Dieser Flug zeigt, dass wir entschlossen sind, die Allianz im Interesse unserer gemeinsamen Sicherheit zu modernisieren und dafür auch entsprechend in Spitzentechnologie zu investieren.“

Am Aufbau des AGS-Systems wollten sich ursprünglich 15 NATO-Länder beteiligen, mittlerweile gibt es wegen der hohen Kosten Aussteiger wie Dänemark oder Kanada. An Bord geblieben sind: Bulgarien, Deutschland, Estland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und die USA. Von den Aufklärungsergebnissen sollen einmal alle 29 Bündnismitglieder profitieren.

Über die Gesamtkosten für das NATO-AGS informierte die Bundesregierung letztmalig am 14. März 2019 in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken. Dort heißt es: „Dem NATO-Programm ,Alliance Ground Surveillance‘ liegt ein entsprechendes ,Programme Memorandum of Understanding‘ zwischen den Beschaffungsnationen zu Grunde, welches deren Beiträge für die Beschaffung und den Betrieb der Beschaffungsagentur auf insgesamt 1294 Millionen Euro [rund 1,2 Milliarden Euro] begrenzt. Für diese Obergrenze gilt der Preisstand des Jahres 2007. Die NATO-Mitgliedstaaten haben im Jahr 2012 beschlossen, die AGS-Betriebskosten auf rund 76 Millionen Euro pro Jahr – mit Preisstand des Jahres 2011 – zu begrenzen. Die NATO-Mitgliedstaaten haben sich auch darauf verständigt, dass anstelle einer Beteiligung an der [zuvor genannten] gemeinsamen Finanzierung grundsätzlich auch eine nationale Beistellung eigener, der NATO-AGS entsprechender Systeme in Betracht kommen kann.“

Im Zeitraum 2012 bis 2018 wurden von der Bundesregierung gemäß der getroffenen Vereinbarungen für die eigentliche Beschaffung rund 481,2 Millionen Euro gezahlt. Für den Bereich „Betrieb und Materialerhalt“ tätigte die Bundesregierung im Zeitraum 2013 bis 2018 bisher Ausgaben in Höhe von fast 16,3 Millionen Euro. Die deutschen Beitragsleistungen zur NATO AGS Management Agency betrugen im Zeitraum 2009 bis 2018 rund 24,7 Millionen Euro.

Einmal 132 Soldaten der Bundeswehr Teil des NATO-Verbandes auf Sizilien

In ihrer Antwort an die Linken vom März dieses Jahres machte die Bundesregierung auch nähere Angaben zum aktuellen und künftigen deutschen Personal für das NATO-AGS.

Knapp 80 Bundeswehrangehörige (Stand Februar 2019) sind Bestandteil des Elements „Dienstältester Deutscher Offizier des Deutschen Anteils der NATO AGS Force in Sigonella“ (DDO/DtA NATO AGS Force Sigonella). Dieses Personal wird im Schwerpunkt auf Dienstposten mit technisch/logistischen Aufgaben, Aufgaben aus dem Bereich „Stabsdienst und IT“, Aufgaben des militärischen Nachrichtenwesens oder als Führer unbemannter Luftfahrzeuge verwendet.

Neben dem Personal mit operativen Aufgaben werden in Sigonella weitere militärische und zivile Bundeswehrangehörige stationiert. Sie nehmen Verwaltungsaufgaben wahr, befassen sich mit der Erstellung von Grundlagendokumenten oder nehmen an einem Training teil.

Nach bisherigem Planungsstand wird die Bundeswehr einmal 132 Soldaten in der NATO AGS Force einsetzen. 122 sollen in Sigonella stationiert werden.

Bislang keine Ausweichsysteme oder Assistenzsysteme eingeplant

Momentan sind nach Angaben der Bundesregierung in der deutschen Luftwaffe drei Soldaten als Piloten (RPA-Führer) für die Global Hawk qualifiziert und zertifiziert; einer von ihnen ist fluglehrberechtigt. Aktuell gibt es in der Luftwaffe noch keine Pilotinnen als RPA-Führerinnen für die Global Hawk. Zielstrukturell sind bei NATO AGS Force für die Global Hawk 14 Dienstposten für Piloten vorgesehen. Darüber hinaus sollen einmal fünf deutsche Sensoroperateure bei der NATO AGS Force am System „Global Hawk“ eingesetzt werden.

Die volle Einsatzbereitschaft für die Global Hawk soll gemäß der Planungen im Jahr 2022 erreicht werden. Bis dahin sollen alle vorgesehenen Piloten und Sensoroperateure fertig ausgebildet sein.

Zum Schluss noch ein paar technische Angaben. Die NATO-Drohnen des Gesamtsystems AGS haben folgende Spezifikationen:
Länge 14,50 Meter
Spannweite 39,90 Meter
Gewicht 14.600 Kilogramm
Nutzlast 1400 Kilogramm
Flughöhe etwa 18.000 Meter
maximale Flugzeit gut 24 Stunden
Geschwindigkeit etwa 570 Stundenkilometer auf optimaler Höhe.

Die RPA sind mit dem Radarsensor „Multi-Platform Radar Technology Insertion Program“ (MP-RTIP) des Herstellers Northrop Grumman ausgestattet. Nach Kenntnis der Bundesregierung verfügen die NATO-Drohnen nicht über Ausweichsysteme oder Assistenzsysteme zur Vermeidung von Kollisionen in der Luft („Sense and Avoid“ oder „Traffic Alert and Collision Avoidance Systems“).


Die Aufnahme zeigt das unbemannte Luftfahrzeug vom Basistyp Global Hawk am 21. November auf der italienischen Einsatzbasis Sigonella unmittelbar nach der Landung. Das Bodenpersonal sichert das RPA auf der Abstellfläche.
(Foto: Christian Timming/HQ AIRCOM Ramstein/NATO)

Kleines Beitragsbild: Ankunft der ersten NATO-Drohne des Typs Northrop Grumman RQ-4D auf der Luftwaffenbasis Sigonella, Sizilien. Das RPA war am Vortag von Palmdale in Kalifornien zu seinem Transatlantikflug nach Europa aufgebrochen und hatte seinen Bestimmungsort nach rund 22 Flugstunden sicher erreicht.
(Foto: Christian Timming/HQ AIRCOM Ramstein/NATO)


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